Bogenhausen:Es bleibt wohl doch beim 100-Meter-Limit

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Die Bayerische Versorgungskammer will sich mit ihrer neuen Zentrale am Hochhaus-Bürgerentscheid von 2004 orientieren

Von Alfred Dürr, Bogenhausen

In München wird aller Voraussicht nach doch nicht die durch den Bürgerentscheid von 2004 festgelegte 100-Meter-Grenze beim Bau von Hochhäusern geknackt. Ursprünglich hatte die Bayerische Versorgungskammer (BVK) für ihre künftige Verwaltungszentrale an der Richard-Strauss-Straße ein Gebäude vorgesehen, das mit 115 Metern klar die Höchstmarke überschritten hätte. Wie am Samstag auf einer Informationsveranstaltung zu den Planungen für das neue BVK-Hauptquartier bekannt wurde, gilt für den bevorstehenden Architektenwettbewerb generell das 100-Meter-Limit. Lediglich im Rahmen einer Prüfvariante will man testen lassen, wie sich 115 Meter auswirken. Im März 2019 soll ein Sieger gekürt werden.

Aufbruch zu neuen Höhen, 14 Jahre nach dem Hochhaus-Entscheid? Gespräche mit Stadtratspolitikern hätten deutlich gemacht, dass es im Rathaus Vorbehalte gegen die Genehmigung von Häusern gibt, die nicht dem Willen der Mehrheit der Bürger aus dem Jahr 2004 entsprächen. Das sagte Claus Bruch, der örtliche Leiter des gemeinsamen Projekts der BVK und der Strabag Real Estate, auf dem Infotag für Anwohner, Gewerbemieter und Vertreter des Bezirksausschusses. Sollte die Hochhausstudie, die zur Zeit erarbeitet wird und die sich mit Standorten und Höhenentwicklungen im gesamten Stadtgebiet befasst, neue Erkenntnisse bringen, könne man immer noch über Höhenvarianten reden, sagte Bruch: "Aber im Moment gehen wir von 100 Metern aus."

Verschlossen: Die BVK will das ehemalige Siemens-Gelände zugänglich machen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Das war einem Anwohner aber immer noch zu viel. "Ein solches Bauwerk passt nicht in die Landschaft", sagte er. Im Umfeld befinde sich ein reines Wohngebiet, das vertrage kein Hochhaus. André Heimrich, Mitglied im BVK-Vorstand, verteidigte die Turm-Pläne: "Wir müssen aufpassen, dass die Versiegelung der Stadt nicht immer weiter geht." Das Projekt nehme Bezug auf den unmittelbar benachbarten Arabellapark mit seinen Hochhäusern, sagte Ute Michel-Grömling vom Planungsreferat. Das Gebiet an der Richard-Strauss-Straße sei für höhere Strukturen geeignet. Wichtig sei nun, wo genau das Hochhaus situiert werde. Das soll über den Architektenwettbewerb ermittelt werden.

2016 hatte die Bayerische Versorgungskammer das ehemalige Siemens-Areal mit seinen Bürobauten aus den Sechzigerjahren an der Richard-Strauss-Straße 76 erworben. Die sechs untereinander verbundenen, zwei-bis sechsgeschossigen Gebäude auf dem jetzt noch eingezäunten und wie eine Burg gesicherten Gelände sollen schon 2019 abgerissen werden. Von voraussichtlich 2024 an können hier die über drei Standorte im Araballapark verteilten BVK-Büros untergebracht werden. Am Mittwoch hatte der Stadtrat den Eckdatenbeschluss verabschiedet und damit den Weg für die weiteren Planungen freigemacht.

Die Teilnehmer des Infotags konnten sich beim Spaziergang rund um das Areal ein Bild von dem verschlossenen Grundstück machen. Große Veränderungen sind vorgesehen. Man müsse dann nicht mehr auf Trampelpfaden am Zaun entlang schleichen, sagten die Planungsexperten der Strabag. Das Quartier öffne sich, es gebe einladende Wege zum Denninger Anger. Belebung erhofft man sich durch eine für alle offenstehende Gastronomie, wahrscheinlich auch im obersten Stockwerk des Hochhauses mit Aussichtsplattform.

Noch herrscht überwiegend Skepsis bei den Anwohnern - vor allem auch im Hinblick auf den Verkehr, der durch die künftige Zentrale ausgelöst wird. "15 Jahre habe ich für den Richard-Strauss-Tunnel gekämpft, jetzt geht wieder alles von vorn los", sagte eine Anwohnerin. Man arbeite an einem Mobilitätskonzept, hieß es dazu, das möglichst viele Mitarbeiter abhalten soll, mit dem Auto zu kommen. Wohnungen wird die BVK auf dem Gelände nicht errichten, sie legt sich auch noch nicht fest, was mit den Bürogebäuden wird, die im Arabellapark frei werden.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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