Bogenhausen:Entspannung nicht in Sicht

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Im Garten des Biberbaus soll in einigen Wochen eine Schallschutzwand hochgezogen werden. Anwohner hatten geklagt. (Foto: Florian Peljak)

Der Konflikt um die Schallschutzwand, welche die Kita Biberbau errichten muss, geht nach dem juristischen Vergleich weiter

Von Birte Bredow, Bogenhausen

Das Verhältnis zwischen den Betreibern der privaten Kindertagesstätte Biberbau an der Vollmannstraße 59 und ihren Nachbarn war und ist schwierig. Eine geplante Lärmschutzwand zwischen den Grundstücken sollte die Situation eigentlich entspannen. Doch die anstehenden Bauarbeiten sorgen erneut für Streit.

Im November 2015 hatten der Vermieter des Kita-Gebäudes, die Betreiber Dunia und Helge Nils Köhling, die es mieten, und ihre Nachbarn einen außergerichtlichen Vergleich geschlossen. Unter anderem hielten sie darin fest, dass der Schallschutz auf dem Grundstück mit der Hausnummer 59 errichtet wird, um die Anwohner vor dem Toben der Kinder zu schützen. Vorausgegangen waren jahrelange Rechtsstreitigkeiten, die bereits 2011 begonnen hatten. Mehrere Nachbarn wollten damals verhindern, dass die Kita überhaupt einzieht. Begründet hatten sie es unter anderem mit nicht eingehaltenen Abstandsflächen. Außerdem grenzt mit "Elly & Stoffl" eine weitere private Kinderbetreuungseinrichtung an ihr Grundstück.

Nun soll eine Schallschutzfirma aus dem Rosenheimer Raum eine drei Meter hohe und dreißig Meter lange Holzwand an der Grundstücksgrenze installieren. Köhling habe die Nachbarn darum gebeten, dass die Bauarbeiter deren Gelände befahren dürfen. Das sei ihr verwehrt worden, obwohl es aus ihrer Sicht die Arbeiten deutlich vereinfachen würde: Die Auffahrt der Nachbarn grenzt direkt an die geplante Baustelle. "Bei ihnen müssten sie nur über Pflastersteine, bei uns aber über die Wiese fahren", sagt die Kita-Betreiberin. Ihre kleine Außenanlage mit Baufahrzeugen zu durchqueren ist schwierig. Damit die bis zu 1,50 Meter breiten und 3,5 Tonnen schweren Gefährte durchkommen, müsse sie eine Schaukel und ein Holzspielgerät abbauen. Für Köhling ist die Weigerung unverständlich: "Ich bin erstaunt über diesen grenzenlosen Egoismus."

Auch der Inhaber der Baufirma ist über das Verhalten der Nachbarn verärgert. "Das behindert die Arbeiten", sagt er. Rund zwei Tage mehr müsse er für den Bau einplanen. Insgesamt kommen auf den Biberbau etwa drei Wochen Einschränkungen aufgrund der Baumaßnahmen zu. Zunächst betonieren die Mitarbeiter der Firma Stahlsäulen in den Boden ein. Während das Material trocknet, stellen sie parallel die Holzwände in der Werkstatt her und bringen sie anschließend an. Dunia Köhling ärgert besonders, dass die Kinder die ersten Frühlingswochen deshalb kaum im Garten verbringen können.

Die Bewohner der angrenzenden Gebäude sind im Laufe des Konflikts vorsichtig geworden. Nur einer spricht mit der Süddeutschen Zeitung; und auch er möchte weder seinen Namen in der Zeitung lesen noch wörtlich zitiert werden. Er versteht die Vorwürfe nicht, es gehe schließlich nur darum, etwas umzusetzen, was vertraglich festgehalten sei. Auch Dunia Köhling hat damals zugestimmt, die Arbeiten von der Seite ihres Gartens aus durchführen zu lassen, wie sie einräumt. Der Nachbar widerspricht auch der Einschätzung, dass es die Baumaßnahmen erheblich erschwere, wenn die angrenzenden Grundstücke nicht befahren werden. Unter seiner Auffahrt verliefen Wasser- und Gasleitungen; schon deshalb sei es unmöglich, sie mit schweren Baufahrzeugen zu benutzen. Außerdem gibt er zu bedenken, dass er und die anderen Nachbarn den Kita-Betreibern bereits eine längere Frist zugestanden hätten. Voraussichtlich beginnen die Baumaßnahmen nun an diesem Montag, 3. April. Ob die Holzwand wirklich für dauerhaften Frieden in der Vollmannstraße sorgt, ist fraglich. Beim Verwaltungsgericht heißt es, dass bereits Verfahren gegen die Erweiterung einer anderen Kita im näheren Umkreis laufen.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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