Der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen hat eine Entscheidung über die Einführung des Parkraum-Managements in Altbogenhausen vertagt. Die Stadtviertelvertreter fordern von der Verwaltung zunächst eine weitere, aktuelle Zählung für die Parkstadt Bogenhausen. Die jüngste Untersuchung vom April dieses Jahres hatte ergeben, dass dort die Auslastung des Parkraumes nicht hoch genug ist, um ein Lizenzgebiet zu rechtfertigen. Der Bezirksausschuss will die Parkstadt aber unbedingt einbeziehen. Er befürchtet, dass das Wohngebiet vom Suchverkehr überrollt wird, falls das Parken auf der anderen Seite des Mittleren Rings künftig Geld kostet.
Das Thema Parklizenz ist in Bogenhausen seit Jahren umstritten. Auf der einen Seite stehen Dutzende Anträge von Bürgern, die Lizenzgebiete fordern. Der jüngste, der den BA erreichte, datiert vom 28. Oktober und fasst die Argumente zusammen: "Autofahrer, die im Landkreis Ebersberg und Erding wohnen, (. . .) parken bei uns und begeben sich mit der U 4 in die Innenstadt, auf die Wiesn etc.", heißt es da. Wenn Veranstaltungen im Prinzregententheater oder im Ärztehaus an der Mühlbaurstraße stattfinden, sei es "für uns aussichtslos, einen Parkplatz zu bekommen". Und das bestehende Lizenzgebiet an der Grillparzer-straße in Haidhausen "verschiebt" den Parksuchverkehr "in unsere Richtung".
Eine Infoveranstaltung des Bürgergremiums im November zeigte aber auch, dass andere Anwohner die Parklizenz kategorisch ablehnen - der Parkdruck sei gar nicht so schlimm. Ein Lizenzgebiet stelle keine Lösung dar, sondern verdränge den Suchverkehr nur in ein anderes Viertel. Und letztlich profitiere lediglich die Stadt, die mit den Lizenzen Geld verdiene.
Auch der Bezirksausschuss stand dem Parkraum-Management jahrelang ablehnend gegenüber, beschloss aber vor drei Jahren, seine Entscheidung zu überprüfen. Dazu forderte er Verkehrszahlen von der Stadtverwaltung an, die im April dieses Jahres erhoben wurden und seit Herbst in einer Untersuchung aufbereitet sind. Ergebnis: Im Vergleich zur ersten Zählung, die 2009 stattgefunden hat, gibt es keine wesentlichen Veränderungen. Nach wie vor wäre es möglich, in Altbogenhausen vom Isarhochufer bis zum Mittleren Ring zwei Lizenzgebiete auszuweisen. Dort ist der Grenzwert von 98 Prozent Parkplatz-Belegung zumindest zu bestimmten Tageszeiten erreicht oder überschritten. Im Bereich Holbeinstraße liegt die Auslastung zwischen 80 und 102 Prozent, im Bereich Mühlbaurstraße ziemlich gleichmäßig zwischen 96 und 99 Prozent.
Anders sieht es in der Parkstadt Bogenhausen aus, dem Wohngebiet außerhalb des Mittleren Rings, das sich direkt an die beiden potenziellen Lizenzgebiete anschließt. Zwischen Ring und Gotthelfstraße zählte die Stadtverwaltung eine Auslastung von 89 bis 91 Prozent; das liegt deutlich unter dem Grenzwert. In der östlichen Hälfte des Quartiers bis zur Weltenburger Straße sind es sogar nur noch 55 bis 66 Prozent.
Der Bezirksausschuss fürchtet aber, dass die Pendler ihre Autos künftig einfach in die Parkstadt stellen. Daher soll das Viertel unbedingt ins Parkraum-Management einbezogen werden. Alles andere habe wegen des Verdrängungseffektes keinen Sinn, heißt es im Beschluss der Lokalpolitiker, der in der Sitzung einstimmig und ohne Diskussion gefällt wurde. Vorausgegangen war offenbar ein Treffen aller Fraktionssprecher, die sich auf diese Vorgehensweise geeinigt hatten. "Eine abschließende Entscheidung kann erst getroffen werden, wenn neue Zahlen vorliegen", erklärt der Bezirksausschuss. Erneut soll die Stadtverwaltung die westliche Hälfte der Parkstadt bis zur Gotthelfstraße untersuchen.