Blindgänger:Fliegerbombe in Schwabing entschärft

Lesezeit: 2 min

Sprengmeister Martin Tietjen mit der entschärften Bombe (Foto: Florian Peljak)

In Schwabing ist eine 125 Kilogramm schwere Fliegerbombe gefunden worden - unweit des Schwabinger Klinikums. Knapp 2000 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Die Bombe konnte noch am Dienstagabend entschärft werden.

Von Stephan Handel und Thomas Schmidt, München

Bauarbeiter haben am Dienstag in Schwabing eine Fliegerbombe entdeckt. Knapp 2000 Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen, rund um den Fundort wurden alle Häuser in einem Umkreis von 200 Metern evakuiert. Der Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg konnte noch am Abend entschärft werden.

Der 125 Kilogramm schwere Blindgänger wurde gegen 14 Uhr bei Baggerarbeiten auf einem Privatgrundstück an der Ecke Tristan- und König-Marke-Straße freigelegt. Laut Angaben des Sprengmeisters Martin Tietjen trug er einen konventionellen Aufschlagzünder. "Es ist eine gute Bombe", urteilte er, weil sie vergleichsweise einfach zu entschärfen sei.

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(Foto: Robert Haas)

Rund um den Fundort wurden alle Häuser in einem Umkreis von 200 Metern evakuiert.

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(Foto: Florian Peljak)

Sprengmeister Martin Tietjen konnte die 125 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen.

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(Foto: Stephan Handel)

Es sei eine "gute Bombe", hatte der Sprengmeister zuvor gesagt. Gut deswegen, weil sie einen einfachen Zünder hatte.

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(Foto: Robert Haas)

Ein Großaufgebot an Feuerwehr und Polizei sperrte die Straßen in der Umgebung ab. Die Räumung der Häuser verlief geordnet und ruhig.

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(Foto: Robert Haas)

Knapp 2000 Anwohner mussten ihre Wohnungen räumen. Einige Patienten in der nahen Klinik wurden in andere Zimmer verlegt.

Die etwa einen Meter lange und 30 Zentimeter dicke US-amerikanische Bombe, die laut Tietjen mit 60 Kilogramm Sprengstoff bestückt ist, lag in der Nähe des Schwabinger Klinikums. Patienten mit Zimmern in Richtung Fundstelle wurden in andere Räume des Krankenhauses verlegt. Die Polizei sperrte zudem die umliegenden Straßen und richtete Betreuungsstellen im Sophie-Scholl- und Willi-Graf-Gymnasium ein. In der Parzivalstraße fuhr ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr auf, insgesamt waren etwa 360 Einsatzkräfte beteiligt. Der Verkehr wurde im direkten Umfeld zwar beeinträchtigt, ein größeres Chaos blieb aber aus. Auch die Räumung der Häuser verlief nach Angaben der Polizei geordnet und ruhig.

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Sprengmeister verschiebt Einsatz

Die Entschärfung war zunächst auf 20 Uhr angesetzt, doch ausgerechnet um diese Zeit war ein Krankenwagen zum Schwabinger Klinikum unterwegs, an Bord befand sich ein Kind mit schweren Brandverletzungen. Damit der Sanka ungehindert zum Krankenhaus fahren konnte, verschob der Sprengmeister seinen Einsatz.

Um 20.38 Uhr war die Bombe schließlich entschärft. "Sie war in gutem Zustand und nicht sehr tief im Boden", erklärte Tietjen anschließend, "ein Standardfall." Die Sperrungen wurden aufgehoben und die Anwohner konnten in ihre Häuser zurückkehren. Der Fund weckt Erinnerungen an die Schwabinger Fliegerbombe, die am 28. August 2012 explodierte. Damals hatten Bauarbeiter den Blindgänger beim Abriss der ehemaligen Kneipe "Schwabinger 7" an der Feilitzschstraße entdeckt. Der Sprengkörper war mit 250 Kilogramm gewaltiger als die Bombe, die nun gefunden wurde.

Der Sprengmeister war damals machtlos gegen den chemischen Langzeitzünder, eine Glasampulle mit Aceton. "Schon ein kleiner Schlag könnte für eine Explosion ausreichen", warnte er. Experten entschlossen sich, die Bombe kontrolliert an der Fundstelle zu sprengen. Eine gewaltige Druckwelle erschütterte das Viertel. Scheiben barsten, Dachstühle gerieten in Brand, entzündet von brennendem Stroh, das die Druckwelle dämmen sollte. Ein Feuerball leuchtete über den Dächern Schwabings, die Detonation war kilometerweit zu hören. Ein Modegeschäft in der Nähe des Sprengplatzes brannte komplett aus. Doch verletzt wurde niemand.

© SZ vom 29.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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