Die Musik ist wohl gesetzt. Zum Beispiel als Antonia Brico (Christanne de Bruijn) in Berlin Ende der Zwanzigerjahre bei dem herrischen Dirigenten Karl Muck Unterricht bekommt. Er sagt ihr, sie solle - wenn sie schon als Frau vor 100 Männern stehe - doch bitte härter auftreten. Also bellt sie den Männern entgegen, dass sie Forte anstatt eines Mezzofortes spielen sollen. Das tun die dann auch, in Dvořáks "Symphonie aus der Neuen Welt" und in dem Moment, in dem das Thema von sirrendem Moll in glänzendes Dur kippt, taucht Antonias Liebschaft Frank Thomson (Benjamin Wainwright) auf: gleißende Wiedersehensfreude, Gänsehautmusik. Oder zu Beginn, als sie Bach auf dem Klavier spielt, verstockt, ohne Gefühl und mechanisch und darüber eine Diskussion entbrennt, ob Bachs Musik mathematisch oder göttlich oder beides sei. Oder als ihr Robin, die große Hilfe in ihrem Leben, den Swing am Klavier nahe bringt. All diese Musik und deren Interpretation funktionieren prima in Maria Peters Biopic über eine der ersten Dirigentinnen der Welt.
Der Plot, die zum Teil doch sehr platt gezeichneten Charaktere (wie etwa Frank Thomsons versnobte Mutter) und die Abziehbildchen-Dramaturgie aber werden der Musik nicht gerecht. Schöne, glatte Bilder zeichnen ein hübsches Bild der Zwanzigerjahre, zunächst in New York, später in Amsterdam und Berlin. De Bruijn spielt Brico leidenschaftlich, anarchisch und willensstark. Doch ein wenig mehr Unvorhersehbares, ein paar mehr Brüche würden einem Film über eine so mutige Frau gut stehen.
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Die Dirigentin , Regie: Maria Peters