Bilder des Tages: München im November:Die Weihnachtsmarktsaison hat begonnen

Weihnachtslichter beleuchten den Viktualienmarkt, 18 zusätzliche Standl verkaufen Heißgetränke und Süßspeisen. Kurz, es gibt noch mehr als sonst.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Nach Karl Valentin wird's erst ruhiger, wenn die sogenannte staade Zeit vorbei ist. So gesehen wird er, der Valentin, auf seinem Brunnen noch ein bisserl warten müssen, ging es mit dem "Winterzauber" auf dem Münchner Viktualienmarkt doch eben erst los. Überall beleuchten Weihnachtslichter den Markt, 18 zusätzliche Standl verkaufen Heißgetränke und Süßspeisen, kurz, es geht noch mehr zu als sonst. Vorbei ist's mit all dem Zauber erst zu Heiligdreikönig.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Es gebe dicke Bretter zu bohren, sagt Katarina Barley. Die Bundesjustizministerin ist am Mittwochabend nach München gekommen, um in der Residenz mit Moderatorin Karoline Meta Beisel (SZ) und etwa 250 Studentinnen und Studenten darüber zu diskutieren, wo der Staat im Internet an seine Grenzen stößt. Das Institut für Kommunikationswissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), die Süddeutsche Zeitung, jetzt.de und die Bayerische Akademie der Wissenschaften haben in den Saal der Akademie eingeladen, um über die Macht von Internetkonzernen zu sprechen, über Datenschutz bei sozialen Netzwerken und zum Beispiel über das Urheberrecht. Bei dieser Frage etwa stünden sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber, sagt Barley: hier die Kreativen, die ihre Werke geschützt sehen wollen, und dort die Digitalen, die völlige Freiheit im Netz fordern. Die Wahrheit liege wohl irgendwo in der Mitte - und sie, die Bundesjustizministerin, habe da eine undankbare Rolle. "Ich werde am Ende auf jeden Fall verhauen", sagt Barley. "Aber das ist dann vielleicht auch ein Zeichen, dass man einen vernünftigen Ausgleich gefunden hat."

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Stück weit erinnert sie an Friedensreich Hundertwassers Türme. Nur dass die 21 Meter hohe Skulptur "Freiham Folly" des Künstlerduos Heike Mutter und Ulrich Genth mit ihrer bunten Kachel-Optik weder begeh- noch bewohnbar ist. Sie soll vielmehr eine weithin sichtbare Orientierungsmarke im neuen Wohn- und Gewerbequartier im Münchner Westen sein. Bei der am Dienstag in Angriff genommenen Aufstellung mit Hilfe mehrerer großer Autokräne wurden die zwei vorgefertigten Hälften der Skulptur an Ort und Stelle verbunden und auf das bereits fertiggestellte Fundament gesetzt. Die Arbeiten sollen voraussichtlich bis zum Donnerstag abgeschlossen sein. Als "Folly" - es steht im Englischen für Verrücktheit - wurde im 18. Jahrhundert ein extravaganter Landschaftszierbau bezeichnet, der zu einer emotionalen und fast märchenhaften Atmosphäre des Parks beitragen sollte. Der "Freiham Folly" besteht aus vorpatinierten Kupferblechen in unterschiedlichen Farbtönen und weckt damit sowohl Assoziationen an ein orientalisches Minarett als auch an einen Maibaum. Das Projekt wurde vom Stadtrat im September 2017 beschlossen und soll eine identitätsstiftende Wirkung für den neuen Stadtteil haben.

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(Foto: Florian Peljak)

Zum 16. Mal veranstaltet der Freundeskreis der Pinakothek der Moderne (PIN.) seine Pin-Party, die dazu dient, Geld für neue Ankäufe zu sammeln und den Glanz der Sammlung zu mehren. Dazu stellen Galerien, Künstler und Mäzene eigene Werke für den guten Zweck zur Verfügung. Aber diese inzwischen hochprofessionalisierte und von Sponsoren wie Rolls Royce und der Allianz unterstützte Veranstaltung ist auch ein Galaabend der Münchner Gesellschaft. Eine Party, bei der die 800 Kunstfreunde - das Haus Wittelsbach ist gleich sechsfach vertreten - mit reichlich Champagner in jene euphorisierte Stimmung gebracht werden sollen, in der man gerne die Hand hebt. Sofern man zu den Glücklichen gehört, die sich das Bieten leisten können.

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(Foto: Florian Peljak)

Fast die Hälfte der versteigerten Kunstwerke stammte dieses Mal von Frauen - und damit so viele wie noch nie. Galerien, Sammler und Künstler wie Geta Bratescu, Tim Eitel, Olafur Eliasson, Cécile B. Evans, Sylvie Fleury, Isa Genzken und Wolfgang Tillmans hatten Werke zur Versteigerung eingereicht. Das Werk "Untitled"" von Genzken erzielte mit 100 000 Euro den höchsten Erlös des Abends. Insgesamt sind bei der Benefizauktion eine Million Euro für die Pinakothek der Moderne und das Museum Brandhorst zusammengekommen.

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(Foto: Robert Haas)

Verdis Otello war als Münchner Premiere des Jahres angekündigt. Jonas Kaufmann (mitte), der Lokalmatador, sang die Titelpartie. Kaufmann! Otello! Dazu Anja Harteros (rechts) als Desdemona und der kanadische Tenor Gerald Finley (links) als Jago! Wenn von Liverpool die Beatlemania ausging, dann gibt es in München eine Jonaskaufmania. Sie machte sich am Freitagabend schon auf der Treppe vor dem Nationaltheater bemerkbar: So viele Frauen und Männer aller Altersstufen, die Zettel mit der Aufschrift "Suche Karte" in die Höhe hielten, standen hier wohl noch nie Spalier für die Premierenbesucher. Die Ticketsucher in der Parkgarage mitgerechnet, waren es mindestens dreißig. Vierstellige Summen sollen für Eintrittskarten bezahlt worden sein. Viele Besucherinnen nutzten Otello, Kaufmann und die niedrigen Temperaturen, um ihr Nerzerl mal wieder aus dem Pelzschrank zu holen.

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(Foto: Robert Haas)

Gesungen wurde auch. Und dirigiert vor allem. Kirill Petrenko (mittig) und sein Staatsorchester erhielten am Ende den stärksten Beifall. In der Pause hatten die Kaufmann-Fans noch gefachsimpelt, "Otello" sei bestimmt nicht Verdis eingängigste und leichteste Oper für Tenöre wie Kaufmann - und dann eben auch für ihr Kaufmann-Fans selbst. Ausgesprochen gut kamen bei den Zuhörerinnen und Zuhörern Anja Harteros und der amerikanische Bariton Gerald Finley an. Und, na klar, auch Kaufmann, wobei seine Bühnenfrisur Irritationen auslöste. Der naturlockige Jonas mit Kurzhaarschnitt?!?! Die eingefleischtesten Fans, die sich zur Premierenfeier nach der Vorstellung Zugang verschafft hatten, konnten das nicht einmal überprüfen, weil Jonas Kaufmann die Premierenfeier ausfallen ließ. Dafür wurden Regisseurin Amélie Niermeyer und Gerald Finley gefeiert. Auch von den Kaufmann-Fans.

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(Foto: Jan A. Staiger)

Noch ist Herbst, auch wenn es sich an manchen Tagen nicht so anfühlt. Es gab in dieser Woche schon Schnee, die Verkäufer von Maronen machen gute Geschäfte an ihren Öfen und vor den Bars stehen am Abend nur noch die hart gesottenen Raucher. Am Marienplatz werden gerade die Buden für den Christkindlmarkt aufgebaut, der in der kommenden Woche eröffnen wird, und an manch anderen Ständen sieht man auch schon die ersten Vermummten, die sich die Hände am Glühwein wärmen. Noch aber ist Herbst, denn der Winter beginnt offiziell erst im Dezember - auch wenn ein Blick auf die Wettervorhersagen für die kommenden Tage etwas anderes glauben lässt. Es soll noch einmal schneien, mit etwas Glück sogar an dem Tag, an dem auch der Weihnachtsmarkt eröffnen wird. Wenn man Ende Dezember dann auf das Jahr zurückblicken wird, wird einem der Herbst wohl kaum im Gedächtnis geblieben sein. Der Sommer endete spät. Und dann begann es auch schon wieder zu schneien.

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(Foto: Robert Haas)

Die Münchner Menschheit teilt sich in zwei Gruppen. Jene, die sagen: "Ach schon wieder Tollwood?" und welche, die sagen: "Endlich wieder Tollwood!" Die zweite Gruppe wird sich freuen, dass das Winter-Tollwood an diesem Freitag wieder losgeht. Jene werden sagen: "Da gehen wir nicht hin", die anderen werden sagen: "Wann gehen wir hin?" Jene, die hingehen, werden zuerst das Werk des Künstlers Adam Stubley passieren (Foto links), einen acht Meter hohen, aus Draht geflochtenen Lichterbaum. Dahinter wartet in diesem Winter zum Beispiel die australische Gruppe "Circus Oz", die ihre Artisten in "Model Citizen" auf riesigen Kreditkarten und überdimensionalen Wäscheklammern balancieren lässt. Und der "Caveman" verteilt zum unfassbaren 2000. Mal Beziehungstipps aus der Zeit der Neandertaler. Ähnlich komplex dürften die Auftritte des Nilpferd Nellie werden, das während des Festivals immer wieder übers Gelände wackeln wird. Mal freundlich, mal mürrisch grunzend. Keine Sorge, Nellie ist, ganz im Sinne von Tollwood, kein echtes Tier, aber eine verblüffende Nildpferd-Nachbildung der Gruppe Teatro Pavana.

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(Foto: Jan A. Staiger)

Imposant ist er ja schon, der Bär auf einem Sockel an der Gebsattelbrücke - aber was hat er hier, in der Au oberhalb der Mariahilfkirche, überhaupt verloren? Ist es der Berliner Bär, der womöglich preußische Herrschaftsansprüche in der bayerischen Landeshauptstadt symbolisiert? Nein, ganz so schlimm ist es nicht. In ihrem Buch "München in 50 Antworten" schreibt die Journalistin und Stadtführerin Corinna Erhard, es handle sich um den Korbiniansbären, das Wappentier des ersten Freisinger Bischofs. Der Sage nach hat der Bär das Lasttier des heiligen Mannes gerissen, als dieser sich Anfang des achten Jahrhunderts auf der Pilgerfahrt nach Rom befand. Mit Gottes Hilfe bändigte Korbinian daraufhin das Raubtier und zwang es, das Reisegepäck nach Rom zu tragen. Der Namensgeber der Brücke, Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel, war 1821 zum ersten Bischof der neu geschaffenen Erzdiözese München-Freising geweiht worden, wodurch der Korbiniansbär nun auch ein Standbein in München hatte. Konzipiert hat die im Jahr 1901 errichtete Brücke der Architekt Theodor Fischer; der aus einem Muschelkalksteinblock gehauene Bär ist ein Werk des Bildhauers Viktor Schneiber. Seinerzeit schrieben die Münchner Neuesten Nachrichten, das 450 Zentner schwere Trumm möge die Spaziergänge an jene ferne Zeit erinnern, "da draußen in der Wildnis noch richtige Bären hausten". Im Vergleich dazu darf die Au mittlerweile als zivilisiert gelten.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Leise ist er gerieselt, der Schnee, wie es seine Art ist. Wie eine feine Schicht aus Puderzucker hat er sich in der Nacht zum Montag über München gelegt. Der kleine Brunnen im Park bei der Maximilianskirche ist mit einer Holzverschalung vor dem Frost geschützt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wenige Meter weiter spazieren Menschen und sitzen Vögel an der Isar, die durch eine plötzlich in Pastellfarben gehaltene Landschaft fließt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wer die Kräutertöpfe und Tomatenstauden auf dem Balkon noch nicht abgeerntet hat, sollte sich jetzt besser beeilen. Auch für Dienstag sagt der Wetterbericht Rauhreif, Niesel und Schnee voraus.

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(Foto: Catherina Hess)

Violett leuchtete der Olympiaturm am Samstagabend, um an Babys zu erinnern, die weit vor dem errechneten Termin geboren werden. Die Münchner Stiftung European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) hatte den 17. November vor zehn Jahren zum Welt-Frühgeborenen-Tag erklärt. Jedes zehnte Baby kommt vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt, 15 Millionen Kinder jedes Jahr. Das kann langfristige und lebensgefährliche Folgen haben. EFCNI-Gründerin Silke Mader brachte selbst viel zu früh Zwillinge zur Welt, fühlte sich unzureichend informiert und nicht einbezogen. Sie setzt sich seither international für Frühchen und deren Eltern ein.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Über raschelndes Laub spazieren, die Strahlen der Sonne genießen, frische Luft atmen: Am Samstag zeigt sich der Herbst noch einmal von seiner besten Seite - eine wunderbare Gelegenheit für einen Spaziergang. Nächste Wochen könnte es laut Prognosen dagegen richtig winterlich werden und sogar schneien.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Sinkt die trockene Luft im Herbst zu Boden, treten die Konturen der Landschaft umso klarer hervor. Als farbenprächtige Zauberwelt zeigt sich der Sylvensteinspeicher in der derzeitigen Hochdruckphase. Die Wanderer können dem aufgestauten See bis auf den Grund schauen. Das Wasser schimmert in allen Tönen von Gelb über Grün bis Blau-Türkis, und auf der ruhigen Seeoberfläche spiegeln sich die waldbestandenen Berge so, dass man fast die kleinste Nadelspitze erkennen kann.

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(Foto: dpa)

Das mit den Lebkuchen hat ja schon wieder angefangen, bald kommen auch noch die Plätzchen, und dann ist es kein Wunder, wenn die Wampe wieder über den Gürtel hängt. Die Lösung: Einfach ein neues Gürtelloch bohren. So in etwa haben das auch die Techniker am Münchner Flughafen gemacht. Weil der Airbus A380 nun mal das größte Passagierflugzeug der Welt ist und einfach nicht durch das Tor der Wartungshalle passt, haben die Mitarbeiter neue Tore mit einem Loch in der Mitte montiert. Die Heckflosse ragt nun aus der Halle heraus - der Rest des Airbus A380 steht auch bei kalten Temperaturen im Warmen. Nun könnten die Techniker den Flieger im Winter bei geschlossenen Türen warten, sagt ein Flughafen-Sprecher. Damit es nicht zieht, dichtet ein Schlauch die Konstruktion ab. "Dem Flugzeug macht die Kälte nichts aus, es fliegt ja auch bei minus 60 Grad", sagte der Sprecher. Es gehe um das Wohl der Mitarbeiter.

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(Foto: Robert Haas)

Die Gemeinde Farchant im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hat der Stadt München in diesem Jahr den Christbaum für den Marienplatz gespendet. Der Baum jedenfalls, eine stolze, 25 Meter hohe und 142 Jahre alte Fichte, geht durchaus als werbetauglich durch. Er ist sehr dicht und gerade gewachsen - und CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl, der die Fichte am Montag von Farchants Bürgermeister Martin Wohlketzetter (SPD) in Empfang nahm, sagt ihr schon jetzt eine zweite Karriere als Maibaum voraus.

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(Foto: Herbert Stolz)

Am Sonntag um kurz nach elf Uhr steht Walter Kuhn auf der mobilen Bühne am Königsplatz und schaut auf die Menschenmenge und 3200 stilisierte Mohnblumen. Sie sind das Erinnerungssymbol im Commonwealth für die Kriegsopfer. Der ehemalige Stadtplaner hat die "Poppies" nähen und in die Wiese stecken lassen.

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(Foto: Robert Haas)

Auch wenn der Münchner Fasching eigentlich erst am 6. Januar beginnt: Hinter den rheinischen Jecken wollen die als rosa Hasen oder düstere Wikinger verkleideten bajuwarischen Narren nicht zurückstehen - deshalb hat auch die närrische Jahreszeit in München am 11.11. um 11.11 Uhr ihren Auftakt, am Viktualienmarkt im Fall der Faschingsgesellschaft Narrhalla, am Marienplatz feierte die Würmesia. Im Jubiläumsjahr ist einiges geboten.

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(Foto: Robert Haas)

Der Prinz der Narrhalla, Fabrician Prankl, vor 26 Jahren in München geboren, in seiner Jugend als Pfadfinder aktiv, hat schon seit Jahren nach Prinzenehren gestrebt. Seine Prinzessin, Sarah Zahn, kommt aus Dachau, ist noch fünf Tage lang 22 Jahre alt und seit Januar "Miss Bayern". Erstmals gibt es auch ein Kinderprinzenpaar: Juli Olbertz und Marcus Parzefall, beide neun Jahre alt.

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(Foto: Jan Staiger)

Einen Monat nach Ende des Oktoberfests laufen noch immer die letzten Aufräumarbeiten auf der Theresienwiese. Die ungestüme Quadriga, die normalerweise samt goldiger Bavaria das Dach des Marstallzelts ziert, ist sozusagen der Rest vom Fest. In gut zwei Wochen wird es dann auch schon wieder weihnachtlich. Am 23. November beginnt das Wintertollwood-Festival.

23 / 26
(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Sonne ist zurück und macht den Herbst in München wieder golden - wie hier am Weßlinger See. Am Ufer und im Wasser.

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(Foto: Bastian Krack / BNM)

Neuerwerbung eines spektakulären Gläserkühlers: Auf wohltemperierte Getränke legten bereits die fürstlichen Tafelgesellschaften im 18. Jahrhundert großen Wert: Ein Gläserkühler hielt daher auf dem Silberbuffet eiskalte Weingläser bereit. Ein besonders prächtiges Exemplar des Augsburger Goldschmieds Johann Friedrich Breuer konnte kürzlich das Bayerische Nationalmuseum im Münchner Kunsthandel erwerben. Das spektakuläre Stück gilt als bedeutendes Zeugnis der Augsburger Goldschmiedekunst des Barock und ergänzt die umfassende Sammlung zur höfischen Tafelkultur. Der Gefäßtyp ist heute kaum noch bekannt. In den im unteren Bereich nahezu kreisförmig ausgeschnittenen Gefäßrand wurden Weingläser kopfüber eingehängt, so dass deren Kuppa im Eiswasser gekühlt werden konnte. Gläserkühler in so herausragender Qualität wie das Stück aus der Werkstatt des Silberschmieds Johann Friedrich Breuer (Meister in Augsburg 1705-1753) sind heute eine absolute Rarität.

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(Foto: Florian Peljak)

Alexander Rotter steht in den düsteren und staubigen Katakomben der Riemerschmid-Wirtschaftsschule an der Frauenstraße, und wie ein Zirkusdirektor, der seine beste Nummer präsentiert, verkündet er: "Hier unten begann die technische Revolution, in der München in puncto Elektrifizierung Metropolen wie Berlin den Rang abgelaufen hat." Davon aber ist in den unheimlichen Kellerräumen auf den ersten Blick wenig zu sehen: Die Turbinen, Schwungräder und Generatoren, die diese technische Revolution verkörperten, sind längst verschwunden, auch der Katzenbach, der die Apparate antrieb, ist mittlerweile trockengelegt. An den Kellerwänden aber hat er schwarze Ablagerungen hinterlassen, und je mehr man sich in den Katakomben umsieht, desto mehr Spuren des einstigen technischen Wunders sieht man.

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(Foto: Robert Haas)

So schön kann eine Kopie sein! Denn um eine solche handelt es sich bei der Neptun-Figur, die als letzte noch fehlende Bronzeskulptur nach der Neugestaltung des Gartens in den Königsbauhof der Münchner Residenz zurückgekehrt ist. Mit hoch erhobenem Dreizack begrüßt der Neptun dort die Museumsbesucher, die von der Residenzstraße her eintreten. Auch wenn der fein modellierte Wassergott, dessen muskulöser, schon vom Alter gezeichneter Körper von Vorbildern Peter Paul Rubens inspiriert ist, "nur" eine Kopie ist, dürfte er seine Wirkung auf die Besucher nicht verfehlen. Das Original hat der Augsburger Bildhauer Georg Petel im frühen 17.Jahrhundert geschaffen. Lange war die Bronze im Freien gestand. Witterung und Schadstoffe hatten ihr arg zugesetzt und die Oberfläche korrodieren lassen. Deshalb wurde die Skulptur 1980 vom Königsbauhof ins Innere der Residenz gebracht, wo sie zusammen mit zwei älteren Satyr-Figuren und den Figuren zweier Quellgötter einige Jahre in den Bronzesälen zu sehen war, zuletzt sogar gemeinsam mit der Kopie. Aus den Bronzesälen stammt auch der Sockel, auf der der Neptun im Königsbauhof nun steht. Auch schön, dieses Original.

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