Bilanz des Zolls 2012:Echsen im Koffer, Kokain im Haar

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Unter anderem retten Zöllner im Jahr 2012 Dornschwanzagamen aus dem Oman das Leben. (Foto: dpa)

Die Bilanz des Münchner Zolls für das Jahr 2012 weist einige aufsehenerregende Funde aus. Oft ist allerdings gar nicht die Art der geschmuggelten Ware spektakulär, sondern die schiere Menge.

Von Florian Fuchs

Als der Passagier einer der Echsen vor den Augen der Beamten auch noch den Kopf abbeißen wollte, da zweifelten die Zöllner endgültig an seiner Zurechnungsfähigkeit. 49 Reptilien in Stoffsäcken hatte der 28-Jährige in seinen Koffer gepackt und wollte damit nach einer Reise in den Oman am Münchner Flughafen durch die Zollkontrolle spazieren. Als die Beamten ihn fragten, was er mit den 31 artengeschützten Dornschwanzagamen und den übrigen Geckos und Felseneidechsen vorhabe, antwortete der Münchner: "Die will ich mir zum Essen zubereiten."

Der Fall aus dem Mai 2012 war wohl die kurioseste Kontrolle des Münchner Zolls im vergangenen Jahr, aber bei weitem nicht die einzige: 6,9 Milliarden Euro hat der Zoll im Jahr 2012 an Bußgeldern, Abgaben, Strafgeldern und Steuern erwirtschaftet, wie es Sprecher Thomas Meister nennt. Insgesamt wurden rund 119 Kilogramm Rauschgift sichergestellt.

Bei der Markenpiraterie verzeichnete der Münchner Zoll, der für die Stadt, die Landkreise München und Fürstenfeldbruck sowie den Flughafen zuständig ist, 455 Verstöße mit 235.000 gefälschten Artikeln. Indem die Beamten etwa gefälschte Kleidung, Mobiltelefone, aber auch Kettensägen aus dem Verkehr zogen, verhinderten sie einen Wirtschaftsschaden von knapp vier Millionen Euro. Was Geld angeht, war die Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls sogar noch erfolgreicher: Die Mitarbeiter kontrollierten im Jahr 2012 insgesamt 1500 Arbeitgeber und 9500 Beschäftigte und deckten so einen Schaden von 20 Millionen Euro auf.

Besonders spektakulär ist, was die Zöllner vor allem am Flughafen immer wieder im Gepäck oder auch im Körper von Reisenden finden: Eine Passagierin aus Südamerika hatte 500 Gramm Kokain in das Haar ihrer Perücke eingearbeitet, ein sogenannter Bodypacker hatte 500 Gramm Kokain in kleinen Tüten geschluckt, um es durch die Kontrolle zu schmuggeln. Ein 38-Jähriger trug zehn Gramm Kokain, zehn Gramm Amphetamin und elf Tabletten Ecstasy in seiner Unterhose. Und ein angeblicher Handelsvertreter war noch kreativer: Der Mann hatte angegeben, Häkeldecken zu vertreiben, führte in seinem Gepäck aber auch zwölf Säcke mit je drei Kilogramm Holzkohle mit sich. Eine chemische Schnellanalyse zeigte, dass die Kohle mit rund 20 Kilogramm flüssigem Kokain getränkt war.

Immer wieder entdecken die Zöllner auch asiatische Produkte wie Bärengalle, die angeblich gut bei Augen- und Leberbeschwerden sein soll, oder Pflaster gegen Rheuma, versetzt mit Zusätzen aus Affenhoden und Tigerknochen. 2012 beschlagnahmte der Zoll 1750 Produkte, in denen geschützte Tiere oder Pflanzen verarbeitet waren oder die wegen grausamer Methoden zur Gewinnung der Stoffe verboten sind: Die Galle etwa wird lebenden Bären abgezapft.

Manchmal ist aber auch weniger die Art der geschmuggelten Ware als die schiere Menge spektakulär: Bei einer Kontrolle im März 2012 entdeckten die Beamten am Münchner Flughafen in Koffern 87 Stangen mit insgesamt 17.000 Zigaretten. Die Besitzerinnen der Koffer kamen aus Thessaloniki: Es waren zwei Rentnerinnen, die in Griechenland auf dem Schwarzmarkt eingekauft hatten.

© SZ vom 26.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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