Bilanz der Münchner Freibäder:Sommer, Sonne, Defizit

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Trotz der Mai- und Junikälte sind bislang mehr als eine Million Menschen in die Münchner Freibäder geströmt. Gewinn machten die Bäder dennoch nicht. Die Stadtwerke setzen nun auf eine Modernisierung - und wollen das Sportschwimmen wieder populär machen.

Von Katja Riedel

Trotz der Mai- und Junikälte hatten die Münchner Freibäder so viele Besucher wie in den Vorjahren. Während im Mai die Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 70 Prozent einbrachen, habe der Juli mit einem Plus von 164 Prozent das Defizit wettmachen können, heißt es beim Bäderbetrieb der Stadtwerke München (SWM). Bereits im Juni lagen die Besucherzahlen um neun Prozent über denen des Vorjahres. Bis zum 15. August hatten mehr als eine Million Gäste in den acht Freibädern Tickets gelöst.

Gewinn macht die Bäderchefin der Stadtwerke, Christiane Kugler, trotzdem nicht. Denn nicht nur die Freibäder, sondern alle 18 Schwimmlandschaften, zehn Saunen, das Prinzregenten-Eisstadion und die zwei Fitnesscenter, die zu den "M-Bädern" gehören, fahren jedes Jahr ein zweistelliges Millionendefizit ein. Gewollt - weil die Eintrittspreise sozialverträglich sein sollen und so nicht ausreichen können, um die hohen Betriebskosten abzudecken, sagt Kugler. Die Bäder seien "ein bedeutender Eckpfeiler der kommunalen Infrastruktur", heißt es dazu auch im Geschäftsbericht der SWM.

Tatsächlich spielen die "M-Bäder" auch für die Münchner Schüler eine wichtige Rolle. Viele der 32 Schulschwimmbäder in München sind marode, in manchen kann kein Unterricht mehr stattfinden. Schul- und Baureferat überprüfen derzeit, wann sie saniert werden müssen. Der Unterricht sei wichtig, sagt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft: Konnten vor 15 Jahren bundesweit noch mehr als 90 Prozent aller Erstklässler schwimmen, seien es heute gerade noch 65 Prozent. In ihrem Sportentwicklungsplan setzt die Landeshauptstadt darauf, dass sportliches Schwimmen wieder populärer wird, bis 2018 prognostiziert man einen Anstieg um gut 19 Prozent Aktive. Zudem beobachten die Bäder, dass Migranten und Ältere häufiger schwimmen als früher - und aus beiden Gruppen stammen künftig mehr Münchner.

Es ist also keine einfache Gemengelage, in der Bäderchefin Kugler agieren muss. Statt veraltete Bäder dicht zu machen, hat München in den 90er-Jahren entschieden, die alten Badeanstalten in moderne Bade- und Wellnesszentren zu verwandeln. Bis heute haben die SWM 150 Millionen Euro investiert. Die Besucherzahlen sind gestiegen, von 2,5 Millionen im Jahr 1996 auf jetzt stabil knapp vier Millionen. Doch die Bäder haben mit Konkurrenz zu kämpfen: mit den Spaßbädern im Umland wie der Therme Erding oder dem Phönixbad in Ottobrunn, bei denen weniger das Schwimmen als das Baden im Vordergrund steht. Um zusätzliche Einnahmen zu generieren, setzt Bäderchefin Kugler auch bei ihren Bädern auf Alternativen zum Schwimmen: auf Fitness im Wasser und an Geräten.

Spitzenzahlen erreicht auch das Dantebad

Die nächste Investitionswelle steht an, und Kugler muss Entscheidungen treffen: Dazu gehört, aus Kostengründen die Freibäder nur dann bis 20 Uhr zu öffnen und nicht um 18 Uhr zuzusperren, wenn das Wetter gut ist und noch viele Gäste in Becken und auf den Liegewiesen zu finden sind. "Bei kühlem und regnerischem Wetter haben wir nur sehr wenige Gäste", sagt Kugler. "An manchen Tagen kommen nur zwischen zehn und 20 Freibadgäste", sagt sie. Wenn dann der Bademeister zwei Stunden lang vor dem leeren Becken sitzen müsse, sei das unnötig.

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Abwägen muss Kugler auch, welche Zielgruppen sie ansprechen will. Zuletzt hat sie das Bad Giesing-Harlaching senioren- und behindertengerecht umbauen lassen, mit Haltegriffen im Becken. Dort gibt es jetzt doppelt so viele Kurse wie früher und damit höhere Einnahmen. Auch in Sendling gingen seit der Sanierung 2008 immer mehr Münchner schwimmen. Genauso in Maria Einsiedel, das eines der Lieblingsbäder der Münchner geworden ist, seit es Naturbad ist. Hier kommen jetzt 40 bis 50 Prozent mehr Gäste.

Spitzenzahlen erreicht auch das Dantebad. Die Sauna besuchen jährlich 80 000 Gäste, das Dantebad insgesamt knapp 500 000. Doch die SWM räumen ein, dass die attraktiven Bäder deutlich besser dastehen als die kleinen Stadtteilbäder, die zum Teil in die Jahre gekommen sind. Georgenschwaige, Forstenrieder Park - die Freibäder stehen auf der Sanierungsliste. So wie das Cosimawellenbad und die Olympia-Schwimmhalle.

© SZ vom 23.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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