Betonmauer begräbt Lkw unter sich:"Fast krimineller Baupfusch"

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Ein mehrere Tonnen schweres Teil einer Schutzmauer stürzt auf der Brennerautobahn auf einen Lkw. Fahrer Manfred K. ist sofort tot. Jetzt erwägen die Hinterbliebenen und die Münchner Spedition Tansalmania Trans Klage gegen die Betreiber der Autobahn einzureichen.

Susi Wimmer

"Der Tod unseres Mitarbeiters darf nicht in Vergessenheit geraten", sagt Christina Chroni. Fassungslos, traurig und auch wütend reagierten die Kollegen der Münchner Spedition Tansalmania Trans auf den Tod ihres Fahrers Manfred K. Der 51-Jährige war am Dienstag auf der Brennerautobahn mit seinem Truck von einer Stützmauer erdrückt worden. Jetzt erwägen die Hinterbliebenen sowie die Spedition eine Klage gegen den österreichischen Autobahnbetreiber Asfinag.

Schwerer Unfall auf der Brennerautobahn: Ein Lastwagen wird von einer Betonmauer zerdrückt. Jetzt erwägen die Hinterbliebenen sowie die Spedition eine Klage gegen den österreichischen Autobahnbetreiber Asfinag. (Foto: dpa)

Kurz vor der Mautstelle Schönberg hatte sich am Dienstag gegen 5.15 Uhr die zweiteilige, tonnenschwere Stützmauer gelöst und den auf der rechten Spur fahrenden Lkw unter sich begraben. Der Münchner Manfred K. muss sofort tot gewesen sein. In ersten Pressemitteilungen erklärte Asfinag, die Mauer an der A 13 sei 1980 errichtet worden und sie werde "regelmäßig durch interne und externe Experten kontrolliert".

Statikexperten prüften das Bauwerk alle drei Jahre, einmal pro Jahr werde gezielt die Stützkonstruktion unter die Lupe genommen. Warum die Mauer direkt an der statischen Stützkonstruktion des so genannten Sporens gebrochen war, werde man untersuchen. "Vermutlich hat das Schmelzwasser den Erddruck erhöht, es kam zu einer Überbeanspruchung", erklärte Alexander Holzedl von Asfinag.

Die Familie und die Kollegen von Manfred K. geben sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden: "Das ist ein fast krimineller Baupfusch, die Betonwand ist zu keinem Zeitpunkt auf Materialermüdung des Armierungsstahls geprüft worden", sagt Christina Chroni von Tansalmania Trans OHG. Es sei nicht nachvollziehbar, "wie man sich derartige Bau- und Wartungsfehler bei der meist befahrenen und teuersten Lkw-Strecke Europas leisten kann".

Die Familie sowie die Spedition haben einen Rechtsanwalt beauftragt. Er soll ein technisches Gutachten zum Zustand des maroden Bauwerkes beantragen. "Wir erwägen Schritte gegen alle eventuell beteiligten Personen oder Institutionen", kündigte Christina Chroni an. Asfinag werde die Vorwürfe prüfen und bis Montag Stellung nehmen, kündigte Holzedl am Freitag an.

Manfred K. arbeitete erst sei drei Monaten für die Spedition in Giesing. "Er war hier sehr beliebt", sagt Chroni. Am Montag war der 51-Jährige mit Bremsteilen und Sammelgut gegen 17 Uhr in Augsburg aufgebrochen, um nach Italien zu fahren. Wegen des Lkw-Nachtfahrverbotes hatte er auf der Strecke übernachtet, war um 5 Uhr früh wieder losgefahren. 15 Minuten später war er tot.

© SZ vom 24.03.2012/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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