Beschwerden:Trubel rund um die Uhr

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Anwohner äußern Kritik an den derzeitigen Zuständen in der Landwehrstraße. Der örtliche Bezirksausschuss fordert deshalb eine bessere Überwachung des Verkehrs, der Gastronomie und Müllentsorgung

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

In der Landwehrstraße zu wohnen war schon einmal angenehmer als heute. Mitte November gab es eine Razzia im ganzen Bahnhofsviertel, da war auch die eine oder andere Shisha-Bar an der Landwehrstraße involviert. Über die mitunter sehr präsenten Arbeitsmigranten vor allem aus Bulgarien und Rumänien wird seit vielen Monaten gesprochen. Nicht von ungefähr haben eigens für diese, im Straßenbild sehr sichtbare, Zielgruppe eigene Beratungscafés eröffnet. Vor einigen Wochen hat eine Isarvorstädterin in der Bürgerversammlung moniert, welches Eigenleben einige Milieus entwickelt hätten. Manche Anwohner finden auch, die Situation werde ihrem Ruhebedürfnis nicht mehr gerecht.

Ziemliches Gedränge: In der eh schon schmalen Landwehrstraße treten viele Probleme geballt auf - worüber Anwohner häufig klagen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Lokale hielten nicht mehr die Ruhezeiten ein, so die Schilderung. Sie schlössen oft erst um sechs Uhr morgens oder so gut wie gar nicht. Auch würden die Türken im Straßenbild immer mehr verdrängt, dagegen nähmen arabische Gäste stark zu - und damit ein Wetteifern um teure Autos wie Ferraris und Lamborghinis. "Bei uns ist eigentlich immer was los", fasste die Anwohnerin zusammen - und meinte dies wohl nicht nur positiv.

Dass Apartments an der Landwehrstraße zunehmend gerne von Touristen aus wohlhabenderen Schichten gebucht würden, ergänzen andere Anlieger. Oft mieteten sich diese für längere Zeit als andere Besucher der Stadt ein, meist handle es sich dann um sogenannte Medizin-Touristen. Viele ließen sich mit Luxusautos chauffieren, erzählen Nachbarn. Auch Zulieferer, die keinen Platz zum Ausladen mehr finden, haben sich bereits beschwert. Einen Anwohner stört es, dass die Einfahrt zu seinem Parkplatz, den er für viel Geld im Hinterhof gemietet hat, immer wieder von Luxuskarossen zugestellt werde. Zwar stiegen die Touristen oft nur ein oder aus, doch das Auto werde laut Anwohnern danach nur mehr wenig wegbewegt. Die Limousinen sollten wohl immer einsatzbereit sein und warteten in der Nähe, vermuten sie. Allein auf Hupen reagierten deren Fahrer oft nicht.

Schwieriges Pflaster: Arbeitsmigranten vor allem aus Bulgarien und Rumänien bestimmen oft das Straßenbild. (Foto: Lukas Barth)

Der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hat sich nun auf Initiative der Grünen für einige Maßnahmen ausgesprochen, die der Landwehrstraße mehr Aufmerksamkeit der Behörden verschaffen könnten - Eingriffe eher im Kleinen, dafür aber relativ schnell realisierbar. Zum einen soll die Verkehrsüberwachung aktiv werden und Halteverbote, vor allem in Einfahrten, "aufmerksam und streng" kontrollieren. In der engen Landwehrstraße sei der Parkraum knapp.

Gleich neben den Gehsteigen sind kaum noch Parkplätze zu finden, oft versperren Autos die Einfahrten. (Foto: Robert Haas)

Auch die Bezirksinspektion, so hofft man, soll sich in der Straße mehr einmischen. Sie soll die Freischankflächen und die Warenstellagen kontrollieren und Verstöße beanstanden. Schließlich sei der Platz für Fußgänger auf den Bürgersteigen sehr begrenzt, die Wege stark frequentiert. Die Freischankflächen und die Stellagen seien in der Regel bis zur Maximalgröße genehmigt, trotzdem gebe es Fälle, bei denen bislang nicht genehmigte Flächen genutzt würden. Nicht zulässige Möbel wie Sofas werden mitunter als Sitzgelegenheit angeboten. Die "freie Ausgestaltung" behindere Passanten und sei schon aus Gründen der Gleichbehandlung mit den Wirten, die sich an die Richtlinien halten, nicht akzeptabel, finden die Lokalpolitiker.

Als drittes fordert der Bezirksausschuss die Stadt auf, mehr Mülleimer an der Landwehrstraße zu installieren. Die Dichte an Geschäften, Hotels und langzeitvermieteten Apartments sei enorm hoch. Anwohner hätten darauf aufmerksam gemacht, dass insbesondere Touristen das System der Müllentsorgung in München oft nicht verstünden oder nicht ernst nähmen. Es werde nicht getrennt, überdies Müll auf die Straße und in die Hinterhöfe geworfen. Nachbarn berichten, dass ihre Hausmülltonnen zur Entsorgung benutzt würden.

Wenn man auch nicht überall Einfluss habe: Wenigstens dem auf der Straße entsorgten Müll, fordert der Bezirksausschuss, solle die Stadt Herr werden.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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