Berg am Laim:Unter Dach und Fach

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Gelände mit Zukunft: Das Temmler-Areal an der Berg-am-Laim/Weihenstephaner Straße aus der Vogelperspektive. (Foto: Art-Invest Real Estate Managemen)

Das Temmler-Areal in Berg am Laim hat einen neuen Eigentümer. Genaue Pläne für das Gelände gibt es noch nicht

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Früher wurden dort Venenmittel aus Roßkastanienextrakt und Schmerztabletten hergestellt. Aus der Pharma-Firma Klinge an der Ecke Berg-am-Laim / Weihenstephaner Straße wurde im Laufe der Jahre ein Teil des japanischen Konzerns Fujisawa, es folgten in verschiedenen Konstellationen: Astellas, Temmler, Aenova. Zuletzt produzierte man dort im Auftrag anderer Pharma-Firmen Arzneimittel. Aenova hat die Produktion aber auf seine anderen Standorte aufgeteilt. Nun hat das 26 400 Quadratmeter große Areal einen neuen Eigentümer: Art-Invest Real Estate mit Hauptsitz in Köln sowie die Münchner Accumulata Immobilien erwarben in einem Joint Venture das ehemalige Pharma-Gelände.

Das Projekt läuft derzeit noch unter dem Arbeitstitel "Temmler-Areal". Die Art-Invest bezeichnet sich als eine Projektentwicklungs- und Investmentgesellschaft, "die in Liegenschaften mit Wertschöpfungspotenzial in guten Lagen großer Städte investiert". Sie managt auch Projekte in der Messestadt und im Arnulfpark. Zu den realisierten Projekten der Accumulata zählen etwa das Palais an der Oper, die Medienfabrik und das Altstadt-Palais.

Gesichert habe man sich das gut erschlossene Filetstück "im aufstrebenden Münchener Osten" vor wenigen Tagen, die Projektenwicklung sei daher ganz am Anfang, erklärt der Münchner Leiter der Art-Invest, Ferdinand Spies. Das zeige schon die Tatsache, dass man noch nicht einmal einen endgültigen Projektnamen festgelegt habe. In diesem frühen Stadium gelte es, auszuloten, was an diesem Standort überhaupt möglich sei. Auch über Zwischennutzungen denke man nach. Aber auch hierzu gebe es noch keine konkreten Pläne, so Spies.

Ein zweiter Kunstpark können die Temmlerwerke wohl kaum werden: Die beiden hohen automatischen Hochregallager mit den Hygiene-Schleusen am Eingang eignen sich wohl ebenso wenig für Partys und Events wie die kleinen Labors und Büros. Unter Denkmalschutz steht keines der Gebäude. Obwohl das Industrie-Areal mit seinem von Fujisawa seinerzeit spendierten japanischen Teich vor der Kantine, in dem Koi-Karpfen schwammen, durchaus ein besonderes Flair hat, wird wohl am Ende alles abgerissen. Besonders mühevoll wird das sicherlich bei dem Hochregallager, das die Firma zur Berg-am-Laim-Straße hin abgeriegelt hat, denn: Es reicht gut zehn Meter in die Tiefe, darunter befinden sich noch zwei Stockwerke mit Parkplätzen.

Spannend wird, was dann kommt. Die früheren Temmlerwerke liegen im "Gewerbegebiet Neumarkter Straße", von dem die Stadt bisher stets erklärte, es sei unverzichtbar. Der Bezirksausschuss Berg am Laim jedoch hadert mit dieser Nutzung: Zu den dort ansässigen Firmen zählen auch Betriebe aus dem Rotlichtsektor, hinzu kommen kleine Handwerker- und Mechanikerfirmen, die große Flächen belegen und nach Meinung des Bezirksausschuss-Vorsitzenden Robert Kulzer (SPD) anderswo besser aufgehoben wären. Es gibt obendrein ungeliebte Billig-Discounter, von denen die Lokalpolitiker meinen, sie zögen die Kaufkraft aus dem Zentrum des Viertels, das dringend aufgewertet werden soll. Kulzer setzt sich daher seit langem dafür ein, aus dem Gewerbegebiet planungsrechtlich ein Mischgebiet zu machen, in dem auch der dringend nötige Wohnungsbau erlaubt sein sollte. Beim Planungsreferat biss der Bezirksausschuss damit bisher auf Granit. Das Einbinden politischer Mitstreiter aus dem Stadtrat führte bisher ebenso wenig zum Erfolg. Mit den neuen Eigentümern hat Kulzer nun bereits für Januar einen Gesprächstermin vereinbart. Er hofft, dass man zum Wohl des Stadtteils gemeinsam an einem Strang ziehen kann.

Dem Planungsreferat liegt laut Sprecher Martin Klamt kein konkreter Antrag vor. Es habe aber Vorgespräche zur möglichen weiteren Entwicklung des Areals gegeben. Derzeit sei die Position des Referats weiterhin, "dass eine Sicherung von Gewerbeflächen in diesem Gebiet einen hohen Stellenwert hat". Klamt schränkt aber ein: "Bei dem gleichzeitig gegebenen Druck auf dem Wohnungsmarkt werden ganz generell gesprochen aber alle potenziellen Flächen auf den Prüfstand gestellt, sodass im Einzelfall die konkreten Bedingungen im gesamten Kontext des Gebiets planerisch untersucht werden." Für das Temmler-Areal seien aber noch keine konkreten Planungen in die eine oder andere Richtung definiert worden.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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