Berg am Laim:Skepsis und Freude

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In der Diskussion über das geplante Wohnprojekt für rund 330 Flüchtlinge an der Berg-am-Laim-Straße reichen die Reaktionen von besorgt auf Seiten der Anwohner bis optimistisch bei den Grünen

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Die Reaktionen auf das vom Sozialreferat geplante modellhafte Wohnprojekt für rund 330 Flüchtlinge an der Berg-am-Laim-Straße 127 bis 129 reichen von weiterhin besorgt aufseiten der Anlieger und der CSU bis positiv-optimistisch bei den Grünen. Alle, die sich nun in Erklärungen zu Wort gemeldet haben, sind sich jedoch einig darin, dass mehr Transparenz und Information für die Anlieger dringend nötig sind - und eigentlich hätten vor dem Stadtratsbeschluss angeboten werden sollen. Die CSU spricht von "inakzeptabler Informationspolitik" des Sozialreferates.

Direkt angrenzend an das Projekt, in dem junge unbegleitete gemeinsam mit älteren und behinderten Flüchtlingen, mit Familien und alleinerziehenden Müttern leben und sich - so die Hoffnung - gegenseitig helfen sollen, gibt es die Wohnanlage Berg-am-Laim-Straße 131 bis 141. Deren Verwaltungsbeiratsvorsitzender Bernd Chittka hatte eigentlich erreichen wollen, dass der Stadtrat den Beschluss bis nach einer Infoveranstaltung im Viertel vertagt. In seiner Stellungnahme, die auch den Stadträten vorlag, betont Chittka, dass sich die Bewohner der Lage der Stadt und der Sachzwänge wohl bewusst seien.

Er wirbt aber auch um Verständnis für die Lage der unmittelbaren Nachbarn. Diese fürchten, dass die Freifläche des ehemaligen Pharmafirmen-Verwaltungsbaus viel zu klein sei für die neuen Bewohner. Womöglich könnten deren Kinder dann auf den kleinen privaten Spielplatz der Wohnanlage drängen. Die für die Flüchtlinge geplanten Freiflächen auf dem Dach des Hauses sehen die Nachbarn aber auch kritisch - ob Basketball oder Gemüsepflanzen, es werde sicherlich nicht leise sein. Das gelte auch für die wohl geplanten "multimedialen Projekte" an der Fassade.

Chittka verweist aber auch auf die hohe Dichte von Unterbringungseinrichtungen in Berg am Laim und die Raumnot in Schulen und Kitas. Dem schließt sich Fabian Ewald, Fraktionssprecher der CSU im Bezirksausschuss, ausdrücklich an. Er erklärt ferner, die hohen Arbeitslosen-, Armuts- und Schuldnerquoten im Westen Berg am Laims zeigten, "dass die Umgebung nicht die gefestigte Sozialstruktur bietet, die für das Funktionieren einer weiteren Unterbringungseinrichtung dieser Größe notwendig wäre". Angrenzend bestünden zudem diverse Rotlichtbetriebe und Spielhallen im "defekten Gewerbegebiet" Neumarkter Straße, das langfristig aufgewertet werden solle - unter Einbeziehung des fraglichen Grundstücks.

Jennifer Brichzin (Grüne), die Integrationsbeauftragte des Bezirksausschusses, findet den Ansatz der Stadt jedoch "äußerst gelungen" und "Teil des richtigen Weges". Man solle diese Mitmenschen begeistern für "unser gesellschaftliches System, das wie kaum ein anderes geprägt ist von Freiheit und Wohlstand"; sie freue sich "auf eine schöne Zukunft im gemeinsamen Stadtteil".

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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