Berg am Laim:Ringen um mehr Wohnraum

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Die Stadtwerke wollen auf einem Großteil des Park-and-ride-Platzes am Michaelibad neben Läden und Wohnungen auch Büros errichten. (Foto: Robert Haas)

Der Bezirksausschuss lehnt die Pläne der Stadtwerke, am Michaelibad auch Büros zu bauen, rigoros ab

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Für eine Flüchtlingsunterkunft wird die Fläche der Stadtwerke am U-Bahnhof Michaelibad nicht gebraucht, die Zahlen gehen zurück. Bebauen werden die Stadtwerke einen Großteil des Park-and-ride-Platzes und der früheren Buswendeschleife dennoch - nun sind neben den im Viertel dringend nötigen Läden Wohnungen und auch Büroflächen vorgesehen. Der Berg am Laimer Bezirksausschuss jedoch bewertet Büros an dieser Stelle kritisch - und lässt sich da auch von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nicht umstimmen. Im Gegenteil, auf ein Schreiben Reiters, in dem dieser die Büros verteidigt, antwortete der Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) mit einem an einigen Stellen durchaus süffisanten Brief voller Gegenargumente.

Was die Wohnungen betrifft, sieht das Gremium die Stadtwerke als städtische Tochter in der Pflicht, mehr zu tun, als dies bei privaten Grundstücken der Fall wäre: Geförderter, preiswerter Wohnraum für Studenten, Auszubildende oder Senioren sei nötig. Auch für ein Alten- und Pflegeheim bestehe im Viertel dringender, vom Sozialreferat längst anerkannter Bedarf. "Der Büroleerstand hat in einigen Gebieten des 14. Stadtbezirks kritisch niedrige Werte erreicht", hatte das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) ausrichten lassen. "Geradezu absurd", entgegnet Kulzer verärgert: "Ich kann Ihnen versichern, dass sich in den 23 Jahren, in denen ich Mitglied im Bezirksausschuss bin, noch kein Bürger, kein örtlicher Betrieb und auch kein Großkonzern über einen Mangel an Büroraum in Berg am Laim beklagt hat."

Von Bürgern, Vereinen und Initiativen, sozialen Einrichtungen und auch von der Stadtverwaltung werde vielmehr der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und der Flächenmangel für Kitas, Schulen, ein Altenheim, soziale Einrichtungen, Nachbarschaftstreffs und Sitzungsräume, Ateliers, Übungsräume oder Bühnen "zu Recht kritisiert". Aktuell stehe er etwa in Kontakt mit den Bewohnern eines gekündigten Musikerhauses, mehreren sozialen Trägern sowie dem Schul- und dem Sozialreferat, die allesamt dringend Flächen für gesellschaftlich sinnvolle Nutzungen suchen, sagte er. Kulzer zählt auf: Momentan entstehen allein in Baumkirchen Mitte, der Macherei und dem Werksviertel weit mehr als 100 000 Quadratmeter Büroflächen. "Sollten dem RAW diese Projekte nicht bekannt sein, stehe ich für Rückfragen gerne zur Verfügung", scheibt er zynisch. Reiter hatte zudem argumentiert, wegen des Straßenlärms seien Wohnungen nicht an jeder Stelle der Stadtwerks-Fläche sinnvoll. Auch hierzu kontert Kulzer: Sogar die städtischen Wohnungsbauunternehmen hätten Wohngebäude an viel verkehrsreicheren Straßen wie dem Innsbrucker Ring oder der Berg-am-Laim-Straße gebaut - von den Tausenden Bestandswohnungen an diesen Verkehrsachsen ganz zu schweigen. Auch das Argument der U-Bahn-Nähe als Vorteil von Gewerbeflächen überzeuge nicht: Angesichts der dringend notwendigen Verkehrswende wäre es mindestens ebenso wichtig, Wohnraum ÖPNV-nah zu situieren, gerade für Zielgruppen, die auf ein eigenes Auto verzichten können, wollen oder müssen.

Der Bezirksausschuss verweist Oberbürgermeister Reiter ferner darauf, dass einige alte Gewerbeflächen im Stadtteil sich gut für Wohnungsbau geeignet hätten - Stichwort Neumarkter Straße. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft aber habe dies blockiert: "Die Folge wird eine massive Arbeitsplatzverdichtung und ein absehbarer Verkehrskollaps im Berg am Laimer Nordwesten sein."

Diese Politik nun auch noch "ohne Not" auf bisher gewerbefreie Wohngebiete auszudehnen, könne man nicht hinnehmen.

Der Bezirksausschuss Berg am Laim fordert den OB deshalb auf, Büros zu verhindern. Diese Entscheidung dürfe nicht erst in einem Wettbewerb "durch ein weitgehend ortsfremdes Preisgericht fallen, sondern sollte von vornherein als Grundlage für diesen Wettbewerb festgeschrieben werden", verlangt BA-Chef Robert Kulzer. Da die nächsten formellen Planungsschritte für dieses Bauvorhaben anstehen, will der Bezirksausschuss rasch Bürgerbeteiligung, bevor Eckpunkte festgeschrieben werden.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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