Berg am Laim:Nerviges Nadelöhr

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Die örtliche CSU fordert, die enge Röhre unter dem S-Bahnhof Berg am Laim zu erweitern. Die Mehrheit im Bezirksausschuss will aber erst einmal wissen, ob das nicht noch mehr Verkehr anziehen würde

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Könnte die Aufweitung der Unterführung unter dem Berg am Laimer S-Bahnhof eine Lösung sein für den alltäglichen nervigen Stau auf beiden Seiten? Die CSU im Berg am Laimer Bezirksausschuss hat sich für diese Idee ausgesprochen, die rot-grüne Mehrheit jedoch hat den Antrag abgelehnt. Man müsse erst einmal wissen, ob ein solches Angebot nicht eher noch viel mehr Fahrzeuge anlocken würde. Nun regt sich die CSU auf, spricht in einer Pressemitteilung von Verkehrsblockade des Vorsitzenden Robert Kulzer (SPD) und nennt den Verkehrsausschuss-Sprecher Hubert Kragler von den Grünen "Stau-König von Berg am Laim".

Zwischen Mittlerem Ring und Schatzbogen können Autofahrer im Münchner Osten nur in dieser Unterführung im Verlauf der Truderinger Straße die Bahngleise queren. Die Röhre mit nur einer Spur pro Richtung ist dunkel und eng - ein Nadelöhr. Doch der Verkehr wird zunehmen: Das Baugebiet Baumkirchen Mitte mit rund 450 Wohnungen ist erst zur Hälfte fertig, auf einem Acker an der Truderinger Straße sollen 750 Wohnungen entstehen, drüben in Bogenhausen auf einer Wiese an der Eggenfeldener Straße sind es 400. In einem Verkehrsgutachten zu einem anderen Berg am Laimer Neubauprojekt - die Macherei auf den früheren Temmler-Flächen - ist die Rede davon, dass die Zahl der Fahrzeuge pro Tag auf der Baumkirchner Straße von heute rund 10 000 auf mehr als 20 000 im Jahr 2030 anwachsen wird.

Für CSU-Sprecher Fabian Ewald ist daher klar, dass etwas passieren muss, Stadt und Bahn sollten hier zusammenarbeiten - zumal der Zeitpunkt günstig sei, denn die Bahn müsse dieses Bauwerk ohnehin dringend sanieren. Ewald wäre auch bereit gewesen, aus der Forderung einen Antrag auf Prüfung eines solchen Projekts zu machen. Dass SPD und Grüne den Antrag dennoch rundweg abgelehnt hätten, habe wohl "parteitaktische Gründe", sagt er.

Kulzer jedoch hält das Ansinnen für den falschen Weg: "Wir brauchen zuerst Informationen, was das für Folgen hätte. Wir müssen wissen, woher und wohin der Verkehr unterwegs ist und ob er sich nicht mit breiterer Unterführung einfach ein paar Meter weiter südlich gleich wieder stauen würde." Der Tunnel unter der Richard-Strauss-Straße jedenfalls habe eindeutig zu einer Verkehrszunahme in Berg am Laim geführt. Kulzer stellt die Grundsatzfrage: "Nehmen wir es hin, dass immer mehr Verkehr kommt?"

Er denkt, dass all diese Neubürger nahe genug an der S-Bahn wohnen werden, um aufs Auto verzichten zu können. Der Stau-Verkehr bestehe zum Großteil aus Pendlern aus dem Umland, deshalb habe der Berg am Laimer Bezirksausschuss ja auch schon vor Jahren eine München-Maut gefordert. Ewald argumentiert anders: Der MVV müsse erst attraktiver werden, er sei teuer und störanfällig. Man nehme nur die Busse, die durch diese Röhre müssen: Sie stehen, wie die privaten und gewerblichen Fahrzeuge, morgens und abends mit im Stau. Mancher Fahrgast steige schon extra eine Haltestelle vorher aus und passiere die Unterführung zu Fuß.

Für eine eventuelle Erweiterung sieht die CSU zwei Szenarien: Da vor einigen Jahren östlich der Auto-Unterführung eine eigene für Fußgänger und Radler entstanden ist, könne man die beiden in der Unterführung noch vorhandenen alten Bürgersteige zu einer neuen Fahrspur machen, die entweder wechselseitig in die gerade mehr belastete Richtung freigeschaltet oder aber ganz für Busse reserviert wird. Man könnte aber auch breiter bauen, denn in Richtung Fußgängerröhre seien noch dreieinhalb Meter Platz.

Ein Bahn-Sprecher erklärt, die Bahn untersuche derzeit, ob sie saniere oder neu baue, insofern wäre der Zeitpunkt in der Tat günstig, wolle die Stadt als Straßenbaulastträger die Unterführung verbreitern lassen. Sie sollte es jedoch "möglichst bald mitteilen". Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats, bezweifelt einen positiven Effekt, denn "nördlich und südlich geht es ja auch nur zweispurig weiter. Das wäre sehr komplex", sagt er.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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