Gut möglich, dass auf dem Grundstück an der Hachinger-Bach-Straße demnächst die Abrissbagger anrücken. Und das halb fertige Schulskelett der dort eigentlich entstehenden griechischen Schule abräumen, um an gleicher Stelle eine neue Schule zu errichten. Das wäre dann ein neuer Höhepunkt in dem schon Jahre andauernden Streit zwischen der Stadt und dem Land Griechenland um das einfach nicht voran kommende Schulprojekt.
Auf jeden Fall will die Stadt nun endlich das gut 15 000 Quadratmeter große Areal wiederhaben, das sie 2001 für den Bau einer griechischen Schule herausgerückt hat. Der Kommunalausschuss des Stadtrats hat deshalb am Dienstag in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, den Grundstücks-Deal rückgängig zu machen. Denn Griechenland kann wohl einen Termin nicht einhalten, der mit der Stadt fest vereinbart ist: Bis zum 30. Juni muss in Berg am Laim ein Rohbau mit Dach und Fenstern stehen.
Danach sieht es nicht aus. Zwar hätten die Arbeiter theoretisch noch ein paar Tage Zeit. Im Rathaus gilt es jedoch als unrealistisch, dass sich der fensterlose Betontorso in derart kurzer Zeit zu einem geschlossenen Rohbau mausert. Der Beschluss des Ausschusses muss Mitte Juli noch von der Vollversammlung bestätigt werden - bis dahin herrscht Gewissheit, ob die Griechen doch noch ein Wunder vollbracht haben.
Kommunalreferent Axel Markwardt will trotzdem schon am 1. Juli Gutachter auf die Baustelle schicken, die prüfen sollen, ob tatsächlich ein Vertragsbruch vorliegt. In diesem Fall will die Stadt in Berg am Laim selbst eine Schule bauen. Wenn das schon Gebaute dafür geeignet ist, wird es fertiggestellt. Doch das werde von den Griechen selbst bezweifelt, heißt es im Rathaus. Ansonsten muss Griechenland den Abbruch bezahlen - die Summe wird dann einfach von dem Geld abgezogen, das die Stadt für das Grundstück zurück überweist. Den Verkehrswert von 2001.
Als die Stadt das Grundstück an der Hachinger-Bach-Straße an die Republik Griechenland verkauft hat, standen noch ausreichend Schulplätze für die Kinder im Viertel zur Verfügung. Der starke Zuzug nach München änderte die Situation aber grundlegend, sodass das Bildungsreferat nicht traurig wäre, wenn es das Areal wieder zur Verfügung hätte. Denkbar wäre etwa eine Erweiterung des benachbarten Michaeli-Gymnasiums. Alleine im kommenden Schuljahr erwartet Leiterin Angelika Loders 230 neue Fünftklässler in sieben Klassen. Der Platz geht erneut aus, obwohl die Schule erst erweitert wurde. Raum gibt es für 1250 Kinder und Jugendliche, von September an besuchen 1300 Mädchen und Buben die Schule. Denkbar wäre auch ein Grundschulstandort, auch hierfür herrscht Bedarf im Viertel.
Doch ganz so einfach wird die Sache für die Stadt wohl nicht werden. Denn freiwillig werden die Griechen das Grundstück in Berg am Laim nicht herausrücken. Rechtsanwalt Georgios Vlachopoulos, der je eine Kanzlei in München und Athen unterhält, vertritt den Staat Griechenland. "Wir brauchen es", sagt er. Schließlich werde dort eine Schule gebaut. Zudem sei nur der Rohbau nicht rechtzeitig fertig geworden. "Das ist nur eine von mehreren Fristen", erklärt Vlachopoulos. Für ihn sei nur eine Vorgabe bindend, und zwar, dass der Schulbetrieb zum 30. September 2017 laufen müsse. "Und das schaffen wir", sagt der Anwalt.
Die Stadt beurteilt die Situation anders. Demnach gebe es zwei Fristen für Griechenland: Ende Dezember 2015 Fertigstellung des Rohbaus, ein Jahr später soll alles fertig sein. Für Unvorhergesehenes wurde ein Puffer von sechs Monaten eingebaut, der zumindest beim ersten Termin schon ausgereizt ist. Klappt es nicht mit dem Zeitplan, fällt das Grundstück an die Stadt zurück. Die Abmachung beruht auf einem Vergleich, aus dem Jahr 2015. Damals hatte die Stadt auf Herausgabe des Areals geklagt - Griechenland hatte bereits den vertraglich vereinbarten Baubeginn im Jahr 2012 verstreichen lassen. Die griechische Schule ist für 750 Schüler geplant, die in 24 Klassenzimmern sowie diversen Fachlehrsälen unterrichtet werden.