Berg am Laim:Der Tunnel ist unten durch

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Hochfrequentierte Achse: Stau auf der Berg-am-Laim-Straße. (Foto: Florian Peljak)

Die örtliche CSU findet keine Mehrheit für ihre Initiative, die Berg-am-Laim- und die Kreillerstraße unter die Erde zu verlegen

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Ebenso wie im Zuge der Richard-Strauss-Straße hätte es die örtliche CSU auch gerne bei der Berg-am-Laim- und Kreillerstraße: Durchgangsverkehr unten, dafür oben nur den Umgebungsverkehr sowie Radler und Fußgänger. Zumindest solle die Stadt prüfen, ob eine solche Lösung technisch realisierbar wäre, forderten Fraktionssprecher Fabian Ewald und sein Stellvertreter in der Sitzung des Bezirksausschusses. Es wurde emotional diskutiert, eine Mehrheit aber fand der Vorschlag einer Untertunnelung der Verkehrsachse am Ende nicht.

Die CSU hatte mit ihrem Antrag auf den Vorstoß von SPD und Grünen reagiert, die einen Monat zuvor eine knappe Mehrheit bekommen hatten. Danach soll die Stadt untersuchen, ob auf der vollen und lauten Magistrale durch den Stadtteil jeweils eine Spur für die Autos pro Fahrtrichtung reichen könnte. Auch hierzu war erbittert argumentiert worden, mit anderen Vorzeichen allerdings: Die CSU hielt diesen Vorschlag für ebenso absurd und unrealistisch wie SPD und Grüne nun den der Christsozialen. Das kochte auch bei der Bürgerversammlung hoch - ebenfalls eher mit Sympathien für die Position von Rot und Grün. Die CSU bietet dafür am 5. August (19 Uhr in der Gaststätte an der Baumkirchner Straße 5) für die Bürger eine Diskussionsveranstaltung an. Das Problem also sehen alle. Über die richtige Lösung wird gestritten.

Ewald warb für eine Untertunnelung, denn sie brächte, anders als eine Fahrbahnverengung, "eine Entlastungswirkung ohne Verdrängungseffekt". Seine Fraktionskollegin Angela Buckenauer erklärte, auch in anderen Ländern brauche man für den Verkehr Brücken oder Tunnels: "in Kairo, in Japan, in Vancouver. Die Autos kann man nicht wegbeamen." Und in 20 Jahren werde man noch mehr Verkehr haben. Auch Johann Kott (CSU) sagte, die Politik müsse "das Hauptthema des Bürgers draußen" ernst nehmen, und das sei die Frage, wie er täglich von A nach B komme ohne Stau. Es brauche "Antworten für den Alltag", die Stadt müsse alle Optionen prüfen.

Grünen-Sprecher Hubert Kragler, auch Sprecher des Verkehrsunterausschusses, attestierte der CSU jedoch mangelnden Realitätssinn: "Da wär' ja der Transrapid billiger gewesen", rief er. Auch der Gremiumsvorsitzende Robert Kulzer (SPD) glaubte nicht, dass die Stadt ein solches Projekt wirklich anpacken würde. Im Übrigen liege quer unter der Trasse der U-Bahnhof Josephsburgstraße. Der Antrag habe ihn "ein Stück weit schon erschreckt", denn er antworte auf die Probleme von morgen mit den Rezepten der Fünfzigerjahre, mit Technik und Beton. "Verkehrspolitik von vorgestern", so Kulzer, helfe nicht. "Wir gehen unter im Verkehr. Wir gehen unter. Das muss aufhören. Das ist einfach Irrsinn." Nach zehn Jahren Planungszeit für so einen Tunnel wäre dieser hoffentlich dank einer Verkehrswende gar nicht mehr nötig - "und wenn doch, geht die Welt sowieso unter". Selbst wenn man den Antrag ernst nehme, sei er unrealistisch, so Kulzer weiter: Allein die vielen Baugruben während der wohl zehnjährigen Bauzeit, "das macht Berg am Laim kaputt". Der BA habe in jüngster Zeit Sinnvolles gefordert wie einen Deckel auf den Innsbrucker Ring, der neue Flächen brächte für soziale Einrichtungen. Das Gremium solle dies nun nicht mit "diesem unrealistischen Ansinnen" konterkarieren, merkte Kulzer an.

Der Antrag unterlag bei der Abstimmung; mit der CSU stimmte nur die ÖDP. Die Christsozialen hatten bei der Sitzung auch erklärt, ein Rückbau der Berg-am-Laim-Straße komme nicht in Frage, solange der ÖPNV zu wenige Alternativen für Autofahrer biete. Deshalb beantragte die CSU bessere Taktzeiten, neue Haltestellen, ein besseres Park-and-Ride-Angebot und mehr Radabstellplätze. Dieser Antrag bekam zwar eine Mehrheit, wurde aber vom politischen Gegner als "Schaufensterantrag" kritisiert; er wiederhole teils bereits Gefordertes, teils sei auch er unrealistisch, hieß es. Für die von der CSU geforderten Veränderungen "bis zum Fahrplanwechsel 2020" fehlten der Stadt die Fahrzeuge, erklärte Hubert Kragler. Manche Forderung, so ergänzte er, solle die CSU doch lieber an ihren Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in Berlin richten. Womit ersichtlich wurde, dass der Kommunalwahlkampf im Stadtteilgremium angekommen ist. Kragler stellte dann noch eine Frage: "Was eigentlich kostet das von allen geforderte 365-Tage-Ticket eigentlich in Schaltjahren?"

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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