Berg am Laim:Der Beruf und die Bandscheibe

Lesezeit: 2 min

Stets war das Bürgerkreis-Fest ein Besuchermagnet. (Foto: Mathias Brandstätter/oh)

Das Berg am Laimer Straßenfest fällt aus - der Bürgerkreis sieht sich nicht in der Lage, die Tradition aufrechtzuerhalten

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Normalerweise kommt Anfang Juli die Einladung zum Straßenfest, das der Berg am Laimer Bürgerkreis seit Jahrzehnten immer am letzten Feriensonntag auf dem Grünen Markt, im Behrpark und entlang der Baumkirchner Straße veranstaltet. Normalerweise wäre die Erinnerung aber gar nicht nötig, denn dieses bunte Fest aller Generationen und fast aller Vereine und Institutionen ist einer der wichtigsten Eckpfeiler im Berg am Laimer Veranstaltungskalender. Dieses Jahr aber ist das anders: Der Vorsitzende des Bürgerkreises, Andreas Greiner, teilte allen anderen Vereinen und dem Bezirksausschuss mit, dass die Fete ausfällt. Der Grund: ein eklatanter Mangel an fitten, aktiven Helfern mit viel Freizeit.

Scherzhaft hat einer mal gesagt, der Bürgerkreis sei über die Jahre zum Bürgergreis mit "g" geworden - und eigentlich ist das ja auch ein Kompliment: Viele Mitglieder sind dem Verein seit der Gründung im Jahr 1982 treu. Aber sie sind eben auch mit ihrem Verein alt geworden. Zwar hat sich die Vorstandschaft bei der jüngsten Wahl verjüngt, die langjährige Vorsitzende Hildegard Steffen, 75, etwa ist in die zweite Reihe getreten, hat für den 41-jährigen Andreas Greiner Platz gemacht. Doch die Jungen haben Beruf und Familie, die Alten pflegen auch Angehörige oder haben Probleme mit der Bandscheibe. In den vergangenen Jahren sei man abends oft nur zu fünft dagestanden, erinnern sich Greiner und Steffen, habe sich den schmerzenden Rücken massiert: "Es helfen immer die Gleichen."

"Leicht gemacht haben wir uns die Entscheidung nicht", sagt Greiner, denn die Mitglieder selbst lieben ihr Fest, freuten sich stets an dem Gewimmel unterm bunten Zeltdach, das einst Mitglied Helmut Piening bei einem Segelmacher hat nähen lassen, an Pienings alter Dampflok im Park, an Ponys und Kaninchen, an Tanz- und Sportdarbietungen anderer Vereine, dem guten Kuchenbuffet, der Musik. Daher sei derzeit auch der Plan, das traditionelle Fest nicht endgültig abzuschaffen, sondern nur auszusetzen. Schließlich habe Berg am Laim gerade eine wunderbare Stadtteilwoche hinter sich - bei der sich der Bürgerkreis intensiv engagiert habe.

"Aber wie bisher geht es nicht weiter", sagen Greiner, Steffen und auch Vorstandsmitglied Ursula Zentgraf. Der Bürgerkreis stemme im Jahreslauf viele andere Veranstaltungen wie Christkindlmarkt, Singen im Behrpark, Kleinkunstabend, Theater, Kunstausstellung. Das Straßenfest aber binde gewiss zwei Drittel der Energie, es gehe zudem mit dem größten finanziellen Risiko einher. Und mancher Berg am Laimer nehme den Bürgerkreis gar nicht als Veranstalter wahr: "Die denken wohl, das macht die Stadt." Die Last müsse 2019 auf mehr Schultern verteilt werden, und zwar nicht nur die Schlepperei und Aufsicht am Festtag selbst, sondern auch die ganze organisatorische Vorarbeit mit den immer umfangreicher werdenden Anträgen und Genehmigungen: "Die Arbeit beginnt ja bereits im Mai", weiß Greiner. Er wünscht sich Freiwillige, junge Rentner vielleicht, die im nächsten Jahr mitmachen, damit sie langfristig einen Teil Verantwortung übernehmen können; seien es Personen aus der Bürgerschaft oder einem anderen Verein. Und er hofft auf mehr Zuverlässigkeit bei Vereinen, die eine Darbietung zusagen.

Als "Hilferuf" und "Paukenschlag" wertet der Bezirksausschuss-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) die Absage. "Ich muss was tun, damit sich was tut": Das müssten mehr Bürger einsehen, sagt Kulzer. Er ist auch Vorsitzender des Trägervereins des künftigen Kulturbürgerhauses. Der aber habe sich bewusst nicht einmischen wollen: "Das war deren Entscheidung." Man werde künftig aber helfen, Helfer zu suchen.

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: