Berg am Laim:Das Vergnügen hat viele Seiten

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Am 5. August wird die deutlich größer gewordene Filiale der Stadtbibliothek in Berg am Laim wieder eröffnet. Zum Angebot gehören auch modern ausgestattete Arbeitsplätze für Schüler, die in Ruhe lernen möchten

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Noch rütteln die Büchernarren vergebens an der Glastür. Sie drücken sich an den Fenstern an der Schlüsselbergstraße 4 die Nase platt und schauen, wie aus der Baustelle ein Bücherparadies wird. Manchmal macht Leiter Fred Hänel dann die Tür schon mal auf und lässt die Neugierigen über die Schwelle. Ein kleines Mädchen sei neulich richtig begeistert gewesen, erzählt auch Erika Seitz aus der Geschäftsführung der Stadtbibliothek: "Mama, Mama, meine Bücherei macht wieder auf", hat sie sich gefreut. Die Mama musste sich den Termin der Wiedereröffnung notieren: Mittwoch, 5. August, 14 Uhr. Mit Luftballons und Süßigkeiten.

Dabei war die Durststrecke gar nicht so lang. Erst im Januar hatten die Arbeiten begonnen, ohne Zwischenfall und wie geplant wird am Tag der Wiedereröffnung alles an Ort und Stelle ein. Die Stammkunden können dann staunen, sie werden ihre wirklich winzige Ausleihstelle von früher kaum wiedererkennen. Zwar wird die Filiale in Berg am Laim auch künftig die kleinste im Stadtgebiet sein, doch dank der Schließung der Sparkasse konnte sie die Ausleihfläche immerhin von 170 auf 255 Quadratmeter vergrößern.

Endspurt: Noch wird in den neuen Räumen der Bibliothek eingeräumt und sortiert. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass vom Geldinstitut nur die Geldautomaten geblieben sind, war für die Bücherei ein großes Glück. Die Sparkasse, der das Haus gehört, bot die übrigen Räume der Bibliothek an - die griff begeistert zu, das Büro s.w. Architekten plante den Umbau. Viel Zeit nahm laut Seitz die Genehmigungsphase in Anspruch. Umwidmung, Brandschutz, alles musste geregelt sein. Das Haus wurde auch gedämmt.

Und nun sind alle sehr aufgeregt: "Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass eine Bücherei umzieht", sagt Pressesprecherin Anna Zwenger-Mathavan, "da ist jeder Karton schwer." Derzeit werden die eingelagerten Bücher in die nun viel lockerer angeordneten neuen Regale geräumt. Hinzu kommen die Neuerwerbungen, die noch einsortiert werden müssen, denn auch während der Zeit der Schließung wurde der Bestand kontinuierlich erweitert. Dann müssen noch alle Medien zurückgeholt werden, die währen der Schließung an andere Filialen abgegeben wurden. Gleich nach der Eröffnung wird der Leser also aus dem Vollen schöpfen können. Insgesamt rund 18 000 Medien hat man in Berg am Laim im Angebot.

Erika Seitz kümmert sich um die Beschriftungen der Regale. Und noch fehlen die bunten Stühle und Kissen für die Kinderecke im Erdgeschoss. Die Lesefüchse, deren Vorleserinnen und junge Geschichten-Fans, werden dankbar zurückkehren. Oben steht in der Jugendecke ein Ledersofa, vor dem Zeitschriftenständer laden schicke Sessel zum Schmökern ein. Endlich hat die Bücherei nun auch Platz für Veranstaltungen und neue Arbeitsplätze auf hohem technischen Standard, Wlan inklusive. Denn in den oft kleinen Wohnungen des Viertels wird mancher Schüler beim konzentrierten Lernen gestört - hierher kann er nun ausweichen. Es gibt zehn Lern- und Arbeitsplätze an Tischen und 15 bequeme Leseplätze in den beiden Stockwerken. Ganz behindertengerecht ist die Bücherei jedoch nach wie vor nicht, ein Aufzug hat sich nicht unterbringen lassen.

Erst im Januar hatten die Arbeiten begonnen, ohne Zwischenfall und wie geplant wird am Tag der Wiedereröffnung alles an Ort und Stelle ein. (Foto: Stephan Rumpf)

Kontakt zu Schulen und Kitas gehört zum Kerngeschäft einer Bücherei, die Schwelle auch für andere Gruppen zu senken - dabei soll bald der neue Partner sorgen: Gleich angrenzend im Parterre wird Anfang 2016 ein städtisches Bildungslokal eingerichtet. Kooperationen zwischen Bücherei und Bildungslokal gedeihen in einigen Vierteln, Berg am Laim ist dennoch ein Pilotprojekt, denn hier arbeitet man bald unter einem Dach, Wand an Wand. Ob Nachhilfe, Beratung, Recherche: Das Bildungslokal hilft, die Bücherei stellt die Medien - und bekommt neue Kundschaft. "Mehr Besucherfrequenz, eine Win-Win-Situation", sagt die Pressesprecherin.

Aber auch die Mitarbeiter selbst, sieben an der Zahl, freuen sich über ihre neuen, zeitgemäßen Arbeitsplätze, die neuen Sanitäreinrichtungen und den Aufenthaltsbereich mit Küchenzeile. Fred Hänel hat sein neues Büro allerdings noch nicht eingerichtet: "Das kommt als allerletztes", stellt er fest. Denn zuerst muss für die lange Schlange von Lesern, die zur Eröffnung erwartet wird, alles picobello sein. Schließlich hat Berg am Laim sehr viele Bücherfreunde: 2014 verzeichnete die ehemalige Mini-Bücherei 52 168 Besuche und exakt 171 548 Ausleihen.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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