Berg am Laim:Alles dicht

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Die Unterführung der Truderinger Straße zwischen Berg am Laim und Bogenhausen ist zu den Hauptverkehrszeiten massiv überlastet. (Foto: Florian Peljak)

Weil Berg am Laim überdurchschnittlich wächst, fordern die Lokalpolitiker dringend ein Verkehrskonzept

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

- Berg am Laim steht vor dem Verkehrsinfarkt: Davon ist der Bezirksausschuss überzeugt. Die SPD im Gremium forderte die Stadt auf darzulegen, was sie tun wolle, um ihn abzuwenden. Der Bezirksausschuss solle in alle Planungen frühzeitig mit eingebunden werden, heißt es weiter in dem Papier. Darüberhinaus müssten auch Vertreter der angrenzenden Stadtbezirke einbezogen werden, denn das Problem mache nicht an den Stadtviertelgrenzen Halt.

Die SPD beruft sich in ihrem düsteren Szenario zum einen auf dem Demografiebericht, in dem für Berg am Laim ein überdurchschnittliches Wachstum prognostiziert wird, und zwar von rund 46 000 Einwohnern 2015 auf etwa 60 000 im Jahr 2035. Des weiteren gehe das Verkehrsgutachten für die "Macherei", wie das Neubauprojekt auf dem ehemaligen Temmler-Gelände an der Berg-am-Laim-Straße heißt, von einem Anstieg der Kfz-Bewegungen dort von gut 24 000 am Tag im Jahr 2017 auf fast 35 000 im Jahr 2030 aus. Durch die Baumkirchner Straße fahren heute rund 10 000 Autos, 2030 werden es laut den Prognosen doppelt so viele sein. Für die Truderinger Straße werden rund 12 000 Autos angenommen, 33 000 werden sich durch die Unterführung unterm S-Bahnhof quälen. Diese Verbindung nach Bogenhausen sei aber bereits jetzt am Rande ihrer Kapazität. Brauchen werde man mehr als hie und da eine Einzelmaßnahme, sondern auch mehr ÖPNV, Carsharing, Elektromobilität und Radwege.

CSU-Sprecher Fabian Ewald reagierte ein wenig verschnupft: Diese Argumente und den Ruf nach einem Konzept habe die örtliche CSU bereits vor zwei Jahren auf ihrer Homepage veröffentlicht, es sei gleichsam eine "Kernforderung" der Christsozialen. Palema Kolb (CSU) hielt nichts von allgemeinen Vorschlägen zu Carsharing oder Radwegen, das schwäche die Wucht des an sich guten Antrags eher ab. Am Ende einigte man sich aber darauf, gemeinsam pragmatisch an einem Strang zu ziehen und kein "Schwarze-Peter-Spiel" zu betreiben, dazu sei das Thema zu wichtig.

Das Planungsreferat jedoch erklärt dazu, es bestehe ein Verkehrskonzept für den Münchner Osten aus dem Jahr 2006, eine Erneuerung sei aus Sicht der Verkehrsplanungsabteilung des Referats nicht notwendig. Unabhängig von diesem Verkehrskonzept würden zu allen Bebauungsplänen und meist auch zu den größeren Bauvorhaben in enger Zusammenarbeit zwischen den Planungs- und dem Kreisverwaltungsreferat einzelne lokal begrenzte Verkehrsgutachten erstellt, sagt Sprecher Ingo Trömer.

Zwei konkrete Anträge, die das öffentliche Angebot betreffen, brachte die CSU noch im Bezirksausschuss ein: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) solle aktuelle Fahrgastzahlen und Fahrgastprognosen für sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stellen, die im Stadtteil unterwegs sind, lautete der eine Antrag. Nur so könnten die Politiker ihre Forderungen nach einer Angebotsausweitung auch schlüssig begründen.

In einem weiteren Antrag fordert die CSU die Beschleunigung von stadteilverbindenden Buslinien. Nicht alle Nachbarstadtteile seien gut mit U- und S-Bahn zu erreichen, erklärt Fraktionssprecher Fabian Ewald dazu. Gerade in den Hauptverkehrszeiten steckten die Busse 187 in Richtung Bogenhausen und 59 in Richtung Ramersdorf regelmäßig im Stau. Die MVG solle hierzu auch genaue Pünktlichkeitswerte liefern.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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