Berg am Laim:Acker-Bau reduzieren

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Stadtteilpolitiker fordern, die Zahl der geplanten Wohnungen auf der Freifläche an der Truderinger Straße zu deckeln und weniger Etagen vorzusehen. Auch wollen sie nur zwei Tiefgarageneinfahrten und ein gutes Verkehrskonzept

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Unter dem Eindruck der gut besuchten und äußerst kritischen Erörterungsversammlung zur Bebauung des Ackers an der Truderinger Straße hat nun auch der Bezirksausschuss Berg am Laim eine durchaus kritische Stellungnahme abgegeben. Vor allem die nun anvisierte Zahl von 860 Wohnungen müsse deutlich reduziert werden auf die ursprünglich von der Stadtverwaltung als verträglich genannte Zahl von 750 Wohnungen. Hier sträubte sich nur Sebastian Zajonz (FDP) zunächst, der jedoch am Ende mit allen für den Gesamtkatalog stimmte.

Grundsätzlich sei die Entwicklung dieses Ackers zu begrüßen, denn damit gingen auch positive Entwicklungen einher, so der Vorsitzende des Gremiums, Robert Kulzer (SPD). Dazu gehörten drei neue Kitas mit zwölf Krippen- und drei Kindergartengruppen ebenso wie der Ausbau des Geh- und Radwegs entlang der Truderinger Straße, eine ampelgesicherte Querungsmöglichkeit hinüber zur Eisenbahnersiedlung, eine neue Bushaltestelle, der Ausbau von Grünverbindungen und vor allem die Chance, endlich wirklich den Hachinger Bach offenzulegen. Gut sei auch, dass die Investoren bereit seien, Mobilitätskonzepte zu erarbeiten, um den künftigen Bewohnern den Verzicht aufs Auto schmackhaft zu machen.

Sonnenblumen, Mais und im Hintergrund der spitze Turm der kleinen Stephanskirche: Noch bietet der Acker an der Truderinger Straße ein idyllisch-sommerliches Bild. Rechts hinten sieht man Baukräne des Neubaugebiets Baumkirchen Mitte; bald werden auch auf diesem Feld welche stehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Viel länger als die Liste der Vorteile ist jedoch die der Änderungswünsche. Ganz oben steht, wie gesagt, ein Deckel für die Zahl der Wohnungen: Die im Wettbewerb vorgegebene Zahl von 80 000 Quadratmetern Geschossfläche solle nicht überschritten werden, es sei denn zugunsten der sozialen Infrastruktur. Der Bezirksausschuss fordert ferner den Verzicht der zweigeschossigen Aufbauten an der Ostkante und eine Absenkung des zweiten Hochpunktes im Süden von acht auf sechs Geschosse. Das bisher 15-stöckig geplante höchste Haus im Quartier werde von der Bevölkerung gar nicht angenommen, es solle maximal acht Stockwerke haben. Ein Schwachpunkt des Siegerentwurfs aus dem städtebaulichen Wettbewerb sei auch die Situierung der Kita-Freiflächen in den Innenhöfen, hier müsse dringend eine andere, bewohnerschonende Lösung her, möglichst aber ohne ein Ausweichen auf öffentliche Grünflächen. Damit die Neubauten auch ansprechend aussehen, wünscht der Bezirksausschuss einen Planungswettbewerb für diese "städtebaulich markante Stelle" oder ein anderes sinnvolles Verfahren, in das die Anlieger einbezogen werden können.

Ein Verkehrskonzept, und zwar ein "umfassendes und realistisches" sei nötig, das vor allem die heute schon belasteten Knotenpunkte und die Anwohnerstraßen in der Umgebung unter die Lupe nimmt. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus der Bürgerversammlung fordert der Bezirksausschuss zudem eine Vollampel an der Kreuzung St.-Veit-/Truderinger Straße. Unerlässlich seien auch ausreichend Flächen für Liefer- und Besucherverkehr und die Kita-Eltern direkt im Baugebiet: "Ein Verparken öffentlicher Geh- und Radwege sowie des bestehenden Baumgrabens muss unbedingt vermieden werden." Zu Chaos würden nach Meinung der Bezirksausschussmitglieder die derzeit geplanten fünf Tiefgaragenzufahrten führen, zwei müssen reichen, so die einhellige Meinung. Die neue Bushaltestelle brauche beidseits Buchten für die Fahrzeuge, sonst könnte der Rückstau auf der Truderinger Straße zu lang werden.

Nicht ganz einig waren sich die Parteien, ob Parkraumbewirtschaftung, also die Ausweitung des Parklizenzgebiets, dort etwas bringen könnte. Eine nur knappe Mehrheit will auch das prüfen lassen, die CSU will das aber auch zum Thema beim Berg am Laimer Verkehrsparlament im Oktober machen, denn CSU-Sprecher Fabian Ewald befürchtet einen Verdrängungseffekt. Klar ist jedoch allen, dass die Roßsteinstraße vor Schleichwegverkehr bewahrt werden muss: Im Gespräch sind eine Spielstraße oder eine Einbahnregelung.

Wichtig ist dem Gremium genau wie den Bürgern zudem der Erhalt der Grünfläche, auf der heute der ESV kickt, als echter Bolzplatz oder zumindest als Bolzwiese. Das entspricht auch einem Antrag des Berg am Laimer Kinder- und Jugendparlaments. Ein dringender Wunsch wurde ganz zum Schluss geäußert, ein Seniorenwohnheim für Berg am Laim oder eine andere Art des Seniorenwohnens: Die Stadt solle dafür mit dem Bauträger und dem Eigentümer so schnell wie möglich das Gespräch suchen und ein Modell entwickeln.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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