Berg am Laim:Abschied eines Vollblut-Pädagogen

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Mit Leib und Seele Lehrer: "Schule ist mehr als Unterricht von acht bis zwölf", sagt der scheidende Direktor Claus Tonke. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Nach 40 Dienstjahren geht Claus Tonke, der Leiter der Ludwig-Thoma-Realschule, in den Ruhestand

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Ferien für immer: Nach einem Leben in der Schule geht Claus Tonke, Leiter der Ludwig-Thoma-Realschule an der Fehwiesenstraße, in Ruhestand. Ohne großes Brimborium verabschiedet sich der Rektor, der stolz darauf ist, in seinem Haus "immer als letzter das Licht ausgemacht" zu haben. Auf eigenen Wunsch hin: "denn nirgends wird so viel gelogen wie auf Beerdigungen und Abschiedsfeiern".

Dabei hätte es sicher einigen Grund zum ehrlichen Lob gegeben, denn Tonke ist Pädagoge mit Leib und Seele, mit großem Verständnis für Schüler in den schwierigen Jahren der Pubertät - und er hat für "seine" Schule einiges erreicht: Die Mensa wurde noch zu seinen Dienstzeiten errichtet, mit auf den Weg gebracht hat er durch stetes Drängen den geplanten Neubau, die dringend nötige Sanierung und sogar, im engen Kontakt mit dem Städtebauförderungsprojekt Soziale Stadt, den Bau einer Schulschwimmhalle gegenüber auf der Bezirkssportanlage.

Dabei wollte der geborene Münchner, der selbst das Luisengymnasium besucht hat, zunächst Elektrotechnik studieren. Doch schon das erste Industriepraktikum stand er nicht durch, er beriet sich mit seinem früheren Griechisch-Lehrer. Dieser sagte dem jungen Claus Tonke, er habe ohnehin nicht verstanden, warum dieser nicht gleich Lehrer werden wollte. Wo er doch schon seit der zehnten Klasse so begeistert Mathe-Nachhilfe gegeben hatte.

Gerade war der Weg in die Realschule auch dann nicht: Im Studium für Gymnasiallehrer fühlte er sich fehl am Platz, denn den Stoff hatte der Mathe-Fan längst intus, Pädagogik kam ihm da zu kurz. Im Seminar für die Volksschullehrer, wie das damals hieß, war ihm klar, dass ihn nur die Hauptschule reizte. Erst 1975, so sagt er, habe er erfahren, dass es Realschulen gibt. Eines habe ihn dieser krumme Anfang gelehrt, und das habe er auch an junge Lehrer und ältere Schüler weitergegeben: "Man muss alles ausprobieren, dann weiß man im Zweifel immerhin, was man nicht will." Realschule wollte er. Mathe und Physik sowieso. Das merkte er richtig deutlich, als er auf Anfrage der Stadt für einige Zeit in die Pädagogische Abteilung des damaligen Schulreferats wechselte. Binnen kurzem vermisste er die Klassen und erreichte, dass er zur Hälfte weiter unterrichten durfte. Vor der "Ludwig-Thoma" war Tonke an der Orientierungsstufe in Neuperlach.

Nun sitzt er in seinem bald ehemaligen Büro, ohne zu wissen, wer sein Nachfolger werden wird. Dabei hätte er gerne persönlich alles übergeben. "Lehrer ist der schönste Beruf der Welt. Das sieht man schon daran, dass ich in 40 Dienstjahren nur 20 Tage krank war." Er hatte nicht einmal die Muse, sich Gedanken zu machen über die Zeit, die nun kommt: Er denkt ja noch nach über die Schüler, die immer mehr Stoff zu bewältigen haben und immer mehr Reizen ausgesetzt sind, über manche Lehrer, die meinen, ihr Fach sei das wichtigste, oder über Alternativen, wie "Siebtklässler für ein Jahr ins Leben hinaus zu schicken", am besten, so meint er, auf einen Bauernhof. Schule sei doch oftmals "wie eine Käseglocke".

Er selbst hat ein kleines Feriendomizil im Chiemgau. Dort will er viel wandern. Er will aber auch ins Theater gehen. Und weiter Schülern helfen - wo immer man ihn braucht.

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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