Baseball:Das Pitching-Problem

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Soll kommende Saison eine noch größere Rolle spielen: Haars Talent David Wallace, der wie sein Bruder Denis aus dem eigenen Nachwuchs kommt. (Foto: Claus Schunk)

Baseball-Bundesligist Haar hat trotz des verpassten Playoff-Halbfinales die zweitbeste Saison überhaupt hinter sich. Gescheitert sind die Disciples auch an ihrer schwachen Defensive.

Von Nico Horn, Haar

Am Ende stand die Zukunft im Mittelpunkt. Beim für dieses Jahr letzten Baseball-Bundesligaspiel der München-Haar Disciples bekam Titus von Kapff am Sonntag noch einmal die Chance, sich auf dem Werferhügel zu beweisen. Das tat er in einer beeindruckenden Unerschrockenheit. Der gerade 17 Jahre alt gewordene Pitcher zeigte, warum die Disciples so große Hoffnungen in ihn stecken. Über sechs Innings ließ er nur drei Runs der Heidenheimer Heideköpfe zu. Die 2:6-Heimniederlage verhinderte das freilich nicht, doch von Kapff steht exemplarisch für die ehrgeizigen Ziele Haars.

"Titus hat wieder eine starke Leistung gezeigt - und das gegen die wahrscheinlich beste Mannschaft Deutschlands", schwärmt Disciples-Sportdirektor Christopher Howard. Dass von Kapff die zweite Partie des Spieltags als Pitcher beginnen durfte - die erste ging am Samstag in Heidenheim mit 3:11 verloren -, lag keinesfalls nur am bereits feststehenden Aus der Haarer in der Zwischenrunde der Südstaffel. Schon vor den abschließenden beiden Spielen gegen Primus Heidenheim war so gut wie sicher, dass die Disciples - anders als letztes Jahr - das Halbfinale verpassen würden. Nach den Siegen der Regensburger gegen die Mainz Athletics zu Beginn des Wochenendes gab es Gewissheit.

Damit konnte die beste Saison der Vereinsgeschichte aus dem Vorjahr nicht wiederholt werden, am Ende steht aber immerhin die bisher zweitbeste Spielzeit der Disciples. "Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft", sagt Howard: "Wir haben etwas geschafft, das uns vor der Saison fast niemand zugetraut hatte." Spricht er über seine aktuellen Spieler, findet er nur anerkennende Worte, er attestiert ihnen etwa "immer gekämpft" und "immer alles gegeben" zu haben. Die Leistungsträger will er ausnahmslos halten. "Das ist eine super Truppe", lobt sie der 29-Jährige. "Wir werden auf den letzten beiden Spielzeiten aufbauen."

Womöglich wäre auch in diesem Jahr mehr als der vierte Platz in der Zwischenrunde drin gewesen, nachdem man die reguläre Saison noch auf dem zweiten Platz hinter Heidenheim beendet hatte. Doch die fehlende Tiefe im Kader verhinderte einen noch größeren Erfolg. Gerade zum Ende der Zwischenrunde war die Offensive geschwächt. Die letzten sechs Spiele mussten die Disciples auf ihren besten Catcher und wichtigen Schlagmann, William Thorpe, verzichten. Der Kanadier hatte sich gegen Regensburg schwer verletzt, sodass zuletzt eigentlich nur noch Nate Thomas regelmäßig Punkte erzielte. In den Spielen gegen die Heideköpfe war Thomas gleich für vier der insgesamt fünf Runs verantwortlich.

Auch Haars Nachwuchs klopft an, wie die Brüder David und Denis Wallace oder Titus von Kapff

Das weitaus größere Problem ist allerdings der zu kleine Pitching-Kader, durch den die Belastung von zwei Spielen an einem Wochenende nicht auf genügend (gleich breiten) Schultern verteilt werden kann. Gerade in den zweiten Partien der jeweiligen Doppelspieltage führte das mitunter zu erheblichen Defensivproblemen. "Mit einem Pitcher für die zweiten Spiele hätten wir eine sehr, sehr gute Chance auf das Halbfinale gehabt", ist sich Howard sicher - und "vielleicht sogar auf mehr".

Dementsprechend kündigte Howard an, "im Sommer was fürs Pitching" zu tun. Der Fokus bei Neuverpflichtungen soll demnach klar auf der Defensive liegen. Denn oberste Priorität Haars ist das Punkteverhindern. Ein durchdachter Schachzug, der mit dem heimischen Sportpark Eglfing zusammenhängt. In dem flächenmäßig größten Stadion der Bundesliga gelingt es selbst den besten Bundesligaspielern nur selten, einen Homerun zu schlagen. Zu viele gegnerische Punkte lassen sich deshalb nur schwer durch eigene Runs wettmachen. Howard ist optimistisch, schon nächste Woche mindestens einen Zugang präsentieren zu können, der ins Anforderungsprofil "junger, schneller, athletischer Spieler" passt.

Gleichzeitig werden sie in Haar nicht müde zu betonen, dass auch der eigene Nachwuchs nicht vergessen wird. So haben David und Denis Wallace gerade ihre Prämierensaison bei der ersten Mannschaft hinter sich gebracht. Über die Off-Season sollen sie sich weiter entwickeln und dann "möglichst eine noch größere Rolle spielen", hofft Howard. So wie Titus von Kapff. Der junge Münchner vereint ja gleich beide in Haar gesuchten Eigenschaften: Er ist ein ausgesprochen talentiertes Eigengewächs. Und er kann werfen. Der Nachwuchs-Pitcher dürfte in der im Frühjahr 2019 beginnenden Saison also mehr Spielzeit bekommen. "Ich habe durch meine Einsätze viel Erfahrung gewonnen", weiß der Schüler, der selbstbewusst vorausblickt. "Das Halbfinale ist auf jeden Fall unser Ziel." Und er selbst? "Ich bin da mittendrin", sieht sich von Kapff als wichtigen Teil des Teams. Bei den Disciples hätten sie jedenfalls nichts dagegen, von Kapffs Würfe bald auch in einem Halbfinale bestaunen zu können.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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