Band der Woche:Wassermanns Fiebertraum

Lesezeit: 2 min

Die Alternative-Rock-Band nutzt Einflüsse aus Theater, Malerei und Film, um zu ihrer Musik zu kommen

Von Johanna Schmidt

Für Konstantin Gropper von Get well soon sind Albträume ein Geschenk, ein Inspirationsgeschenk, wie er mal in einem Interview sagte. Ängste in seiner Musik zu verarbeiten, sei für ihn auch ein therapeutischer Vorgang. Wie diese Therapie klingt, konnte man in der Netflix-Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" hören, die Gropper produziert hat. Film und Kino bieten für den Musiker aus Oberschwaben immer wieder eine Grundlage für seine Songs. Aber nicht nur. Auch die Kunst im Louvre ("A Voice in the Louvre") oder die Auseinandersetzung mit Philosophen wie Martin Heidegger liefern Gropper eine neue Perspektive auf die Welt. Und zwar manchmal eine sehr amüsante: "The thoughts he's sorting, the mustache he's porting. Oh! He'll understand. He knows about being." ("Mail from Heidegger")

Wassermanns Fiebertraum nutzen Einflüsse aus Theater, Malerei oder Film und ordnen die erlebten Stimmungen ein - Liebe, Schmerz, Traurigkeit, Glück oder Sehnsucht. "Themen vertonen" nennt Michael, Gitarrist und Sänger der Band, dieses Konzept. Für ihn spielen dabei Filme von David Lynch oder Lars von Trier eine Rolle, weil sie melancholisch und schwer sind, aber nicht zwangsläufig traurig. Diese Gefühle werden in den Songs oft mittels langer Instrumentalparts vermittelt, die durch Gesang immer wieder aufgebrochen werden. Es klingt dann ein bisschen wie die Musik zu dem Traum, in dem man rennen möchte, aber nicht kann.

Wassermanns Fiebertraum

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(Foto: Thomas Weishäupl/oh)

Stil: Alternative Rock Besetzung: Michael Bauernschuster (Gitarre, Gesang, Keyboard), Peter Gröschl (Schlagzeug), Tristan Urban (Gitarre, Keyboard), Timotheus Bachinger (Bass, Synthesizer), Hans Wellner (Live-Visuals) Seit: 2011 Instagram: wassermannsfiebertraum; YouTube: Wassermanns Fiebertraum

Für den eher ungewöhnlichen Namen der Band ist aber ein anderer Traum verantwortlich. Ein Fiebertraum. Michael war krank, und in seinem Traum lag er auf einem Floß, das im Wasser schwamm. Irgendwann verließ er das Floß, tauchte ab ins Wasser, stellte fest, dass er mittlerweile Schwimmhäute hatte und erkundete so die Welt unter Wasser. Als er aus diesem Traum erwachte, griff er sich sofort seine Gitarre und begann zu komponieren - kein Problem, die Schwimmhäute waren ja mittlerweile wieder verschwunden. So entstanden die Songs für das erste Album "Brandung". Zu hören sind darauf nur Instrumente. Kein Gesang. "Das hätte nicht gepasst. Für Gesang war da einfach kein Platz mehr", sagt Michael, der für dieses Album alle Songs selbst komponiert hat.

Auf dem zweiten Album gibt's dann dafür Songs mit Gesang. Sie erzählen von einem Jungen, der aus seinem grauen Alltag ausbricht, um Abenteuer zu erleben und die Welt zu entdecken. Zwischen den Songs sind immer wieder kurze Erzählstücke zu hören, und zwar ganz ohne Gesang und Instrumente. Diese Passagen schildern den Weg des Jungen, die Zuhörer begleiten ihn auf seiner Reise. Für dieses Album und bei dem zuletzt erschienen Album "Mosaik" haben alle Mitglieder der Band zusammengearbeitet - auch wenn sie viele Kilometer trennen. Michael und Bassist Timotheus wohnen derzeit in München, Schlagzeuger Peter und Gitarrist Tristan leben in Wien.

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Das Problem der räumlichen Distanz lösen die Mitglieder so, wie es gerade viele tun: In regelmäßigen Videochats werden Songideen ausgetauscht oder im Vorfeld aufgenommene Stücke besprochen. Bisher treffen sie sich alle zwei Monate zum mehrtägigen "Band-Bootcamp", um Songs und Ideen weiter auszuarbeiten und um zu proben. Beispielsweise für den "Sprungbrett-Bandcontest" im Feierwerk. Wassermanns Fiebertr aum haben sich dort mittels Publikumsentscheid für die Hauptrunde qualifiziert.

Bei Auftritten kommt dann auch quasi noch ein fünftes Bandmitglied hinzu: Hans Wellner. Der kümmert sich bei Wassermanns Fiebertraum, aber auch bei anderen Künstlern, wie beispielsweise KLIMT, um die Visuals. Für eine Band aus dem alternativen Bereich eher ungewöhnlich. Aber Michael meint: "Für uns ist das eine schöne zusätzliche Möglichkeit, uns auszudrücken."

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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