Band der Woche:L One

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Manuel Peuker hat in Kroatien ein Jazzy-Hip-Hop-Album aufgenommen - die Titel heißen "Cevapcici" oder "Karlovačko"

Von Amelie Völker

Musik und Essen ergibt unumstritten eine gute Kombination. Nicht nur für das passende Ambiente bei Tisch, sondern auch, was Songinhalte angeht. Viele Künstler haben ihrem Leibgericht ein Lied gewidmet oder die magische Wirkung von gutem Essen oder Getränken besungen. Komödiantisch oder tiefsinnig. Poetisch oder banal. Erfolgreich oder nicht. Jack Johnson beispielsweise sang einst eine Lobeshymne auf morgendliche "Banana Pancakes". Pink Floyd kauften im Supermarkt "Apples and Oranges" und machten einen Song daraus, Bob Dylan philosophierte über den "Catfish". The Champs wiederum widmeten ihrem Lieblings-Shot "Tequila" einen ganzen Song. Und es existiert tatsächlich auch ein Lied namens "Broccoli" des US-amerikanischen Rappers D.R.A.M.

"Cevapcici", "Rucola", "Karlovačko", "Orahovica" oder "Espresso" - Songs mit Titeln wie diesen sind auch auf der ersten Platte "Farska" des Münchner Hip-Hop- Musikers Manuel Peuker, 26, zu finden, von L One , wie er sich als Künstler nennt. Wie einige dieser Titel schon vermuten lassen, ist diese Platte in Kroatien entstanden. Auf einer kleinen Insel in einem abgelegenen Ferienhaus ohne Strom. Das Konzept hat sich erst im Laufe seines Aufenthalts entwickelt. Die Songtitel entsprechen den Mahlzeiten oder den Getränken seines jeweiligen Abendessens.

"Ich habe täglich einen neuen Song produziert und mir dazu notiert, was es abends zu Essen oder zu Trinken gab", sagt Manuel. Einige dieser Instrumental-Stücke hat er mit einem kleinen, portablen Drumcomputer direkt am Strand produziert. Um die Urlaub-Vibes perfekt zu machen, sind - meist ganz zu Beginn des jeweiligen Songs - Soundelemente wie Meeresrauschen oder zirpende Grillen zu hören. So wird eine passende Atmosphäre zu den warmen Klängen und zeitlosen Hip-Hop-Beats kreiert. "Farska" spiegelt also merkbar genussreiche Momente wider. Ganz ohne Lyrics, dafür mit umso mehr Atmosphäre. Die Gerichte oder Getränke in den Titeln funktionieren also nicht unbedingt als Lobeshymnen auf diese Leckereien, sondern dienen dem Gesamtflair dieser Platte. Es entsteht ein Jazzy-Hip-Hop, unendlich entspannt. Das Fernweh nach dem nächsten Sommerurlaub ist greifbar. Der Genre-Mix hat sich aus Manuels eigenen Hörgewohnheiten ergeben: "Ich habe selbst immer unglaublich gerne Hip-Hop der Neunzigerjahren gehört. Und dort gab es ja schon sehr viel Jazz-Einfluss", sagt er.

Auf seinem zweiten Album "Medusa" zeigt sich L One noch ein Stück weit experimentierfreudiger: Sphärische Klänge werden gemischt mit chilligen Beats und verschobenen Rhythmen. Hin und wieder sind mystische Gesangsfetzen zu hören. Es entsteht ein Genremix irgendwo zwischen Soul, Jazz, Boom Bap und G-Funk. Produziert wurde "Medusa" gemeinsam mit dem Münchner Label Beat Art Department und dem erfahrenen Münchner HipHop-Label 58Beats.

An seinem Solo-Beat-Projekt "L One" arbeitet Manuel nun schon seit mehr als zehn Jahren. Der gelernte Tontechniker hat parallel allerdings auch noch einige andere musikalische Projekte am Laufen. Er ist mal als Rapper, mal als Produzent oder als Beatbastler aktiv. Unter anderem zum Beispiel bei den beiden Münchner Rap-Crews ATP und Weltuntergäng oder bei der ehemaligen Trip-Hop-Band Akere. Verliert man da nicht auch mal den Überblick? "Es ist oftmals gar nicht so leicht, allen Projekten gerecht zu werden", sagt Manuel, "du musst da echt flexibel sein. Aber es lohnt sich immer."

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Manuel hat sich dem Facettenreichtum und der Experimentierfreude des Hip-Hops verschrieben. Verschiedene Genre-Bezeichnungen könnten auf seinen Musikstil passen: Trip-Hop, Boom Bap, Lo-Fi oder Oldschool-Hip-Hop. Keine davon scheint den Musiker selbst jedoch hundertprozentig zufrieden zu stellen. "Hip-Hop ist ein Genre, dass sich ständig neu entwickelt und heutzutage unzählige Subgenres und Strömungen aufweist", sagt er. Ganz klar: Manuel möchte in keine musikalische Schublade passen. Das Ergebnis: Ein ungezwungener Hip-Hop, freiheitsliebend und vielseitig.

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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