Band der Woche:Julius Höhlich

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Junger Solokünstler lässt Stile aus der Vergangenheit aufleben

Von Amelie Völker

Es gibt Musiker, da fragt man sich: Wo nimmt er oder sie diese Stimme her? Henning May von AnnenMayKantereit zum Beispiel. Ein dünner junger Mann, eher unscheinbar steht er da. Aber wenn er zu Singen beginnt, bringt er Konzerthallen zum Beben. Ein anderes Beispiel ist der gebürtige Münchner Rock- und Bluessänger Jesper Munk. Äußerliches Erscheinungsbild und auch normale Sprechstimme verraten nichts über die volle Singstimme, die in ihm steckt. Das Platea Magazine schrieb dazu passend: "Wenn er singt, klingt es, als hätten Amy Winehouse, Jimi Hendrix und Jack White beim Feiern ein Wunderkind gezeugt." Selbst Jespers Vater Rainer Germann war zunächst von seinem Wunderkind überrascht: "Er redet ja ganz anders", sagte er mal in einem Interview.

Auch der Musiker Julius Höhlich, 21, besitzt ein solches unerwartetes Talent. Außerhalb der Bühne trifft man einen jungen, blonden Mann, der eher schüchtern und mit bairischem Dialekt spricht. Bei seiner Musik dann die Überraschung: eine rotzig-rauchige Reibeisenstimme, zumindest bei einigen Songs. Markant und mit Wiederkennungswert. Statt mit Whiskey und Zigaretten pflegt Julius seine Stimme jedoch mit Ingwer-Honig-Tee - die heutigen Rockmusiker sind deutlich braver unterwegs. "Statt Sex & Drugs gibt es bei uns nach einem Konzert Tee und Spezi, wir müssen ja auch noch Autofahren", sagt Julius und lacht .

Julius hat sich Genres wie dem Blues, Folk und Rock 'n' Roll verschrieben. Er bezeichnet sich selbst als "musikalischer Zeitreisender" oder auch "in der falschen Zeit geboren". Passende Beschreibungen für den jungen Solokünstler, der authentisch Stile aus der Vergangenheit aufleben lässt.

Zur Musik im Allgemeinen kam Julius durch seinen Vater. "Seit ich mich erinnern kann, habe ich schon immer Musik gehört", sagt er. Klassikeralben von Bands wie den Beatles, Rolling Stones oder Queen waren ständiger Begleiter auf langen Autofahrten von Vater und Sohn. Mit sieben Jahren erlernte Julius klassische Gitarre. Doch das Instrument landete zunächst auf dem Speicher. Als Teenager besuchte er dann einen Auftritt des amerikanischen Bluessängers Jonny Lang - das Konzerterlebnis löste in Julius einen neuen Drang nach eigener Musik aus , die Gitarre wurde vom Speicher geholt - und in den nächsten Jahren brachte er sich das Spielen selbst bei.

Im April dieses Jahres veröffentlichte Julius seine Debüt-EP "Lonely Dancer". Darauf zu finden ist ein bunter Mix aus Bluesrock, langsamen Balladen und Irish-Folk-Stücken. Für die EP hat der junge Musiker aus seinem bereits erstaunlich großen Pool von circa 50 eigenen Liedern fünf sehr unterschiedliche Songs ausgewählt, um die Bandbreite seiner musikalischen Einflüsse zu veranschaulichen - als "Appetizer meines Könnens", wie Julius es nennt. Der namensgebende Titel "Lonely Dancer" mit einem geschmeidigen Rock-Riff führt die EP an. Das Lied erinnert an "Born To Run" von Bruce Springsteen und ein bisschen auch an Nirvanas "Smells Like Teen Spirit". Nicht in jedem Stück macht Julius von seiner Reibeisenstimme gebrauch. Im finalen Song "Streets Of New Orleans" klingt er zahmer, glatter. Dieses Lied ist eine Liebeserklärung an die Musiker, die ihn geprägt haben. Der Sound ist irish-folkig, zunächst entspannt und gipfelt in einer rasanten Aufzählung verschiedenster Musiker: " Oasis, Cash, Slash, Guns n' Roses, Marc Knopfler, Dire Straits, Bob Dylan and Tom Waits", singt er dort beispielsweise.

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Gute, alte Musik. Mit seiner EP "Lonely Dancer" möchte Julius, wie er sagt, gegen die Fast-Food-Musikindustrie rebellieren. Seine Musik funktioniert generationenübergreifend. So besuchen seine Live-Auftritte sowohl junge Menschen, als auch Zuhörer aus der Generation seiner Eltern. "Und mittlerweile weiß ich auch, wie viel Ingwer-Honig-Tee ich für Konzerte trinken muss, damit meine Stimme hält", sagt Julius.

© SZ vom 24.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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