Soziale Medien haben in der kreativen Szene vieles verändert. Künstler müssen schon lange nicht mehr darauf hoffen, entdeckt zu werden. Stattdessen lässt man sich entdecken. Mit Hilfe von Instagram zum Beispiel. Musiker, Fotografen und Autoren posten dort ihre Werke, Konzerte werden in der Insta-Story angekündigt. Selbst berufliche Kontakte kann man online knüpfen. Das Bild des Straßenmusikers wirkt dagegen veraltet, fast schon überholt. Dabei haben zahlreiche Künstler in der Zeit vor dem Social-Media-Boom so ihre Karriere begonnen. Aura Dione, Passenger und AnnenMayKantereit sind nur einige Beispiele für Musiker, die vom Feedback des Straßenpublikums profitieren konnten.
Solche Erfolgsgeschichten motivieren Künstler auch heute. Jakob Muehleisen gehört mit seinen 18 Jahren zu der Musikergeneration, die ihre Songs selbständig auf Youtube stellt und sie dann auf Instagram und all den anderen Kanälen bewirbt. Bevor er aber anfing, sich im Netz einen Namen zu machen, musizierte Jakob auf der Straße - zu Hause in Herrsching. Die Menschen dort waren ihm gegenüber meist positiv gestimmt. Dennoch muss er zugeben: "Man entwickelt schon eine Art Hornhaut, wenn man ganz ohne Verstärker und nur mit der Gitarre für die vorbeilaufenden Menschen spielt."
Mit seinen blonden Locken und der Vorliebe für melancholische Lyrics passt Jakob perfekt ins Bild des romantischen Singer-Songwriters. Jakob schreibt Lieder über Herzschmerz und Fernweh. Inspiration findet er, so sagt er zumindest, im echten Leben. "Vielleicht steigere ich mich manchmal auch zu sehr in Emotionen rein. Dabei entstehen aber die besten Songs."
Kürzlich im März erschien seine Single "Fire". Das Songwriting besteht überwiegend aus Metaphern und Bildsprache. "I feel the fire entering my life, I feel the fire cutting like a knife", singt der junge Musiker im Refrain. Der Songtext wird von einer melodischen und überraschend munter klingenden Gitarrenbegleitung getragen. Das nimmt dem Songtext ein wenig Härte. Vereinzelt tauchen sanfte Klavierklänge auf. So wie die meisten von Jakobs Liedern ist "Fire" klassisches Singer-Songwriting. Stilistisch erinnert er an Künstler wie Stu Larsen, Passenger oder Roo Panes.
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Mit neun Jahren hat Jakob angefangen, Gitarre zu spielen. Das Instrument begleitete ihn seither überall mit hin. Eines seiner prägendsten Erlebnisse: Er war 2012 als Straßenmusiker in London. "Das war ziemlich verrückt, wie ich da als elfjähriger deutscher Junge Beatles-Songs gecovert habe und mir einige Pfund dazu verdienen konnte", sagt er. Der britischen Millionenstadt widmete Jakob später den Song "London". Das zugehörige Video zeigt den Elfjährigen mit seiner Gitarre am Ufer der Themse.
Trotz seiner Vorliebe für melancholische Lyrics, gibt es hier und da Songs, die Abwechslung bringen. Das Lied "Apple Pie" ist beim Straßenmusizieren mit Freunden entstanden und klingt alles andere als traurig oder betrübt. "Fairy Tale" ist dagegen sehr viel Indie-lastiger als der Rest der EP "Two Sides". Das mag vielleicht an Jakobs zweitem Projekt, der Band A Story For Reflection liegen. Gemeinsam mit Maxi Aldinger gründete er 2015 die Indie-Band. Beide Projekte kann Jakob prima miteinander vereinbaren. "Als Solokünstler spreche ich ganz für mich allein", sagt er. "In der Band treten wir dagegen gemeinsam auf und schreiben unsere Texte zusammen."
Jakob wechselte vom Gymnasium auf die Realschule. Nachdem er dort seine Mittlere Reife abgeschlossen hatte, beschloss er, sich ganz und gar auf die Musik zu konzentrieren. Anders als seine Freunde entschied er sich gegen eine Berufsausbildung oder ein Studium. Seine Eltern unterstützten ihn bei seiner Entscheidung. Dafür ist er ihnen sehr dankbar. 2015 spielte er erste Konzerte in München. Die Musikszene der Stadt gefalle ihm gut. "Man unterstützt sich gegenseitig, anstatt miteinander zu konkurrieren", sagt Jakob. Kommenden Sommer soll sein nächstes Album erscheinen. Darauf habe er auch mit anderen Genres experimentiert. "Es werden Songs mit Psychedelic-Einfluss zu hören sein", sagt Jakob.