Band der Woche:Cellz

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Starke Beats, schneller Deutschrap, auch mal Jazz-Hits - die Songs von Marcel Zoetl sind vielfältig. In seinen Texten greift er soziale Ungerechtigkeiten auf

Von Max Fluder

(Foto: Daniel Ahlberg)

Wenn der Musiker Cellz beschreibt, was Musik für ihn bedeutet, dann hört er gar nicht mehr auf zu reden. Für ihn, der mit bürgerlichem Namen Marcel Zoetl heißt, ist Musik vieles. Da fallen unter anderem Wörter wie "commitment", "kreativer Output", "Reflexion" und "spirituell". Nicht weniger vielfältig sind die Songs des Münchners: Einige enthalten eindeutige Hip-Hop-Elemente, etwa "Lisboa", die neueste Single. Starke Beats, schneller Deutschrap. Andere Tracks wie "Give Me Your Soul" erinnern mit ihren Saxofon-Solos an Jazz-Hits - und manchmal, wie in "Lieber mal was starten", verbindet sich beides.

So sehr man es auch versuchen wollte, man kann Cellz kein Label anheften. Seine Musik ist so ungebunden, wie er es als Künstler ist. "Mir sind alle Türen offen", sagt er, "und deswegen wollte ich mein ganzes Potpourri an Können liefern." Musik machen und nach langer Pause wieder selbst singen, damit hat er im Frühjahr 2020 angefangen - und folgte somit nicht nur seiner Leidenschaft, sondern fand auch eine Gemeinschaft.

Musiziert hat Cellz, Jahrgang 1996, schon früher. Er war bis zum Stimmbruch Sopran im Kinderchor, nahm Saxofonunterricht und spielte in Schulbands. Für Cellz ging es aber erst so richtig los, als er beim Hip-Hop-Kollektiv D!aspora mitwirkte. "Die Essenz von Hip-Hop", sagt er, "ist die Community." Viele seiner Songs hat er zusammen mit anderen gemacht, mit Produzenten aus München und aller Welt. Gerade entsteht eine EP mit dem Künstler Blue Glass aus Antigua.

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In seinen Lyrics greift Cellz konkrete Ereignisse auf, wie etwa das Leid von Menschen, die vertrieben werden, oder beschreibt schlechte Zustände in der Arbeitswelt. Sein vielleicht persönlichster Track, "Camissa", entstand nach einer Zeit, in der er sich mit seiner Herkunft auseinandergesetzt hatte. Cellz' Mutter stammt aus Südafrika und gehört der Volksgruppe der Camissa an. Diese sind nach Jahrhunderten europäischer Kolonialisierung und Ausbeutung aus vielen verschiedenen Ethnien hervorgegangen. Bei dem Song ging es ihm auch darum, seine "Herkunft zu zelebrieren", sagt er.

Vergangenen Juli spielte Cellz auf einer der Black-Lives-Matter-Demos in München, auch er habe viel Rassismus erfahren. In der Bewegung traf er auf Gleichgesinnte, der Anti-Rassismus sei ihm auch in seinem Schaffen wichtig.

Auf besagter Demo kam er in Kontakt mit einem Filmer, der später das Musikvideo zu "Give Me Your Soul" drehte. Cellz schätzt die ganzen "connections", die man als Musiker knüpft. Wie bedeutend Kontakte sind, hat er vor seiner Mutter gelernt, einer Gastronomin. In der Musik sind sie nicht weniger wichtig.

© SZ vom 03.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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