Dass organische Masse zu Stein wird, dass Pflanzen und Tiere nicht selten sogar in Schönheit versteinern, das kennt man. Dass aber Marmor zu Gips und schließlich zur Nahrung menschlicher Leberzellen wird, das klingt erst einmal nach einer Science-Fiction-Idee in schlechtester B-Movie-Qualität.
Doch in den künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeiten von Thomas Feuerstein, die von diesem Donnerstag an in der "Eres Stiftung" zu sehen sind, geschieht genau dies. Der an der Schnittstelle zwischen angewandter und theoretischer Wissenschaft arbeitende Wiener Künstler unterzieht eine Marmorbüste des griechischen Titanen Prometheus einem biochemischen Prozess, an dessen Ende eine herangewachsene dreidimensionale Leberskulptur steht.
Dass Feuerstein ausgerechnet die mythologische Gestalt des Prometheus als Ausgang für die Transformation nimmt, entbehrt nicht einer ironischen Note. Zeus hatte den Titan, der den Menschen das Feuer brachte, wegen dessen Eigenmächtigkeit an einen Felsen gefesselt, wo ein Adler sich von seiner stetig nachwachsenden Leber nährte und Prometheus' Qual so unendlich verlängerte. Bis Zeus schließlich doch ein Einsehen hatte, wie man weiß.
Doch Feuerstein wirft mit seiner Installation auch einen Blick in die Zukunft, in der sich die Gesellschaft womöglich nicht länger von Tieren und Pflanzen ernährt, sondern von eigenen, sich selbst reproduzierenden Körperzellen. Was nach Science-Fiction klingt, ist im Prinzip jedenfalls schon machbar, wie die Ausstellung "Prometheus Delivered" in der Eres Stiftung auf künstlerisch-wissenschaftliche Weise zeigt.
Thomas Feuerstein: Prometheus Delivered, bis Samstag, 24. März, Di., Mi., Sa., 11-17 Uhr, mehrere Vorträge, Eres Stiftung, Römerstr. 15, Infos unter www.eres-stiftung.de