Ausstellung in München:Cowboys und Könige

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Eine Schau im Haidhausen-Museum erzählt die spannende Geschichte der Fotografenfamilie Stuffler

Von Patrik Stäbler

Die Bilder, die alles ins Rollen gebracht haben, zeigen einen Cowboy, der stolz auf dem Rücken eines Schimmels posiert - seine grauen Bartspitzen reichen hinab bis zur Brust, der obligatorische Hut ist tief ins Gesicht gezogen. William Frederick Cody heißt der Mann, der sich auf der Theresienwiese für den Fotografen in Szene setzt. Besser bekannt ist er freilich als Buffalo Bill, der 1890 in München die Europatournee seiner Wild-West-Show startete.

Reißender Fluss: Georg Stufflers Aufnahme vom Isar-Hochwasser 1899, mit Blick auf das "Volkanwesen". (Foto: Stadtarchiv München, Sammlung Stuffler/oh)

Die Bilder des legendären Bisonjägers samt seinem Tross aus Cowboys, Indianern und Tieren durchforstete Heimatforscher Hermann Wilhelm, als er 2016 die Ausstellung "München und der Wilde Westen" im Gasteig vorbereitete. Dabei stieß er auf den Namen des Fotografen, der bei mehreren Aufnahmen am Rand vermerkt war - inklusive seiner Adresse, der Praterstraße 6. "Ich habe gedacht, mich reißt's", erzählt Wilhelm, der ja auch Gründer und Leiter des Haidhausen-Museums ist. Denn jene Praterstraße heißt heute Grütznerstraße und verläuft vom Wiener Platz hinunter zum Maximilianeum. "Da habe ich erfahren, dass der Fotograf aus Haidhausen stammt", sagt Wilhelm. Und damals sei die Idee entstanden, einmal eine Ausstellung über jenen Georg Stuffler zusammenzustellen.

Der Haidhauser Fotograf starb im Alter von 59 Jahren. (Foto: Stadtarchiv München, Sammlung Stuffler/oh)

Vier Jahre später ist es so weit: An diesem Sonntag, 24. Mai, 14 Uhr, präsentiert das Haidhausen-Museum erstmals die Schau "Die Stufflers - Eine Fotografenfamilie aus Haidhausen". Sie blickt nicht nur auf das Leben und Schaffen des 1899 verstorbenen Georg Stuffler, sondern auch auf seine Söhne Max (1867-1926) und Friedrich Stuffler (1869-1900), die beide beruflich in die Fußstapfen ihres Vaters traten. Für die Ausstellung hat Hermann Wilhelm mit Michael Stephan zusammengearbeitet, dem langjährigen Leiter des Münchner Stadtarchivs. Eigentlich sollte die Schau schon vor gut einem Monat eröffnet werden - quasi als Abschiedspräsent für Stephan, der Ende April in den Ruhestand gegangen ist. Doch dann kam die Corona-Pandemie dazwischen, die das Museum auch jetzt zu besonderen Vorkehrungen zwingt: Lediglich vier Personen dürfen zeitgleich in die Ausstellung - mit Mundschutz und auf Abstand.

Dass München schon lange vor Corona von Epidemien heimgesucht wurde, zeigt ein großformatiges Foto, das den Besucher gleich am Eingang empfängt - die Aufnahme einer Cholera-Prozession am Wiener Platz im Juni 1898. Es ist dies eines der bekanntesten Stuffler-Fotos, das auch das Stadtarchiv für seine Stadtchronik erworben hat. Insgesamt fänden sich dort an die tausend Bilder der Fotografenfamilie, die zu den wichtigsten Zulieferern der Bildbände gehöre, sagt Michael Stephan. Und doch sei über sie kaum etwas bekannt gewesen - bis jetzt. Denn für die Ausstellung haben Wilhelm und Stephan der Lebensgeschichte Georg Stufflers nachgespürt, der 1859 als Vorstadt-Fotograf begann, sich aber hocharbeitete: 1874 eröffnete er ein Geschäft in der noblen Residenzstraße, 1888 wurde er zum "Königlich Bayrischen Hof-Kunsthändler" ernannt. Auch "Promis" standen vor seiner Kamera - von König Ludwig II. bis zu Prinzregent Luitpold. Die zwei Söhne übernahmen später nicht nur das Atelier des Vaters, sondern auch seine Leidenschaft fürs Fotografieren. Mehr über ihr Leben finden die Besucher im Erdgeschoss des Museums, umrahmt von allerlei Fotos aus Haidhausen und ganz München. Ein Stockwerk tiefer sind weitere Stuffler-Bilder zu sehen - sowohl von Staatsbesuchen als auch von Faschingszügen durchs Viertel. Noch bis 26. Juli ist die Schau im Haidhausen-Museum zu sehen, sonntags von 14 bis 17 Uhr und montags bis mittwochs von 17 bis 19 Uhr.

© SZ vom 23.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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