Ausstellung im Deutschen Museum:Wundersame Welt der Tiefseetaucher

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Sich wie ein echter Tiefsee-Forscher fühlen - das geht nun im Deutschen Museum. (Foto: Stephan Rumpf)

Monströse Aquanautenanzüge, frühe Tiefseestationen und moderne Forschungsroboter: Eine neue Dauerausstellung im Deutschen Museum widmet sich der Meeresforschung. Wer es wagt, darf einen Unterwasserroboter selbst steuern.

Von Martina Scherf

Vorbei am Großsegler "Maria", hinab ins Untergeschoss, am 42 Meter langen Unterseeboot "U1" entlang, und dann um die Ecke: Wer sich für Meeresforschung interessiert, findet im Deutschen Museum nun eine neue Dauerausstellung. Von den ersten Tauchpionieren über bemannte Tiefseestationen bis zu modernen Robotern ist das Streben der Menschen, die Weiten der Ozeane zu ergründen, dokumentiert. Besonders spannend: der Roboter Quest, bei dem man - unter Anleitung - selbst versuchen kann, einen Brocken vom Meeresboden zu holen.

"In den Ozeanen existieren Vorkommen von Zink, Eisen, Silber und Gold, die man wahrscheinlich recht einfach gewinnen kann", mit solchen Überlegungen fachte schon Jules Verne die Neugier seiner Zeitgenossen an. Heute führen vielfältige Interessen zu immer neuen Techniken, den Geheimnissen der Tiefsee auf den Grund zu gehen. Mal sind es Militärs, mal Klimaforscher und Biologen, mal Phantasien à la Jules Verne, die die Expeditionen antreiben. Meist sind es alle zusammen.

Tiefsee erforschen wie Astronauten den Weltraum

Begonnen hat alles mit monströsen Tauchanzügen wie dem Panzertaucher von 1925, Museumsbesuchern schon bekannt. In den Sechzigerjahren folgten Tauchstationen, in denen Aquanauten die Tiefsee erforschen sollten wie Astronauten den Weltraum.

Das Problem des enormen Drucks unter Wasser und der aufwendigen Dekompression setzte solchen Ausflügen Grenzen - Ausnahme war die legendäre Expedition von Don Walsh und Jacques Piccard. Sie tauchten 1960 in ihrer Kruppstahl-Kugel namens Trieste auf die Rekordtiefe von 10.916 Meter hinab und bewiesen: Die Tiefsee ist bewohnt. Der Nachbau ihrer Kugel mit Originalteilen, auch er gehört zur Museumssammlung, lässt erahnen, aus welchem Holz die Männer geschnitzt sein mussten, die ein solches Abenteuer in beklemmender Enge wagten.

Da sieht die Umgebung durch das Bullauge des einzigen bemannten deutschen Forschungstauchbootes Jago schon freundlicher aus. Jago stammt aus Kiel, vom dortigen Geomar-Helmholtz-Zentrum, und ist seit 20 Jahren weltweit im Einsatz. Er kann zwar nur 600 Meter tief tauchen und ist ähnlich unbequem wie Piccards Kugel, aber bei den Geomar-Forschern trotzdem beliebt, schwimmen am Bullauge doch die wunderbarsten Meeresbewohner vorbei.

Das Forschungstauchboot Jago hängt nun im Deutschen Museum. (Foto: Stephan Rumpf)

Unter realen Bedingungen einen Greifroboter steuern

Als sich die Computertechnik entwickelte, lag es nahe, statt Menschen nur noch Roboter in die Tiefe zu schicken. Von Geomar kommt auch der Tauchroboter Abyss. Er kartiert in Tiefen zwischen 2000 und 6000 Metern mit Echoloten den Meeresgrund oder sucht nach einem Flugzeugabsturz den Flugschreiber.

Das Highlight ist aber Quest, der Roboter des Bremer Marum-Instituts, ein Hightech-Wunder. Den Original-Pilotenstand hat Marum beim letzten Technikwechsel dem Deutschen Museum überlassen. So können Besucher nun versuchen, vier HD-Kameras im Blick zu behalten, und zugleich unter realen Bedingungen einen Greifroboter zu steuern.

Gar nicht so einfach, ist auch nur unter fachlicher Anleitung während einer Führung erlaubt, zu sensibel sind die Geräte. Sonst zeigen die Kameras ihre Entdeckungen wie wundersame Quallen oder "schwarze Raucher", heiße Quellen am Meeresgrund, die - Jules Verne hatte recht - Rohstoffvorkommen versprechen und Erkenntnisse über den Ursprung der Erde befördern.

Die Ausstellung ist auf 300 Quadratmetern überschaubar, die Meeresforscher des Museums nutzen die Umbauten im Zuge der Gesamtsanierung, um diese freie Fläche zu bespielen. Filmische Animationen ergänzen die Exponate - und ein neues Diorama: In zweijähriger Feinarbeit haben die Handwerker des Museums das Labor des Forschungsschiffs Challenger nachgebaut, das zwischen 1872 und 1876 die Weltmeere erkundete. Die Arbeit hat sich gelohnt: So ein stimmungsvoll beleuchteter Guckkasten ist immer noch ein sinnliches Erlebnis.

Die Ausstellung "Meeresforschung" finden Sie im Deutschen Museum, im Untergeschoss der Schifffahrtsabteilung. Geöffnet ist das Museum täglich von 9 bis 17 Uhr.

© SZ vom 29.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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