Ausbau des Radverkehrs:Einen Gang höher

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Am Pasinger Bahnhof entstanden fast 1200 neue Radlständer. Weitere sollen folgen. Dafür werden auch Kfz-Stellplätze weichen müssen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Radlhaupstadt München? Bürgermeister Hep Monatzeder will den Anteil des Radverkehrs bis 2015 auf mehr als 20 Prozent steigern. Doch aus Sicht der Kritiker gehen die Projekte der Stadt bislang nur schleppend voran.

Von Marco Völklein

Die Stadt will bis zum Jahr 2015 den Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr auf 20 Prozent oder mehr steigern. "München verträgt auch locker 25 Prozent", findet der dritte Bürgermeister Hep Monatzeder. Derzeit legen die Münchner etwa 17 Prozent ihrer Wege mit dem Rad zurück. Verglichen mit anderen Millionenstädten in Europa sei München tatsächlich die "Radlhauptstadt", findet der Grünen-Politiker. "Auch wenn das viele anders sehen."

In einigen kleineren Städten wie beispielsweise Münster oder Erlangen liegt der Anteil der Radler am Gesamtverkehr aber zum Teil weit höher. Daher seien diese Kommunen auch nach wie vor die "Vorbilder", denen man nacheifern wolle, erklärt Monatzeder.

Allerdings kommt die Stadt aus Sicht mancher Radlobbyisten bei ihren Projekten zur Förderung des Radverkehrs nur schleppend voran. Bereits 2009 hatte der Stadtrat in einem Grundsatzbeschluss festgelegt, dass die Engstellen und Lücken im Radnetz, unter anderem in der Rosenheimer Straße, der Lindwurmstraße und der Kapuzinerstraße, beseitigt werden sollen. Doch bislang gibt es nur eine Lösung für die Kapuzinerstraße: Dort wird das Baureferat laut Monatzeder voraussichtlich von Mai an mit der Umgestaltung der Straße beginnen.

Für die Lindwurmstraße sowie die Rosenheimer Straße haben die Planer dagegen bislang nur "Verkehrsverträglichkeitsuntersuchungen" sowie mögliche Lösungsansätze externer Gutachter eingeholt. Konkrete Vorschläge will Monatzeder dem Stadtrat "noch in diesem Jahr" vorlegen. "Das geht alles schon zäh voran", findet Traudl Schröder vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).

Auch für die seit Jahren debattierte Nord-Süd-Querung der Innenstadt soll in diesem Jahr eine Lösung gefunden werden. Zunächst aber dürfen sich Bürger, Anwohner und Geschäftsleute zu den Vorschlägen der Planer äußern. Diese sehen unter anderem eine Art "Schnellweg" für eilige Radler durch die Sparkassenstraße vor. Umstritten ist aber, wie Fahrradfahrer und Fußgänger vor allem in der Residenzstraße geführt werden sollen, ohne dass sie sich ständig in die Quere kommen. "Es gibt so viele Stellen, an denen es brennt", kritisiert Martin Hänsel vom Bund Naturschutz, "da ist das, was geschieht, etwas wenig für eine Stadt, die sich selbst Radlhauptstadt nennt."

Einbahnregelungen, Radlerampeln, Radwege

Monatzeder verweist indes auf die anderen Maßnahmen, mit denen die Stadt den Radverkehr fördert. So habe man bislang an 58 Straßen die Pflicht zur Benutzung des Radweges aufgehoben. Dort dürfen Radler nun auf der Straße fahren, gleichberechtigt mit den Autos. In den nächsten Jahren sollen weitere Straßen folgen.

Zudem hat das Kreisveraltungsreferat in 290 der stadtweit etwa 700 Einbahnstraßen die Einbahnregelung für Radfahrer aufgehoben. Bis 2015 sollen Radler in etwa jeder zweiten Einbahnstraße entgegen der Fahrtrichtung für Autos unterwegs sein können. Außerdem sollen stadtweit 21 Kfz-Stellplätze aufgelöst werden, um Platz zu machen für zusätzliche Fahrradständer.

Laut Monatzeder wird sich das Baureferat bis 2015 zudem 27 Kreuzungen samt der jeweiligen Ampeln vorknöpfen und so umgestalten, dass Radler dort schneller, bequemer und sicherer vorankommen. Beispielsweise sind Umbauten an der Kreuzung Claude-Lorrain-Straße/Schyrenstraße in Untergiesing sowie an der Ecke Ungererstraße/Luxemburger Straße in Schwabing geplant. Zudem sollen die maroden Radwege unter anderem in der Nymphenburger Straße, der Schwere-Reiter-Straße, der Tumblingerstraße, der Dachauer Straße und der Leonrodstraße saniert werden.

ADFC-Frau Schröder findet das zwar alles richtig und wichtig - der große Wurf allerdings fehlt aus ihrer Sicht. Sie wünscht sich etwa in der Lindwurmstraße breite, gut geteerte Radstreifen. "Das würde ein Zeichen setzen, das der Radlhauptstadt gut zu Gesicht stehen würde", findet sie. "Dazu aber bräuchte es den entsprechenden Willen im Rathaus."

© SZ vom 10.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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