Ausbau der A 9:85 Unfälle in drei Wochen

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Auf der A 9 zwischen dem Kreuz Neufahrn und Allershausen wird seit drei Wochen gebaut. Es kommt zu kilometerlangen Staus - und zahlreichen Unfällen. Einer endete sogar tödlich.

Marco Völklein

Seit knapp drei Wochen wird auf der A 9 zwischen dem Kreuz Neufahrn und Allershausen gebaut. Und seit knapp drei Wochen kommt es dort fast täglich zu Unfällen. Einen tödlichen Unfall hat es laut Michael Schmidt, dem Leiter der zuständigen Verkehrspolizeiinspektion Freising, bereits gegeben, auch ein Motorradfahrer wurde schwer verletzt. Immer wieder kommt es zudem zu kleineren Auffahrunfällen, die auf der stark genutzten Strecke zu teils kilometerlangen Staus führen.

85 Unfälle registrierte die Polizei seit dem Start der Baustelle. "Das ist fast eine Vervierfachung gegenüber der Zeit vorher", sagt der Dienststellenleiter.

Die Ursachen dafür sind schnell benannt: "Zu geringer Abstand", beginnt Schmidt mit seiner Aufzählung. Zudem seien viele Pendler nicht mit der in Baustellen nötigen Aufmerksamkeit unterwegs. Außerdem passierten häufig Fehler beim Wechsel der Fahrstreifen, die meist als Blechschäden endeten.

"Eigentlich nichts Schlimmes", sagt Schmidt. Doch die Auswirkungen sind erheblich: Auf dem dicht befahrenen Abschnitt - im Schnitt sind dort 100.000 Autos täglich unterwegs - bildet sich bereits bei einem Pannenfahrzeug lange Staus. "Wir sind da alle etwas ratlos", sagt auch Johann Schmid, der bei der Autobahndirektion Südbayern die Baumaßnahme leitet.

Noch bis in den Oktober hinein bereitet die Autobahndirektion den 15 Kilometer langen Abschnitt für die "temporäre Freigabe der Seitenstreifen" vor. Autofahrer kennen das von der A 8 und der A 99 im Münchner Osten: Bei hohem Verkehrsaufkommen dürfen Autos und Lastwagen auch auf den Seitenstreifen fahren - das erhöht die Kapazität in dem jeweiligen Abschnitt deutlich.

Zuvor allerdings müssen Bauleiter Schmid und seine Leute auf der A 9 den Untergrund verstärken, Ein- und Ausfahrten aufweiten, Schilderbrücken installieren und - wenn man schon mal dabei ist - den alten und verschlissenen Asphalt durch einen neuen, lärmmindernden Belag ersetzen. Das alles soll Ende Oktober fertig sein.

Um bis dahin die Unfallzahlen einigermaßen in den Griff zu bekommen, appellieren Polizei und Autobahndirektion an die Autofahrer, den Abschnitt mit "erhöhter Aufmerksamkeit" zu passieren und bei Bagatellunfällen mit Blechschäden die Unfallstelle rasch zu räumen - statt, wie zuletzt oft geschehen, erst auf die Polizei zu warten. "Wir machen auch nichts anderes als die Leute zu bitten, die nächste Nothaltebucht oder Baustelleneinfahrt anzusteuern und dort den Unfall aufzunehmen", sagt Schmidt.

Zumal die Helfer ohnehin das Problem haben, dass sie oft nur schwer zu den Unfällen gelangen. "Von einer Rettungsgasse scheinen viele Autofahrer bis heute nichts gehört zu haben", sagt der Inspektionsleiter. Mit animierten Warntafeln fordert die Autobahndirektion nun seit Freitag die Autofahrer auf, bei einem Stau eine Gasse für Rettungsfahrzeuge frei zu halten. Zudem setzt die Polizei verstärkt Motorradstreifen ein, die sich besser durch den Stau schlängeln können.

Abgesehen davon bleibt den Verantwortlichen aber nicht viel mehr, als an die "Vernunft der Autofahrer zu appellieren", wie Baustellenleiter Schmid sagt. Mehrmals bereits hätten Autofahrer bei einem Stau die Baustellenabsperrungen zur Seite geräumt und seien quer durch die Baustelle gefahren, berichten Polizisten wie Bauingenieure. Einige davon bauten noch in der Baustelle einen Unfall, andere beim Wiedereinfädeln in den laufenden Verkehr - und verursachten damit gleich den nächsten Stau.

© SZ vom 30.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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