Aubing:"Wir sind aus allen Wolken gefallen"

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Vom kommenden Schuljahr an sollen Kinder der Limesschule drei Kilometer entfernt in Freiham unterrichtet werden

Von Ellen Draxel, Aubing

Die Information erreicht die Eltern Ende November. Vom kommenden Schuljahr an, erfahren sie von der Rektorin der Grundschule an der Limesstraße, sollen bis zu sechs Klassen der Aubinger Limesschule in Freiham-Süd unterrichtet werden. In Containern, drei Kilometer vom Stammhaus entfernt. Das Referat für Bildung und Sport will an der Anton-Böck-Straße eine Pavillonanlage mit acht Klassenzimmern errichten, "quasi als Vorläufer-Einrichtung für den Festbau einer neuen Grundschule", die für diesen Standort geplant sei, bestätigt Referatssprecherin Ursula Oberhuber.

"Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir das hörten", sagt Kristian Kroschel. Im Sommer wurde dieses Szenario zwar bereits bei einem Schulhausrundgang mit Vertretern der Stadt aufs Tableau gebracht. "Aber das war eher so ein Gedankenspiel", erinnert sich der Elternbeiratsvorsitzende. Nie hätte die Schulfamilie mit einer Realisierung dieser Idee gerechnet.

Die Limesschule leidet unter akuter Raumnot, "es ist klar, dass wir mehr Platz brauchen", sagt Schulleiterin Sigrun Felkner. Rund 300 Kinder in zwölf regulären sowie einer Übergangsklasse besuchen derzeit die Grundschule, Prognosen rechnen mit einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen. "Wir haben schon jetzt Klassen mit knapp 28 Kindern", erklärt die Rektorin, "bei noch mehr Schülern müssen wir die Klassen teilen, wissen dann aber nicht, wohin mit ihnen." Tagesheim und Mittagsbetreuung sind bereits in doppelt genutzten Räumlichkeiten untergebracht; auch hier gibt es bereits jetzt einen "Andrang ohne Ende", weiß Kroschel.

Die Schule soll deshalb im kommenden Jahr voraussichtlich vier, danach fünfzügig werden. "Jahrelang ist nichts getan worden, obwohl das Problem bekannt war", kritisiert der Elternvertreter, "und jetzt wird die Konsequenz einer verfehlten Politik auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen."

Warum das Schulreferat die inzwischen wirklich benötigten Pavillons nicht in der Nähe der Limesschule aufstellt, ist den Eltern ein Rätsel. "Es gibt zahlreiche Standorte, die dafür in Frage kämen", findet Gerwin Hülsmann, Vorsitzender des Elternbeirates vom Tagesheim. Die Fläche zwischen Sporthalle und Hauptgebäude der Grundschule zum Beispiel. Eine Wiese an der Rothenfelser Straße. Der Sportplatz der Schule am Aubinger Wasserturm, der kaum genutzt werde. Und nicht zuletzt das Gelände des städtischen Kindergartens an der Freienfelsstraße. Der von Schimmel befallene Kindergarten wird im Sommer abgerissen. Bis der Neubau fertig ist, ziehen die Kleinen an die Pretzfelder Straße um. Schulleiterin Felkner weiß lediglich, dass alle Alternativstandorte für Container von Sachverständigen der Stadt begangen und aussortiert wurden.

Dass sie sich mit der Anton-Böck-Straße deshalb wohl werden anfreunden müssen, ist Lehrern wie Eltern inzwischen klar. "Aber wir wissen nicht, in welchem Rahmen das Ganze künftig ablaufen soll", sagt Felkner, "das ist wie Watte."

Zu organisieren ist zum einen der Schulweg. Er ist nicht nur weit, er ist auch risikoreich. Gehwege fehlen, die Kinder müssten an der Großbaustelle Gleisharfe mit dichtem Schwerlastverkehr vorbei. Oder sie benutzen einen sehr einsamen, nicht einsehbaren Weg. Das Kreisverwaltungsreferat sieht die Gefahren ebenfalls und hat deshalb vorgeschlagen, die Schüler mit Bussen zur Anton-Böck-Straße zu fahren. "Aber eine offizielle Zusage gibt es dafür noch nicht, geschweige denn eine Angabe zur Frequenz der Bus-Shuttle", moniert Kroschel. Dass die Pavillonanlage voraussichtlich weder über Turnhalle, Sportplatz, Schwimmbad oder Werkstatt verfügen wird, bereitet den Eltern ebenfalls Kopfzerbrechen. Am meisten aber sorgen sie sich um das Klima in der Schule. "Die Schulgemeinschaft ist exzellent, die Kinder fühlen sich in der Limesschule sehr, sehr wohl", meint Elternbeiratsvorsitzender Kroschel, "das würden wir ungern aufgeben".

Bei einem schulinternen Treffen haben Schulleitung und Eltern jüngst verschiedene Szenarien durchgespielt. Klassen, darin waren sich alle Teilnehmer einig, sollten nicht auseinandergerissen werden. Der Status quo derzeit ist, im kommenden Schuljahr alle Erstklässler nach Freiham zu schicken - und voraussichtlich zwei dritte Klassen. In Stein gemeißelt ist aber noch nichts.

Im Januar will sich der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied intensiver mit dem Thema beschäftigen, geplant ist außerdem ein runder Tisch mit Vertretern des Referates für Bildung und Sport. Wie es weitergeht, darüber informiert die Schule an einer eigens dafür eingerichteten Infotafel im Schulgebäude an der Limesstraße.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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