Aubing:Konkurrenz der Verkehrssysteme

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Der lange Weg nach Pasing: Die Tram 19 durchquert die ganze Stadt von Ost nach West. Das kann sich hinziehen. (Foto: Robert Haas)

Der Bezirksausschuss ist gegen eine Straßenbahn nach Freiham. Er befürchtet, dass dann der U-Bahn-Anschluss in Gefahr gerät

Von Ellen Draxel, Aubing

Der Wunsch der Rathaus-Koalition, die Tram 17 bis nach Freiham zu verlängern, stößt nicht nur in Obermenzing, sondern auch in Aubing auf massiven Widerstand. Der Bezirksausschuss (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied befürchtet, damit könne die Realisierung der Weiterführung der U 5 bis Freiham "mit weniger Nachdruck verfolgt werden". Einstimmig hat das Gremium einen interfraktionellen Antrag verabschiedet, "der Anbindung Pasings und Freihams durch die Fortführung der U-Bahn absolute Priorität zu geben".

Ende Februar hatten CSU-Politiker aus dem Westen erhebliche Bedenken gegen den Vorstoß von Grün-Rot im Rathaus geäußert, der Tramlinie 17 nun Priorität A in der Prüfung einzuräumen. "Eine Tram neben beziehungsweise vor der U-Bahn ist niemals finanzierbar", warnte der CSU-Kreisvorsitzende und ehemalige Zweite Bürgermeister Münchens, der Landtagsabgeordnete Josef Schmid, damals. Den dringend benötigten Zuschuss des Bundes von mehreren Hundert Millionen Euro werde es dann nicht mehr geben können.

"Die Kosten-Nutzen-Rechnung für die U-Bahn würde im Vergleich so weit runterfallen, da können wir die U-Bahn vergessen", wiederholte jetzt Aubings BA-Chef Sebastian Kriesel (CSU) die Kritik. Lokalpolitiker und Bürger wehren sich aber auch vehement dagegen, dass die Gleise der Tram im Viertel Straßenraum kosten sollen, "den wir nicht haben". Und dass die Straßenbahn "mitten durch Aubings denkmalgeschützten Dorfkern führen" soll. "Das geht überhaupt nicht, das dürfen wir uns nicht gefallen lassen", schimpfte Kriesel.

Ähnlich äußerte sich Karin Binsteiner (Grüne), die den Unterausschuss Verkehr im Stadtteilgremium leitet. "Zehn Jahre hat die Stadt Zeit gehabt, eine sinnvolle Lösung zur Verknüpfung der Bahnhöfe zu finden - und nun kommen sie mit der Tram daher? Das ärgert mich." Was Aubing brauche, seien stattdessen innovative Ideen.

Ein von der Fraktion Freie Wähler/ÖDP initiierter Antrag, diese "unsinnige und nicht realisierbare Planung" der Tram-Verlängerung "komplett einzustellen", fand im Gremium eine Mehrheit von 15 zu fünf Stimmen. Die angedachte Trassenführung zeugt aus Sicht der meisten Aubinger "von einer fehlenden Ortskenntnis" und "vor allem von mangelnder Kommunikation zwischen den Stadtratsfraktionen und den örtlichen Bezirksausschüssen". Denn dass die Lokalpolitiker in dieser für sie so weitreichenden Entscheidung nicht angehört wurden, ärgert sie besonders. Die Tram-Trasse, die auch von der Mehrheit im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing abgelehnt wird, soll von der Amalienburgstraße über die Verdistraße vorbei an der S-Bahn-Station Obermenzing und der Blutenburgstraße und durch die Bergsonstraße zu den Bahnhöfen Langwied und Aubing und dann durch die neue Unterführung westlich des Aubinger Bahnhofs über die Aubinger Allee zum S-Bahnhof Freiham führen.

Trotz allen Protestes gibt es aber auch Befürworter: "Sicher", die Tram dürfe "nicht in Konkurrenz zur U-Bahn stehen", sagte Aubings SPD-Fraktionssprecher Thomas Hampel. Aber der Bau sei ja auch noch nicht beschlossen. Im Übrigen verliefen "die Trassen beider Verkehrsmittel ganz anders". Man komme, ergänzte Siegfried Liedl (Grüne), mit fast 1,5 Millionen Einwohnern in München "nicht umhin, die Tram zuzulassen". Außerdem sei die Straßenbahn "viel schneller zu verwirklichen" als etwa die U-Bahn. Und Sozialdemokrat Robert Brenner äußerte seine Überzeugung, "dass man alles erst mal parallel untersuchen sollte, um in jeder Richtung offen zu sein". Mit demselben Argument hatte der Lokalpolitiker zuvor schon angeregt, den Bau zweier Straßentrassen prüfen zu lassen, war mit seinem Vorstoß aber bei sämtlichen Kollegen außer denen der eigenen Fraktion gescheitert.

Unterdessen hat Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne), eine Aubingerin, schon vor Längerem betont, dass U-Bahn und Tram nicht in Konkurrenz zueinander stünden. "Die grün-rote Koalition hat den Bau der U 5 nach Freiham mit optionaler Verlängerung bis Germering im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Diese Vereinbarung gilt."

© SZ vom 23.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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