Aubing:Im Kern ein Vorbild

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Bestandsgefährdet: Historisch gewachsene Ortskerne wie in Aubing. (Foto: Florian Peljak)

Die Aubinger Dorfmitte gilt als das größte denkmalgeschützte Ensemble dieser Art in München. Bürger und Stadterneuerer versuchen gemeinsam, den Bereich zu optimieren - ein Projekt mit Modellcharakter für die Stadt

Von Ellen Draxel, Aubing

Klaus Bichlmayer kennt sich aus in Aubings Historie, seit Jahren kämpft der Vorsitzende des Fördervereins "1000 Jahre Urkunde Aubing" für den Erhalt des Denkmalschutzes in Aubings Dorfkern, kritisch und mit Vehemenz. Wenn er die "tollen Ergebnisse" lobt, welche die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) und ihre Partner bei den Voruntersuchungen zur Optimierung der Ortsmitte herausgearbeitet haben, dann hat dieses Urteil schon etwas zu bedeuten.

Etwa 70 Aubinger waren am Wochenende zur Bürgerwerkstatt ins Kulturzentrum Ubo 9 gekommen, um zu erfahren, wo die Planer Defizite ausgemacht haben und wie diese behoben werden sollen. Das Vorgehen in Aubing hat Modellcharakter - und es kann unter Umständen auch für die Dorfkerne in anderen Stadtvierteln Präzedenzcharakter haben: Denn in den meisten Stadtteilen bedroht moderne Investoren-Tätigkeit die historisch gewachsenen Ortsmitten. In Aubing fanden in den vergangenen Monaten mehrere Stadtteilspaziergänge statt, bei denen Anregungen der Bürger gesammelt wurden. Die Ergebnisse griffe die MGS auf. Aubings Dorfkern ist das größte von insgesamt 76 denkmalgeschützten Ensembles innerhalb der Stadtgrenzen, fast tausend Meter lang und etwa 300 Meter breit, dominiert von der Ubo- und der Altostraße. Fünf Bereiche hat die MGS darin ausgemacht, bei denen ihrer Ansicht nach Handlungsbedarf besteht.

Da ist zum einen der Denkmalschutz. Die Dorfmitte hat einige ortsbildprägende Gebäude und Baudenkmäler, darunter mehrere Höfe, die erhalten und "angepasst weiterentwickelt" werden sollen. Interessant für Aubings Bürger aber sind vor allem die Bereiche Verkehr und Freiraum, wie sich beim Workshop herausstellte. Plätze und Kreuzungen sollen den Vorschlägen der Planern zufolge neu gestaltet und umgebaut werden - der Knotenpunkt von Alto-, Bergsonstraße, Marzellgasse und Schwemmstraße etwa, an dem der Maibaum und das Kriegerdenkmal stehen. Oder die Ecken Ubostraße und Germeringer Weg, Am Langwieder Bach und Schwemm- und der Sulzemooser Straße: Diese "unsortierten" Verkehrsflächen mit quer laufenden Straßen aus allen möglichen Richtungen, die die Optik unschön dominieren, hatte die Leiterin der städtischen Unteren Denkmalschutzbehörde, Mechthild Keßler, bereits bei einer Veranstaltung im Sommer 2015 als verbesserungswürdig charakterisiert. Der Kreuzungsbereich Am Langwieder Bach - Altostraße - Mundesgasse soll optimiert werden, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Schulweg sicherer zu machen.

Aufgewertet wissen will die MGS aber auch die Freifläche an der Pferdeschwemme. Dort und auch bei den ehemaligen Hütehäusern könnte der historische Verlauf des Langwieder Bachs wieder erlebbar gemacht werden, indem man den Lauf des etwa einen Meter unter der Oberfläche verlaufenden Flüsschens an diesen Stellen öffnet.

Von den Aubingern seit Langem gewünscht und goutiert, weil in der Planung vorhanden, ist außerdem die Verschönerung der Gegend um den Dorfbrunnen am Giglweg - beispielsweise mit Rundbänken um die Bäume. Weil sich die Parksituation im Dorfkern mitunter schwierig gestaltet, lobten die Bürger auch die Anregung, dass Parken entlang der Altostraße mit ihren Läden künftig nur noch auf eine Dauer von zwei Stunden begrenzt sein soll.

Sogar die Idee eines Wegweiser-Systems zu historischen Punkten, die eher nebenbei bei einem der Spaziergänge durch den Dorfkern aufkam, hat Eingang in den Maßnahmenkatalog gefunden. Ein Punkt allerdings, den die Bürger der MGS noch einmal mit auf den Weg gaben, ist die extreme Belastung der Altostraße mit 12 000 bis 15 000 Verkehrsbewegungen am Tag. Nur wenn der Verkehr in dieser Straße wirklich verlangsamt werde, sei dort auch Aufenthaltsqualität gegeben, hatte Bichlmayer bereits im November angemerkt. Ansonsten bleibe die Aufwertung ein "Feigenblatt".

Nach wie vor ungeklärt ist zudem der Anschluss des neuen Münchner Stadtteils Freiham an Aubing. Die von der Stadt vorgeschlagene Anbindung über die Georg-Böhmer-Straße lehnen die Aubinger jedenfalls ab. Die Bürgerwerkstatt war die letzte Etappe auf dem Weg zur Klärung, ob Altaubing ein Sanierungsgebiet werden kann, dem Mittel aus dem Städtebauförderungsprogramm zustehen. In den kommenden Monaten werden alle Ergebnisse zusammengefasst. Voraussichtlich am Jahresende soll das Konzept dann dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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