Aubing:Gerangel um das Herz des Dorfs

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Demo in voller Montur: Aktive des Technische Hilfswerks postierten sich unlängst mit Transparenten vor dem Sitzungssaal des Bezirksausschusses. (Foto: Ellen Draxel)

Überlegungen, den THW-Standort im Ortskern zu erweitern, lösen Protest aus - doch es zeigt sich: Noch ist alles offen

Von Ellen Draxel, Aubing

Das Technische Hilfswerk (THW), seit 1987 in Aubings Dorfkern angesiedelt, kämpft um seinen Standort. In voller Montur und ausgestattet mit Transparenten versammelten sich zuletzt 15 Aktive vor dem Sitzungssaal des Bezirksausschusses (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied. Auch viele Kinder und Jugendliche waren darunter, die zeigen wollten, wie wichtig ihnen ihr Engagement beim Katastrophenschutz ist - und dass sie an der Ubostraße bleiben möchten.

Das Thema Neugestaltung des Ortskerns erhitzt seit Monaten die Gemüter im Viertel. Aubings dörfliches Herz rund um die Kirche St. Quirin soll mit Städtebaufördermitteln neu konzipiert und umgebaut werden, dafür ist die Auslobung eines städtebaulichen Wettbewerbs vorgesehen. In diesem Punkt herrscht Konsens unter den Aubingern. Strittig aber ist, was dort entstehen soll. "Das THW", sagt Dienststellenleiter Andreas Bieleck "braucht dringend mehr Platz." Die Verwaltungs- und Sozialräume seien zu eng, viele der Fahrzeuge passten nicht mehr in die Garagen. Ein Vorbescheidsantrag sieht deshalb vor, mit Neubauten die Kapazitäten für das THW zu erhöhen.

Doch seit dieser Antrag eingereicht wurde, mehren sich die Proteststimmen. Viele wollen solche "Riesengaragen" für das THW im denkmalgeschützten Ensemble nicht, sie präferieren eher eine Senioreneinrichtung und einen öffentlichen Treffpunkt an dieser für Aubing so zentralen Ecke. "Uns geht es dabei gar nicht um die Jugendlichen, die sollen ihre Ausbildung kriegen", sagt etwa Boris Schwartz, Grünenpolitiker und Vize-Chef des Stadtteilgremiums. Unbestritten sei auch die "ausgezeichnete Arbeit", die das THW leiste. "Aber die Fahrzeuge, die müssen da nicht alle stehen." Bei vielen Aubingern macht zudem die Vermutung die Runde, die Expansion des THW könnte zu Lasten eines benachbarten, im Stadtteil beliebten Reitstalls gehen. Das dürfe "auf keinen Fall" geschehen. Der Vorbescheidsantrag, so die Befürchtung der Kritiker, greife dem Wettbewerb vor und zementiere Planungen, die von vielen Aubingern nicht gewollt seien.

"Wir stehen noch ganz am Anfang dieses Planungsprozesses", erklärte Andreas Kacinari, im Planungsreferat zuständig für den Münchner Westen, in der BA-Sitzung. Entschieden sei bislang nichts. Zwar habe man bereits mit allen Nutzern des Areals Ubostraße 7-9 gesprochen. "Aber dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen." Kacinaris Chefin Kerstin Oertel ergänzte: Der Vorbescheidsantrag sei "vor allem deshalb gestellt worden, damit wir sehen, was planungsrechtlich zulässig ist". Momentan wisse niemand, ob eine Erweiterung machbar sei. Künftige Nutzungen zu diskutieren sei da erst der zweite Schritt.

Dieser Bereich Aubings, auch das lässt Oertel durchblicken, ist derzeit eine Grauzone. Die aktuelle Nutzung wird zwar toleriert, genehmigt wurden die Gebäude aber als Bullenmaststall, also als landwirtschaftlicher Betrieb. Gegebenenfalls müsse daher ein Bebauungsplan erstellt werden. "Es ist alles noch offen, wir befinden uns in einem sehr frühen Stadium", betont BA-Chef Sebastian Kriesel (CSU). Die Stadt benötige den Vorbescheid nur, "um zu schauen, was geht", etwa um den Wettbewerb auszuschreiben. Im Übrigen trete der BA dafür ein, dass alle Nutzer, auch der Reitstall, bleiben können. Mitte Dezember lädt das Gremium die Nachbarn, die Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing, den Förderverein 1000 Jahre Aubing und den städtischen Heimat- und Denkmalpfleger zu einer Online-Infoveranstaltung mit den Vertretern der Stadtteilverwaltung ein - um Fragen zu klären und bestehende Ängste zu mindern oder bestenfalls ganz auszuräumen.

© SZ vom 23.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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