Aubing:Es ruckelt

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Schnelles Internet ist im Westen oft Mangelware. Denn der Glasfaser-Ausbau richtet sich nach der Bevölkerungs­dichte

Von Ellen Draxel, Aubing

Münchner zu sein bedingt nicht überall in der Stadt denselben Lebensstandard. Was den Glasfaser-Ausbau anbelangt, fühlen sich viele Menschen im äußersten Westen wie Bürger zweiter Klasse. Denn bislang ist eine Internetnutzung mit schnellen Up- und Downloads, mit Surfen ohne Wartezeiten beim Seitenaufbau oder unterbrechungsfreiem Videostreaming vielerorts im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied Mangelware. Und daran wird sich nach Auskunft der Stadtwerke in einzelnen Stadtteilen vorerst auch nichts ändern.

Ein funktionierendes und im Bestfall schnelles Internet ist in Zeiten, in denen Menschen im Home-Office arbeiten und Schüler zu Hause lernen, essenziell. In München sollen bis Ende des Jahres etwa 70 Prozent der Haushalte Zugriff auf schnelles Internet haben, denn die Stadtwerke bauen seit 2007 gemeinsam mit Bayerns führendem Glasfaseranbieter M-net das Glasfasernetz in der Stadt sukzessive aus. 2014 verfügte bereits die Hälfte des gesamten Münchner Wohnungsbestandes - vorwiegend Gebiete innerhalb des Mittleren Rings - über leistungsstarke Gigabit-Anschlüsse. Bis Ende des Jahres sollen weitere 33 500 Gebäude erschlossen werden, darunter auch die Neubaugebiete Freiham-Nord, Aubing-Mitte, die Gleisharfe Neuaubing und das ehemalige Dorniergelände sowie in Lochhausen die Siedlungen Henschelstraße und Osteranger.

In Vierteln aber, in denen die Bevölkerungsdichte und das Verhältnis der Wohneinheiten pro Gebäude eher niedrig sind, sei "ein Ausbau in der bestehenden Form wirtschaftlich nicht vertretbar", so die Stadtwerke. Inzwischen ist zwar klar, dass, sobald eine dritte Ausbaustufe beschlossen wird, der Bereich zwischen der Limesstraße und der Stadtbezirksgrenze entlang der Bahnlinie der S 6 profitieren soll. Alle anderen Stadtteile jedoch, insbesondere "die sehr dünn besiedelten Gebiete in Lochhausen und Langwied", sind "noch nicht im Detail geplant". Denn alle derzeit gültigen Förderprogramme, so argumentieren die Stadtwerke, seien eher auf den ländlichen Raum als auf die Stadt zugeschnitten. Außerdem reichten die Programme auch nicht, um alle im Stadtgebiet noch befindlichen "grauen Flecken" zu finanzieren.

Diese Situation wollen Aubings Lokalpolitiker so nicht akzeptieren. "Der Bezirksausschuss ist der festen Überzeugung, dass unser gesamter Stadtbezirk ein flächendeckendes Glasfasernetz braucht, um gleiche Lebensbedingungen sicherzustellen, die uns Bürgern im Grundgesetz zugesprochen werden", heißt es in einer Stellungnahme. Was für Randbezirke Bayerns gelte, müsse auch für das Stadtgebiet Münchens relevant sein. Insbesondere im Hinblick auf das Bevölkerungswachstum - die Einwohnerzahl von Aubing-Lochhausen-Langwied wird sich in den nächsten Jahren aufgrund des Zuzugs nach Freiham nahezu verdoppeln - werde "der flächendeckende Ausbau von Glasfaser immer wichtiger, um mit den rasant wachsenden Anforderungen aus Telefonie und Angeboten wie TV- und Gaming-Anwendungen für Handel, Gewerbe und Industrie mitzuhalten".

Glasfaserverbindungen, damit werben die Stadtwerke, sind im Vergleich zu anderen Übertragungswegen schneller, zuverlässiger und energieeffizienter. Dort, wo die Leitungen direkt bis in die einzelnen Wohnungen oder Büros verlegt sind, ist keine Umwandlung der optischen Lichtimpulse in elektrische Datensignale zur Weiterleitung über das herkömmliche Telefonnetz im Haus mehr notwendig. Damit sind mit diesen Anschlüssen deutlich größere Bandbreiten und höhere Geschwindigkeiten bei wesentlich geringerem Stromverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß im Gegensatz zu kupferbasierten Technologien möglich.

© SZ vom 01.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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