Arabellapark:Kampf ums Stadtbild

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Am östlichen Ende des Arabellaparks sollen an Stelle des HDI-Blocks 131 Eigentumswohnungen entstehen. Während die Verwaltung das Projekt generell gutheißt, läuft eine Bürgerinitiative dagegen Sturm

Von Ulrike Steinbacher, Arabellapark

Eigentlich fällt das Wohnungsbauprojekt, das die Concept Bau GmbH am östlichen Ende des Arabellaparks plant, gar nicht so groß aus, zumindest im Bogenhauser Vergleich. Dennoch stößt es bei manchen Nachbarn auf massive Kritik. Nach Auskunft der Stadtverwaltung allerdings entspricht die geplante Anlage mit 131 Eigentumswohnungen durchaus den Vorschriften. Der Neubau soll den HDI-Block ersetzen, einen Bürokomplex aus den Siebzigern, in dessen Erdgeschoss 37 Jahre lang das Café Wiedemann untergebracht war. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit 50 bis 116 Quadratmetern sollen auf zwei Punkthäuser an der Wimmer-, Ecke Vollmannstraße und einen Gebäuderiegel entlang der Englschalkinger Straße verteilt werden.

Die Bürgerinitiative contra Bebauungsplanänderung 3 h hat massive Einwände dagegen. Die Gruppe wurde von aufgebrachten Nachbarn der Bayerischen Hausbau GmbH & Co. KG ein Stückchen weiter südlich an der Vollmannstraße gegründet, die sich ursprünglich zusammenschlossen, um ein anderes Bauprojekt zu verhindern: Denn auch die Bayerische Hausbau will verdichten. Sie plant, ihre Hauptverwaltung an der Kreuzung mit der Denninger Straße abzureißen und auf dem L-förmigen Grundstück 100 Wohnungen in fünf- bis sechsgeschossigen Riegelbauten zu errichten. Mit der Protestbewegung versuchen die Nachbarn zu verhindern, dass der Bebauungsplan 3 h, von dem die Gruppe ihren Namen hat, geändert wird und die Bayerische Hausbau freie Bahn hat.

Der HDI-Block mit dem Café Wiedemann. (Foto: Haas)

Inzwischen ist die rührige Initiative dem Bündnis Gartenstadt beigetreten und nimmt auch zu anderen Bauvorhaben im Stadtbezirk Bogenhausen Stellung. Ihre Haltung ist klar: Grünflächen erhalten, Blockrandbebauung verhindern, Verdichtung bremsen. Das Projekt der Concept Bau passt nun genau ins Feindbild der Initiative. Bei der Bürgerversammlung im Oktober brachte ihr Sprecher Klaus Pflüger einen Antrag durch, der ein transparentes Genehmigungsverfahren fordert. Zuvor hatte ein Vertreter der Lokalbaukommission erklärt, der Leitplan werde großteils eingehalten, für den Rest werde es Ausnahmegenehmigungen geben.

Pflüger dagegen sieht einen "gewaltigen Eingriff in unser Stadtbild", Kernelemente des Bebauungsplans würden "erheblich verletzt". Die Verwaltung könne ein so "stadtteilveränderndes" Projekt nicht einfach "in einem Schnell- und Geheimverfahren" mit Ausnahmeregeln durchwinken, stattdessen müsse der Bebauungsplan ganz offiziell geändert werden - Bürgerbeteiligung inklusive. Per E-Mail an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geißelte Pflüger im November "diese unzulässige Anmaßung einer selbstherrlichen Verwaltung". Eine Antwort darauf bekam er nach eigener Aussage nicht.

Stattdessen sperrte Ende Februar das Café Wiedemann zu, und die Concept Bau kündigt an, dass im Sommer die Bagger anrollen. Angesichts dessen wandte sich Pflüger im März erneut an den OB und prangerte an, dass die Forderung aus Bogenhausen nach einem halben Jahr noch immer nicht aufgegriffen worden sei. Zudem forderte er Reiter auf, "umgehend diesen geheimen Bebauungsplan" zu stoppen.

Ganz so geheim wie von Pflüger vermutet ist die Planung aber wohl nicht: Dem Bezirksausschuss Bogenhausen liegt die Antwort des Planungsreferats auf die Forderung der Bürgerversammlung inzwischen vor, und die Behördenvertreter sind in so ziemlich allen Punkten anderer Ansicht als die Anwohner. Das Thema steht auf der Tagesordnung für die Sitzung am Dienstag, 14. April. Die Prüfung habe ergeben, dass eine Bebauungsplanänderung für das Projekt nicht nötig sei, schreibt das Referat sinngemäß. Eine Baugenehmigung reiche aus. Schon in den Leitplänen aus den Jahren 1970, 1975 und 1977 werde eine Verdichtung entlang der Englschalkinger Straße "für städtebaulich sinnvoll und richtig gehalten". Aus weiteren Vorschriften ergebe sich auch die Riegelform des Gebäudes.

Dass der Komplex ein Geschoss höher wird als im Bebauungsplan vorgeschrieben, dass Baugrenzen überschritten werden und die Grund- und Geschossflächen größer ausfallen als vorgegeben, hält das Planungsreferat für "städtebaulich vertretbar". Weil auch preiswerter Wohnraum geschaffen und eine Kindertagesstätte mit zwei Gruppen integriert wird, sei das Projekt sogar "ein gelungenes Beispiel für die Umwandlung eines gewerblich genutzten Areals zu Wohnungen".

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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