An der Tierparkbrücke:Lokalpolitiker fordern Seilbahn über die Isar

Lesezeit: 2 min

So könnte sie aussehen: die mögliche Seilbahn-Trasse über die Isar. (Foto: dpa, Angelika Bardehle; Montage: Franzi Hartmann)

"Wenn auf der Erde nichts geht, dann muss man halt in die Luft ausweichen": Weil nicht einmal ein Kleinbus über die Tierparkbrücke fahren darf, fordert der örtliche Bezirksausschuss eine Seilbahn von Thalkirchen hoch zum Tierparkberg in Harlaching - mit einem Zwischenstop vor dem Zoo-Eingang.

Von Marco Völklein

Es muss eine recht lustige Diskussion gewesen sein im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching Ende August. Gerade hatten die Politiker darüber debattiert, wie man ihr Viertel besser per Bus an die Stadtteile auf der westlichen Isarseite anschließen könnte. Und gerade hatte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mal wieder in einem Schreiben klar gemacht, dass über die Thalkirchner Brücke auch kein Kleinbus wird fahren können, weil die das Gewicht schlicht nicht tragen kann. Da kam den Grünen um ihren Fraktionssprecher Sebastian Weisenburger eine ganz andere Idee: Wie wäre es denn, wenn man beide Isarufer mit einer Seilbahn verbinden würde?

Die könnte, so die Idee der Stadtviertelpolitiker, am U-Bahnhof Thalkirchen starten, einen Zwischenstopp am Tierpark-Eingang einlegen und dann den Isarhang hinaufführen, um oben am Tiroler Platz zu enden. Dort wiederum bestünde auch Anschluss zu den Trambahnlinien 15 und 25; MVV-Ticketinhaber sollen die Seilbahn kostenlos mitbenutzen können. "Wenn auf der Erde nichts geht, dann muss man halt in die Luft ausweichen", sagt Weisenburger.

Was im Sommer jedoch von den anderen Fraktionen im Viertel noch mit etwas Häme und viel Heiterkeit bedacht wurde, fand am Dienstagabend nun eine sehr klare Mehrheit: Einstimmig verabschiedeten die Harlachinger Quartierspolitiker einen Antrag der Grünen - und fordern nun die Stadt auf, die Seilbahn-Idee zu prüfen.

Die Verkehrsbetriebe in Köln und Koblenz unterhalten Seilbahnen

Die Planer der MVG indes haben sich bislang mit innerstädtischen Seilbahnen noch kaum beschäftigt. "Unsere Aufmerksamkeit gilt im Moment vor allem den Projekten zur Entlastung im Stadtzentrum", sagt ein Sprecher. "Hier drückt der Schuh am meisten." Sollte der Stadtrat aber eine Prüfung konkreter Vorschläge wünschen, "sind wir gerne dazu bereit".

Schließlich unterhalten in anderen Städten Verkehrsbetriebe durchaus Seilbahnen, beispielsweise in Köln. Dort verbinden Gondeln, errichtet zur Bundesgartenschau 1957, die beiden Rheinufer. Ähnlich ist es in Koblenz, wo - ebenfalls zu einer Bundesgartenschau - 2010 eine Seilbahn von der Innenstadt aus zur Festung Ehrenbreitstein auf der anderen Rheinseite gebaut wurde.

Die moderne Koblenzer Bahn steht auch als Vorbild für eine andere Seilbahn-Idee - im Münchner Osten. Die Verkehrsplaner Stefan Baumgartner und Thomas Kantke hatten 2011 vorgeschlagen, eine Seiltrasse vom S-Bahnhof Englschalking über Riem zur Messe zu führen. Messebesucher könnten so vom Flughafen mit der S 8 nach Englschalking fahren, dort in die Seilbahn steigen - und in 35 Minuten in der Messe sein. "Damit könnte es der öffentliche Nahverkehr auf dieser Strecke endlich mit Auto und Taxi aufnehmen", sagt Kantke. Nach seinen Berechnungen wäre diese Bahn für 40 Millionen Euro zu haben. Bislang hat aber noch niemand Kantkes Idee aufgegriffen - noch nicht mal die seilbahnbegeisterten Grünen.

© SZ vom 21.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: