Fotografie:Ich bin gut

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Das Amerikahaus zeigt die Ausstellung "Am I What Your're Looking For?" von Endia Beal.

Von Evelyn Vogel

Sie sind jung, sehr gut qualifiziert und sie wollen nach ihren Leistungen beurteilt werden und nicht nach Klischees und Vorurteilen. Junge Frauen, die nach fairen Chance im Berufsleben suchen. Ihr großes Vorbild: Michelle Obama, der Inbegriff der erfolgreichen, afroamerikanischen Frau. Doch auch die ehemalige First Lady berichtet in ihrer Biografie "Becoming" davon, dass sie sich während ihrer Ausbildung wie auch im Laufe ihrer Karriere immer wieder die Frage stellte: "Bin ich gut genug?".

Dieser Frage geht die Fotografin Endia Beal mit ihrer Porträtserie "Am I What Your're Looking For?" nach. Beal ist selbst eine erfolgreiche, junge, afroamerikanischen Frau. Sie ist College-Absolventin, hat einen Master of Fine Arts in Fotografie, sie ist Künstlerin und Direktorin einer Galerie und hat einen Lehrauftrag für Kunst an einer Universität. Und doch kennt sie dieses Gefühl, nicht nach Leistung, sondern nach dem Äußeren beurteilt zu werden. Deshalb ist Beal durch die USA gereist, hat mit Karriereberatern und Geschäftsführern gesprochen, um - so ihr erklärtes Ziel - die gängige Unternehmenskultur zu ändern und das Bewusstsein für Diversität zu schaffen.

Für ihre Serie, die das Amerikahaus nun zeigt, hat sie junge, afroamerikanische, gut ausgebildete Akademikerinnen gebeten, sich wie für ein Bewerbungsgespräch anzuziehen. Dann hat sie sie in ihrem Zuhause vor einer Leinwand, auf der ein Büroraum abgebildet ist, fotografiert. Private Einrichtungsgegenstände, Bilder und Fotos, die ebenfalls mit auf den inszenierten Porträts zu sehen sind, geben Einblicke ins Privatleben der Kandidatinnen. Vor allem aber stehen Kleidung, Aussehen, Frisur und Körperhaltung im Mittelpunkt und zwingen den Betrachter in die Rolle des Personalchefs und Arbeitgebers. Unweigerlich fragt sich jeder: Welcher der Frauen traue ich welchen Job zu? Wie müsste ein Anforderungsprofil aussehen, damit die porträtierte Frau dazu passt? Oder müsste das Anforderungsprofil vielleicht angepasst werden, damit der Betrachter nicht auf falsche Rollen und überkommene Klischees hereinfällt? Bei der Vernissage am Freitag um 19 Uhr ist Endia Beal im Amerikahaus zu Gast.

© SZExtra vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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