Am Hart/Freimann:Plan-Spiele

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SZ-Grafik (Foto: N/A)

Die MVG legt Vorschläge für eine Buslinie zur Verbindung der U-Bahn-Stationen Am Hart und Kieferngarten vor. Damit wäre der Euro-Industriepark öffentlich angebunden und aus Sicht der Lokalpolitik die Tram-Trasse überflüssig

Von Stefan Mühleisen, Am Hart/Freimann

Lange schon ist es ein Ärgernis für Politik und Bürger im Münchner Norden, dass es keine öffentliche Verbindung gibt zwischen den U-Bahnstationen Am Hart (U 2) und Kieferngarten (U 6). Nun könnte es mit dem Verdruss bald vorbei sein: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) erwägt, zwischen den beiden Bahnhöfen eine Buslinie einzurichten; damit wäre der Euro-Industriepark mit einem öffentlichen Verkehrsmittel erschlossen. Entschieden ist bisher noch nichts, auch die Finanzierung sei noch ungeklärt, teilt MVG-Sprecher Mathias Korte mit. Die Stadtviertelpolitik in Schwabing-Freimann sieht die Bus-Verbindung als dringend nötig an.

Das Konzept ist das Ergebnis eines Prüfauftrages der Stadt an die MVG, die Erschließung des Euro-Industrieparks zu untersuchen. Der erste Entwurf kennzeichnet den Trassenverlauf folgendermaßen: Vom U-Bahnhof Am Hart fährt der Bus zunächst auf der Knorrstraße nach Süden und bindet die BMW-Niederlassungen am Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) und an der Hufelandstraße an; dann geht es über die Schwarzhauptstraße in den Euro-Industriepark. Dort fährt der Bus an V-Markt und Mömax vorbei auf der Maria-Probst-Straße zur Heidemannstraße und gelangt über die Kieferngartenstraße zum U-Bahnhof Kieferngarten.

Nach Auskunft der MVG könnte die Trasse auf Höhe der Metro auch von der Maria-Probst-Straße zur Lilienthalallee schwenken und so Zenith, Kesselhaus und das Messezentrum MOC anbinden. Diese Linienführung, so heißt es in einer MVG-Planskizze, sei erst von 2018 an möglich, weil dafür ein neues Straßenteilstück von der Maria-Probst-Straße zur Lilienthalallee erforderlich sei. Mit der Buslinie wäre dann auch das Ankunftszentrum für Flüchtlinge, zwischen V-Markt und Mömax gelegen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Wie die MVG bestätigt, soll der Betrieb von Montag bis Samstag von 6 bis 20.30 Uhr im 20-Minuten-Takt laufen. "Der Umsetzungszeitpunkt ist noch offen", betont MVG-Sprecher Korte. Auch ist noch nicht sicher, ob die Buslinie rentabel ist: "Die Finanzierung hängt von den zu erwartenden Fahrgeldeinnahmen und den entstehenden Kosten ab." Beides sei noch nicht abschätzbar. Zudem werde auf Rückmeldungen aus den Bezirksausschüssen (BA) gewartet. Die fällt im Stadtbezirk Schwabing-Freimann sehr positiv aus. "Diese Querverbindung ist schon längst erforderlich", sagt der Bezirksausschussvorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD). Als "sinnvolle Sache" bezeichnete Ekkehard Pascoe (Grüne) die Tangentialverbindung, alle anderen Fraktionen sind der gleichen Meinung. Allerdings sieht es das Stadtviertelparlament nun als angebracht an, die Planungen für eine Trambahn-Querverbindung über die Heidemannstraße aufzugeben. "Das ist jetzt absolut überflüssig", sagte Alexander Klotz (CSU). Ähnlich lautet auch der Beschluss des Gremiums. Die Trambahnlinie längs der Heidemannstraße werde durch die Buslinie obsolet und sei einzustellen, formulierte es Werner Lederer-Piloty. Ferner fordert der BA, die Planungen für die U-Bahn-Verbindung zwischen den Haltestellen Am Hart und Kieferngarten aufzunehmen.

Diese Querspange im Untergrund geistert schon lange durch die Strecken- und Verkehrskonzepte der Stadt. Sie hat sogar einen Projektnamen: U 26. Nicht nur die Lokalpolitik, auch BMW drängt die Stadt immer wieder, die Tangente zu realisieren. Der Autobauer will nicht nur an der Lilienthalallee expandieren, sondern auch das FIZ erheblich ausbauen - die U-Bahn-Querung, so der Wunsch des Konzerns, soll die Standorte verbinden.

Allerdings ergab ein Gutachten, dass die Röhre unwirtschaftlich ist.Es würde allenfalls ein Kosten-Nutzen-Faktor von 0,3 erreicht - 70 Cent jedes investierten Euro müssten als Verlust verbucht werden. Dennoch ist die Trasse noch nicht ad acta gelegt. Der Norden wächst, in den kommenden Jahren werden viele Arbeitsplätze und noch viel mehr Einwohner hinzukommen. Realistischer erscheint derzeit, dass der Ausbau der Trambahn-Äste der Linien 23 und 24 voranschreiten wird, durch die das Pendeln zwischen den beiden U-Bahn-Stationen möglich sein soll. Ein Spangen-Teil gilt als unverzichtbar für die Erschließung des Bayernkasernen-Areals, auf dem rund 4000 Wohnungen entstehen sollen.

"Die geplante Tram im Münchner Norden wird durch den Bus nicht überflüssig", kommentiert MVG-Sprecher Mathias Korte die Forderung des Schwabinger Bezirksausschusses, die Schienen-Planungen zu verwerfen. Der Bus werde gebraucht, um den Euro-Industriepark zu erschließen. "Die zukünftige Tram-Trasse verläuft deutlich weiter nördlich und erschließt andere Quartiere, etwa die Bayernkaserne und die Grusonsiedlung."

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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