Vom Ruffinihaus am Rindermarkt bis zur Alten Akademie in der Neuhauser Straße sind es nur fünf Gehminuten. Von 10. Januar an verbindet die beiden Orte aber auch eine inhaltliche Nähe. Denn auch in einem Teil des historisch bedeutsamen Gebäudes in der Fußgängerzone soll die Kultur einziehen - zeitlich begrenzt von Januar bis Ende Mai, bevor in der Alten Akademie aller Voraussicht nach der große Umbau beginnt.
Das zweite zentrale Zwischennutzungsprojekt in der Altstadt nach dem Ruffinihaus trägt den Namen "SP CE" (auf das A wurde verzichtet). Als sogenannte "Popup Akademie" bietet es auf 1300 Quadratmetern Platz für mehr als 40 Kreative und Kulturschaffende aus München, darunter sind der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, das Bayerische Filmzentrum, die Villa Waldberta, Multitalente wie Mirko Hecktor oder die Autorin Lena Späth, Architekten, Designer und andere Künstler. Sie alle sollen individuelle Projekte umsetzen, sich austauschen, vernetzen und Synergien nutzen.
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Der Oberbürgermeister möchte darauf aufmerksam machen, dass in München Proberäume für Künstler fehlen. Er selbst verpasste den Auftritt aber.
"Beim Ruffini-Projekt ging es um Sichtbarkeit, hier heißt das Motto: kollaboratives Arbeiten", sagt Jürgen Enninger, der Leiter des Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München, das auch dieses Projekt fachlich begleitet. So sei etwa ein Drehbuchkollektiv beteiligt, außerdem erhofft sich Enninger spartenübergreifende Kooperationen. Die Räume in den oberen beiden Etagen, also der vierten und fünften, seien nicht abschließbar, auch das soll den Teamgeist fördern. "Die Lage ist atemberaubend", schwärmt Jürgen Enninger, dem die jüngere, nicht konfliktfreie Geschichte der Alten Akademie sehr wohl bekannt ist.
Einst beherbergte der weitläufige Gebäudekomplex aus dem 16. Jahrhundert das Münchner Jesuitenkolleg, später unter anderem das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung; vor ein paar Jahren wurde er an den Immobilienkonzern Signa um den Österreicher René Benko verkauft. Künftig soll hier ein Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Büros und Wohnungen entstehen. "Kein unproblematischer Ort, das war uns bewusst", bekräftigt Enninger. "Aber wir sind für jeden Quadratmeter dankbar." Signa stelle den Kreativen die Räume mietfrei zur Verfügung, nur die Nebenkosten fielen an. Auch ein gut funktionierendes WLAN werde organisiert.
Das Interesse von privatwirtschaftlicher Seite an kultureller Zwischennutzung sei zuletzt gestiegen, stellt Enninger fest. So sei denn auch Signa an ihn herangetreten. Bei der Auswahl der Akteure verlässt sich sein Kompetenzteam auf die Netzwerke der kooperierenden Vereine und Verbände. "Eine Einzelauswahl würde uns überfordern." Alle elf Teilbereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft sollten vertreten sein: Musik, Buch, Film, Rundfunk, Darstellende Künste, Bildende Kunst, Architektur, Design, Presse, Werbung und Software/Games. Proberäume für Bands seien hier nicht möglich, sagt Enninger auf Nachfrage. Darüber wurde zuletzt verstärkt diskutiert. "Wir haben das Problem immer auf dem Schirm. Aber hier wäre es akustisch schwierig gewesen, und bauliche Maßnahmen lohnen sich für ein paar Monate nicht."
Eröffnet wird die "Popup Akademie" am Donnerstag, 10. Januar, um 18 Uhr. Einmal im Monat wollen die Akteure Besucher einladen, um Einblicke in ihre Arbeit zu geben. "Eine wachsende Akademie" wünscht sich die Pressesprecherin Carolin Sengmüller. Auch Vernissagen, Zeichenkurse oder ähnliche Angebote soll es geben.