Allach/Untermenzing:Treppenwitz

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Endlich was los an der Bahnhofstreppe: Nachfolgekünstler gesucht. (Foto: Privat)

Ein versperrter Zugang inspiriert Passanten zu Zettelkunst

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Leser berichten von "seltsamen Zuständen" am Allacher S-Bahnhof, andere haben schon die "documenta Allach" ausgerufen. Wiederum andere mutmaßen, dass es sich vielleicht um eine Leihgabe des Berliner Flughafens im Rahmen der bundesweiten Wanderausstellung "Bürokratiewahnsinn oder einfach nur Pfusch" handelt: Der Bauzaun, der den seit Monaten offenbar fertiggestellten Treppenzugang immer noch verstellt, ist derzeit in vieler Munde. Die meisten Allacher und Untermenzinger nehmen's mit Humor, immer noch die gewundene lange Fahrradrampe zu den Bahnsteigen nehmen zu müssen statt die schöne neue Treppe. Laut solle sowieso niemand werden, warnt ein Plakat am Zaun. Laufe man damit doch Gefahr, die Leute von der Bahn aufzuwecken.

Und so ein Paradox - fertig, aber noch nicht freigegeben - regt doch nicht nur zu Zorn auf irgendwelche Aktenmenschen an, sondern beflügelt auch die Fantasie. Menschen haben sich Zeit genommen, nicht nur von Termin zu Termin zu eilen, sondern sich nette und witzige Gedichte und Geschichten bis hin zu philosophischen Botschaften auszudenken und fein säuberlich auf dem Bauzaun zu hinterlassen. Auch in den sozialen Netzwerken läuft das Thema Allacher Treppe rauf und runter. Eine Userin ist davon überzeugt: Das Allacher Bauwerk muss eine "Mauttreppe" sein. Und man wisse ja, wie das mit der Maut so ausgegangen sei. Bleibe für sie nur noch der bange Wunsch: "Hoffentlich gibt es keine Beraterverträge." Andere drohten ein wenig mit dem Nikolaus. Und Pendler können sogar aktiv werden, und ankreuzen, ob nun der Berliner Flughafen, sozusagen als Konkurrent der Bahn, oder die Treppe am Allacher Bahnhof früher eröffnet wird.

Ein richtig kleiner Hotspot ist an dem Treppenwunder am Oertelplatz schon entstanden. Leute bleiben stehen, lesen, knipsen die Nachrichten ab. Man kann nur hoffen, dass die Bauabnahme noch möglichst lange dauern wird. Dann könnte man sich sogar den Bücherschrank sparen. Denn täglich kommen neue Zettel dazu, die nach kurzer Zeit kommentarlos entfernt werden.

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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