Akkordeonspieler aus Obermenzing:Mit der Ziach in den Oman

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Ein Bub aus Obermenzing hat den Berater des Sultans mit seinem Ziehharmonikaspiel begeistert. Deshalb durfte der Elfjährige in den Oman reisen, um im dortigen Opernhaus den Leobner Marsch und den Timple Boarischen vorzuspielen. Womöglich soll die Obermenzing-Oman-Verbindung noch weiter vertieft werden.

Von Sonja Niesmann

Im Alter von sechs Jahren wollte der Bub unbedingt eine Feder am Hut tragen. Willst' zu den Indianern oder zu den Trachtlern?, fragten die Eltern. Sebastian ging zu den Trachtlern. Nicht lange, nachdem er Mitglied im Heimat- und Volkstrachtenverein "D'Würmtaler" Menzing geworden war, tat er kund, er wolle gerne die Ziach spielen, wie die (2012 verstorbene) Jugendleiterin des Trachtenvereins, Ingrid Menzinger. Vor wenigen Tagen ist der jetzt Elfjährige mit seiner Ziehharmonika auf der arabischen Halbinsel aufgetreten, hat den Zuhörern im Opernhaus von Oman den Leobner Marsch und den Timple Boarischen vorgespielt.

Der Weg von Obermenzing, wo die Familie Neumaier lebt, in den Oman führte über Greding. Dort, auf dem Trachtenmarkt der mittelfränkischen Stadt, saß am letzten Augustwochenende 2013 der damals zehnjährige Sebastian und musizierte auf seiner steirischen Ziach. Über den Markt schlenderte zufällig Issam El Mallah, der Berater für Musik des Sultanats Oman, er machte mit seiner aus Bayern stammenden Frau einen Ausflug.

Professor El Mallah hörte den Akkordeon spielenden Buben und lud ihn spontan ein, an der Veranstaltung "Music by and for Children" im Opernhaus von Maskat teilzunehmen. "Mia ham' erst gedacht, da macht jemand a Gaudi", erinnert sich Mutter Esther Neumaier. Die Eltern googelten den Professor, stellten fest, den gibt's wirklich - und hakten bei ihm nach, ob er die Einladung ernst gemeint hatte.

Hatte er - und Mitte Februar flogen also Sebastian, der die fünfte Klasse der Blutenburg-Realschule besucht, und seine Mutter in den Oman. Zwei Tage lang wurde geprobt im Opernhaus. "Alles vom Feinsten dort", sagt Esther Neumaier, "man merkt, da ist viel Geld da". Eingeladen zu der Musikgala waren auch eine Akkordeongruppe aus Serbien, eine traditionelle Tanzgruppe aus Tadschikistan, zwei Lautenspieler aus dem Oman und eine Balletttanzgruppe des Moskauer State Dance Theatre Gzhel.

Vier Vorstellungen gaben die jungen Musiker und Tänzer schließlich. Ob er aufgeregt war vor seinen 15-minütigen Solo-Auftritten, für die er sich jedesmal andere Tänze und Märsche, und zwar keineswegs die leichtesten, ausgesucht hatte? " Jaaa", sagt der Elfjährige, der bei Christopher Zeiser in Olching Ziehharmonika-Unterricht hat.

"Der Sebastian kommt auf der Bühne total ruhig rüber - aber hinterher kommt das große Puuh", ergänzt seine Mutter. Der Sultan selbst war übrigens nicht unter den Zuhörern - weil im Fall seiner Anwesenheit die Sicherheitsvorkehrungen extrem gewesen wären, habe man ihnen erklärt, erzählt Esther Neumaier.

Mutter und Sohn trugen während des ganzen Aufenthalts ihre Tracht

Trotz des straffen Zeitplans hatten Mutter und Sohn Zeit für ein bisschen Sightseeing: die große Moschee, das Nationalmuseum, auch die Yacht des Sultans haben sie gesehen. Und einen Markt besucht, auf dem sich Sebastian die landestypische Kleidung gekauft hat. Ein Tuch, das man um den Kopf wickelt und ein langes Hemd, "bisserl wie ein Nachthemd", beschreibt es seine Mutter lachend.

Der Eindruck von Exotik herrschte natürlich auch andersherum: Mutter und Sohn trugen während des ganzen Aufenthalts ihre Tracht, und viele Omaner wollten sich unbedingt mit dem Bub in kurzer Lederhose, Wams, Wadlstrümpf und Hut mit Edelweiß fotografieren lassen.

Seit einigen Tagen sind die beiden zurück. Aus Esther Neumaier sprudeln die Eindrücke von dieser "grandiosen Reise" immer noch heraus. Hans Menzinger, Vorsitzender des Trachtenvereins, findet gar schwärmerische Worte: "Ein Traum aus 1001 Nacht wird für kleinen Musikanten aus Obermenzing wahr."

Sebastian fasst es so zusammen: "Des war cool." Möglicherweise wird die Obermenzing-Oman-Verbindung noch vertieft. Die nächste Veranstaltung im Opernhaus des Sultanats, wieder mit internationalen Gästen, soll unter dem Motto "Rhythmus" laufen, hat Esther Neumaier erfahren. "Vielleicht reisen ja nächstes Mal unsere Schuhplattler in den Oman?" Platteln kann der kleine Ziach-Spieler übrigens auch. In seiner Altersklasse hat er vor zwei Jahren beim "Bayerischen Löwen" den zweiten Platz gemacht.

© SZ vom 28.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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