Ärger bei Bahnreisenden:Abgehängt im Oberland

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Tausende Pendler aus dem Oberland müssen Bus fahren, weil es die Bahn nicht schafft, eine Brücke zu erneuern. Viele Reisende haben sich inzwischen Alternativen ausgedacht.

Ingrid Hügenell

Zum Glück hat es am ersten Wiesnsamstag geregnet. Den Festwirten und Tourismusmanagern war das zwar bestimmt nicht recht. Der Bahn aber sehr. Denn so haben wenigstens nicht Tausende Ausflügler ein Problem verschärft, mit dem sich der Konzern seit Wochen herumschlägt. Weil es im Tutzinger Bahnhof mit dem Einbau einer neuen Brücke nicht recht vorangehen will, sind die Zugverbindungen in große Teile des Oberlands seit dem 6. September gekappt. Pendler und Schüler müssen zwischen Weilheim und Tutzing sowie zwischen Kochel und Tutzing auf den Schienenersatzverkehr ausweichen.

Die Problembaustelle am Tutzinger Bahnhof. (Foto: Georgine Treybal)

Eigentlich sollte schon am 11. September alles wieder normal funktionieren, doch dann gab es einen Wassereinbruch, und die Brücke konnte nicht in die Lücke hineingeschoben werden, die die alte hinterlassen hatte. Diverse Versuche, das zu bewerkstelligen, sind seither gescheitert.

Tausende Pendler aus dem Oberland sind massiv verärgert, weil ihre Region weitgehend vom öffentlichen Personennahverkehr abgehängt ist. Bahnsprecher Franz Lindemair kann das verstehen und ärgert sich genauso. Immerhin blieb am Wochenende wegen des schlechten Wetters das ganz große Wiesn-Chaos aus. Will heißen, die Busfahrer konnten alle Reisenden, die auf den Schienenersatzverkehr warteten, auch tatsächlich mitnehmen. Das bestätigt Norbert Moy, Sprecher der Fahrgastorganisation Pro Bahn, der selbst in Weilheim lebt.

Hinweise sollen vom Freizeitvergnügen abschrecken

Alles, was an Bussen und Fahrern zu haben gewesen sei, habe man eingesetzt, sagt Lindemair. Zudem versucht die Bahn, den ein oder anderen Ausflügler von dem Vorhaben abzubringen, die Freizeit in Kochel oder Garmisch zu verbringen. Warnhinweise am Hauptbahnhof und in Pasing dienen der Abschreckung, der - weite - Weg von Weilheim mit der Ammerseebahn über Geltendorf nach München wird als Ausweichmöglichkeit angeboten.

In den Zügen sind während der Wiesnzeit Sonderreinigungstrupps unterwegs. Lindemair hofft, dass auch genug Reinigungspersonal zu finden war, um die Busse am Montagmorgen "in gewohnter Qualität" zur Verfügung stellen zu können. Schließlich fahren Wiesnbesucher nicht unbedingt nüchtern nach Hause.

Viele verhinderte Bahnreisende haben inzwischen eigene Lösungen gefunden. Manche haben den Besuch des Oktober- oder des Zentrallandwirtschaftsfests verschoben, andere fahren mit dem Wagen nach Tutzing, was dort bereits zu Parkplatzproblemen geführt hat. Lindemair hofft, dass das Problem mit der Brücke spätestens bis zum kommenden Wochenende gelöst ist und dann die Züge wieder fahren. Wann es einen neuen Versuch gibt, das Oberland wieder mit München zu verbinden, werde am Montag entschieden. "Wir sind zweckoptimistisch", sagt er.

© SZ vom 24.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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