Abfall:Bei einem knirscht's, dem anderen stinkt's

Lesezeit: 2 min

Im Rückstand: Nicht überall kommen die Müllmänner mit der Biotonnenleerung plangemäß durch. (Foto: dpa)

Die Müllabfuhr ist aus dem Takt geraten. Deshalb bleibt so manche Biotonne, vor allem in den westlichen Stadtvierteln, derzeit wochenlang ungeleert

Von Sonja Niesmann, München

Elisabeth Krüger stinkt es. Das ist wörtlich zu nehmen. Zwischen 22. April und 28. Mai ist die Biotonne, die sie sich mit fünf weiteren Parteien in dem Haus an der Allacher Eversbuschstraße teilt, nicht geleert worden. Fünf Wochen und ein Tag - Elisabeth Krüger schüttelt sich: "Sollte die so lange stehen bleiben, bis die Maden und Fliegen den Müll aufgefressen haben?" Auch aus anderen Vierteln wie zum Beispiel aus Laim kommen Beschwerden, dass die übliche, zweiwöchentlich stattfindende Leerung der Biotonne ausgefallen ist - und das ausgerechnet in jenen Frühlingswochen, in denen viele ihren Garten sommerschön herrichten und die braune Tonne mit Heckenschnitt, gerupftem Unkraut und gemähtem Gras füllen.

Beim Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) kann man den Unmut verstehen und versucht gar nicht, das Problem kleinzureden. "Im Moment schaut es nicht so gut aus", bestätigt Helga Seitz, aus mehreren Gründen komme es zu erheblichen Verzögerungen bei der Abfuhr. Der AWM hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Die Biomüllmenge in der Stadt soll pro Kopf und Jahr von 30 auf 50 Kilogramm steigen. Denn immer noch landen zu viele organische Abfälle in der Restmülltonne. Im vergangenen Sommer ist deshalb in 7400 Haushalten in Neuhausen ein einjähriges Pilotprojekt mit neuen Biotonnen gestartet worden, dort will man vor allem die Menschen im Geschosswohnungsbau zu noch sauberer Mülltrennung bewegen. Sollte die Kampagne Erfolg zeigen, werde sie sukzessive auf die ganze Stadt ausgeweitet, kündigte Kommunalreferent Axel Markwardt damals an. Zudem hat der Entsorgungsbetrieb die Münchner, die in ihrem Garten selbst kompostieren, dazu aufgefordert, sich zusätzlich eine Biotonne anzuschaffen. 4000 Menschen sind diesem Aufruf gefolgt. "Das ist natürlich toll, aber es knirscht deshalb auch ", sagt Seitz. Besonders aus dem Takt geraten sind die Müllmänner, übrigens auch mit der Papiertonne, im Münchner Westen. Der umfasst in der Einteilung des Abfallwirtschaftsbetriebs Neuhausen und Nymphenburg, das Westend, Kleinhadern, Allach, Laim, Ober- und Untermenzing sowie Aubing und Neuaubing. Allein in diesen Vierteln sind 1250 Biotonnen dazugekommen. Die Touren, also welches Fahrzeug welche Straßen anfährt, seien neu organisiert worden; das müsse sich erst alles wieder einpendeln, erläutert die AWM-Sprecherin. Zudem seien gerade überdurchschnittlich viele Fahrer krank. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, möglichst rasch unsere gewohnte Zuverlässigkeit wieder herzustellen", verspricht Helmut Schmid, zweiter Werkleiter des AWM.

Mehr als die 14-tägige Leerung der Biotonne aber ist, selbst in Hitzeperioden, nicht drin. Eine Familie in Nymphenburg etwa, die um eine "individuelle Lösung" - die Abholung des Restmülls im Zwei- Wochen-Rhythmus, dafür die Biotonne wöchentlich - gebeten hatte, holte sich eine Abfuhr. Ein Fahrzeug sammle entweder Papier oder Restmüll oder Biomüll in einem Bezirk ein, erklärt Helga Seitz. Für eine oder einige Biotonnen ein zweites Fahrzeug loszuschicken, "das geht nicht". Die Empfehlung gegen Geruchsbelästigung: Den Bioabfall in Zeitungspapier wickeln und die Tonne in den Schatten stellen.

Für Fragen steht das AWM-Infocenter, Telefon 233-962 00, montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr zur Verfügung.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: