35 Hektar geplant:Allach macht den Anfang

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Der Stadtrat billigt ein Programm, wie auf dem Junkersgelände und anderswo Platz für Gewerbe geschaffen werden kann

Von Dominik Hutter

Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Statik der oftmals eher billigen Hallenbauten verhindert das Aufstocken, das musste Oberbürgermeister Dieter Reiter bei diversen Firmenchefs erfahren, denen er seine Idee unterbreitet hatte: Statt endloser Parkplatzflächen rund um einstöckige Verkaufshallen könnten auf Münchens Gewerbeflächen doch mehrstöckige Möbelhäuser, Discounter oder ähnliches Platz finden. Zwei, drei oder auch mehr Etagen oben drauf, die Autos werden in eine Tiefgarage verbannt, und schon kann das Grundstück besser ausgenutzt werden. Klingt gut, klappt aber leider nur, wenn ohnehin gerade alles neu gemacht wird, berichtet Reiter. Denn statische Notlösungen, Aufstockungen auf Stelzen etwa, seien meist teurer als ein Abbruch plus Neubau. Immerhin sei die prinzipielle Bereitschaft der Geschäftsleute vorhanden gewesen.

Dass auf Münchner Gewerbeflächen dichter gebaut werden muss, ist im Stadtrat längst Konsens. Es ist schlicht nicht mehr viel Platz frei in der Stadt, und die Areale für Handwerker und Industriebetriebe stehen in Konkurrenz zu dringend benötigten Wohnquartieren. Mehr als 100 Hektar Gewerbeflächen sind in den vergangenen Jahren verloren gegangen, resümiert das städtische Wirtschaftsreferat. Oft stehen dort inzwischen Wohnhäuser, etwa bei Rodenstock in der Isarvorstadt oder Agfa in Giesing. "Flächen sind in dieser Stadt das knappste Gut", philosophiert SPD-Stadträtin Simone Burger. Man müsse sorgsam mit ihnen umgehen.

Das findet auch das Wirtschaftsreferat. Nur: Auch das Gewerbe benötigt Platz. Betriebe wollen sich vergrößern, den Standort wechseln, und manchmal zieht auch ein neues Unternehmen zu. Etwa 120 Hektar werden laut einer Studie bis 2030 benötigt. Zusätzlich. Was, da macht sich im Rathaus niemand Illusionen, völlig unrealistisch ist. Die Zielmarke für die nächsten sieben Jahre lautet: Etwa 35 Hektar sollen dazukommen. Wobei Kurt Kapp, dem kommissarischen Chef der Behörde, der Hinweis wichtig ist, dass man diese Zahl in Relation zu den Flächen setzen müsse, die bereits weggefallen sind. Es gehe also keineswegs darum, großflächig Areale an die Wirtschaft zu verteilen. Den Anfang soll das Junkersgelände in Allach machen. In der Liste neuer, zu erweiternder oder umzustrukturierender Gewerbeflächen tauchen aber auch die Ludwigsfelder Straße, die Lilienthalallee in Freimann, Steinhausen oder das Olympia-Einkaufszentrum auf.

Im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats stimmten am Dienstag allein die Grünen gegen diesen Plan, dem die Verwaltung den etwas sperrigen Begriff Gewerbeflächenenwicklungsprogramm gegeben hat. Zwar findet auch die grüne Fraktionschefin Katrin Habenschaden, dass es Gewerbeflächen geben müsse in München. Aber eben keine zusätzlichen auf bisher unbebauten Flächen. "Grün statt grau" laute das Motto der Grünen, sagte Habenschaden. Man setze auf die Nachverdichtung vorhandener Gewerbegebiete. Der Münchner Flächenvorrat sei endlich, werde aber immer noch viel zu verschwenderisch genutzt. Vorbildcharakter haben für die Grünen die Münchner Gewerbehöfe, in denen zahlreiche Werkstätten und Ateliers auf engem Raum unterkommen.

"Natürlich wollen wir Flächen nicht sinnlos verpulvern", konterte CSU-Stadtrat Richard Quaas, und auch die SPD mahnt zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Münchens letzten Flächenreserven. Die Stadt soll daher auch keine Grundstücke mehr an Unternehmen verkaufen, sondern sie allenfalls in Erbpacht (also temporär) herausrücken - um auf längere Sicht weiter die Hand darauf haben zu können. Unternehmen von außen anwerben will SPD-Politikerin Burger auf keinen Fall mehr. Bei der Vergabe von Gewerbeflächen spielt dieser Aspekt aber ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Nach Angaben des Wirtschaftsreferats haben sich seit 2011 insgesamt 177 Firmen für städtische Gewerbeflächen beworben. Davon stammten 139 aus München. Von den 38 auswärtigen Betrieben hatten wiederum 90 Prozent ihren aktuellen Firmensitz in einer Münchner Umlandgemeinde.

Forcieren will der Stadtrat den Bau von Werkswohnungen. Einen entsprechenden Appell fügte die SPD per Änderungsantrag dem Gewerbeflächenprogramm hinzu. Dies soll allerdings nur der Anfang sein. Für Anfang März sind Vertreter großer Unternehmer zu einem Gespräche über Mitarbeiterwohnungen ins Rathaus eingeladen, berichtete Reiter. Allerdings seien Appelle oft zu wenig, der Oberbürgermeister hat daher das Planungsreferat mit einer Prüfung beauftragt, wie man die Vergabe von Gewerbeflächen vom Bau von Werkswohnungen abhängig machen kann.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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