20 Jahre Flughafen im Erdinger Moos:Gerangel um das Geburtstagskind

Lesezeit: 2 min

Der Flughafen München feiert sein 20-jähriges Bestehen im Erdinger Moos. Doch vielen Luftfahrt-Managern ist derzeit nicht nach feiern zumute - die schlechten Zahlen könnten auch den Bürgerentscheid zum geplanten Flughafenausbau beeinflussen.

Marco Völklein

Vier Tage lang feiert der Flughafen in der nächsten Woche sein 20-jähriges Bestehen im Erdinger Moos - mit mehreren Konzerten und Public-Viewing am Champions-League-Samstag. Doch vielen Luftfahrt-Managern ist derzeit nicht nach feiern zumute: Air Berlin hat im ersten Quartal fünf Prozent weniger Passagiere gezählt, Air France-KLM flog im ersten Quartal einen hohen Verlust ein - ebenso die Lufthansa, die nun ein Sparprogramm samt Stellenabbau aufgelegt hat und erklärt hat, die Flotte in den nächsten drei Jahren nicht weiter auszubauen.

Ein Flughafen feiert Geburtstag: Der Munich Airport in Erding wird 20 Jahre alt. (Foto: dapd)

Vor allem die hohen Treibstoffkosten setzen den Airlines zu, aber auch die Konkurrenz vom persischen Golf. Im Gerangel um den Bürgerentscheid zum geplanten Flughafenausbau wird die Luftfahrt-Krise eine wichtige Rolle spielen. Am Montag stellen die Ausbaugegner Details ihrer Kampagne vor.

Flughafen-Chef Michael Kerkloh hält indes am Bau der dritten Start- und Landebahn fest - und wird auch das Airport-Fest dazu nutzen, für den Ausbau zu werben. Für ihn sind die Krisen-Meldungen allenfalls Zeichen dafür, dass "eine Konsolidierung in der Branche stattfindet".

Er glaubt: "Trotz dieser konjunkturellen Dellen wird der Luftverkehr in den nächsten Jahrzehnten wachsen." Vor allem in Asien, Osteuropa und Südamerika werde die Nachfrage steigen. "Der Kuchen wird insgesamt größer." Daher werde künftig auch "kein Verteilungskampf" zwischen europäischen und etwa arabischen Airlines entstehen; vielmehr werden alle profitieren. "Die Frage ist, ob München seinen Anteil abbekommt", sagt Kerkloh. Nur mit dem Bau der dritten Piste werde man an diesem "Megatrend zu mehr Mobilität" partizipieren.

Doch diesen "Megatrend" bezweifeln die Ausbaugegner. Sie sehen in der aktuellen Krise den Beginn eines langfristigen Schrumpfungsprozess'. Gerade die hohen Ölpreise und die damit verbundenen Kostensteigerungen für die Airlines ließen den Luftverkehr in Zukunft eher zurückgehen statt wachsen, erwartet Christian Hierneis vom Bündnis gegen den Startbahnbau. So lag die Zahl der An- und Abflüge in München im vergangenen Jahr bei 410.000 - und damit 20.000 entfernt vom Rekordwert von 432.000. Auch in den ersten Monaten 2012 sank die Zahl der Flugbewegungen.

"Daran wird sich auch mittel- und langfristig nichts ändern", sagt Hierneis und plädiert für einen Verzicht auf die dritte Startbahn: "Wir brauchen eine sinnvolle und realistische Planung unserer Infrastruktur und keine Investitionsruinen."

Kerkloh entgegnet, der Flughafen operiere bereits an der Kapazitätsgrenze. Nur in den Morgen- und Abendstunden seien noch wenige Start- und Landerechte frei: "Technisch haben wir alles ausgereizt." Auch der Einsatz größerer Jets, mit denen die Airlines versuchen, die steigende Passagiernachfrage abzufangen, stoße an seine Grenzen. "Langfristig", so Kerkloh, "wird das Passagierwachstum neue Flüge induzieren."

Von der Abstimmung am 17. Juni gehe auch ein "politisches Signal aus, ob in dieser Region noch etwas geht", findet Kerkloh. Der Airport habe wirtschaftspolitisch eine "Lokomotivfunktion für ganz Bayern". Die Gegner halten dagegen, die Wirtschaftsregion sei auch so schon stark - und deren Zukunft hänge nicht vom Bau einer dritten Piste ab.

© SZ vom 12.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: