Krieg in der Ukraine:Der Kreml hält noch lange durch

Die Hoffnung, Russland könnten bald die Raketen ausgehen, ist lediglich Wunschdenken.

Kommentar von Florian Hassel

Auch in der Ukraine werden sich etliche Menschen fragen: War der spektakuläre, doch letztlich wenig wirkungsvolle Bombenanschlag auf die Krimbrücke die verheerenden Raketenangriffe auf 20 ukrainische Städte wert? Russlands Präsident Wladimir Putin gibt die Attacken als Antwort auf den Anschlag auf die Brücke aus. Das ukrainische Militär verbreitet indes, die russischen Angriffe seien ursprünglich schon für den 2. und 3. Oktober befohlen worden. Aber letztlich ist das zweitrangig.

Schon in den Monaten zuvor feuerte Russland mitunter täglich Dutzende Marschflugkörper ab, um die ukrainische Infrastruktur zu zertrümmern. Und obwohl die Ukrainer mittlerweile etliche Raketen abschießen - am Montag angeblich die Hälfte - und bald auch moderne westliche Luftabwehrsysteme bekommen, wird Moskau diese Strategie der Zerstörung noch lange weiterverfolgen.

Die Hoffnung, Putin könnten bald die Raketen ausgehen, ist lediglich Zweckoptimismus. Zu groß sind die Milliardenreserven des Kreml, zu einfach ist es Berichten von russischen und englischen Fachleuten zufolge, westliche Sanktionen zu umgehen, um sich die Hochtechnologie zur Steuerung der Marschflugkörper zu besorgen, die Russland immer noch nicht selbst herstellen kann. Die russischen Reserven an Chips und Steuerungsplatinen reichen diesen übereinstimmenden Berichten zufolge noch Jahre, um weitere Marschflugkörper herzustellen. Selbst wenn die Ukraine immer mehr davon abschießt, gibt es auf absehbare Zeit keine Sicherheit. Die aber wäre notwendig, damit etwa Flughäfen wieder öffnen, damit einheimische und ausländische Investoren umfassend in einen Wiederaufbau investieren. All das erscheint in weiter Ferne, solange Wladimir Putin im Kreml regiert und auf Hardliner wie General Sergej Surowikin setzt, dem schon im Syrien-Krieg Kriegsverbrechen angelastet wurden.

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