Politische Gewalt:Nennt sie

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Gedenken an die Opfer nach dem Terrorangriff am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt. (Foto: Thomas Rieder/dpa)

Wenn Menschen Opfer politischer Gewalt werden, bleiben ihre Namen oft unbekannt. Das soll Schutz geben, kann aber eine Form der Missachtung sein.

Kolumne von Karl-Markus Gauss

Alle paar Jahre gedenken die österreichischen Medien dreier getöteter Männer, indem sie deren Namen verschweigen. Im August 1974 waren die Soldaten, die den UN-Friedenstruppen auf Zypern angehörten, bei einem türkischen Raketenangriff ums Leben gekommen. Sie hatten die Insel nicht mit einer Armee von Invasoren erobert, sondern sollten mit ihrem internationalen Korps verhindern, dass die zwei verfeindeten Volksgruppen aus ihrer Insel ein Schlachtfeld machen und in einträchtiger Feindschaft ihre gemeinsame Zukunft zerstören. Wenn sich der Tag ihres gewaltsamen Todes auf eine runde Zahl jährt, wird da und dort mit Artikeln und Berichten an die drei österreichischen UN-Soldaten erinnert. Aber nie bekommen sie einen Namen, summarisch bleiben sie stets drei anonyme Landsleute, die ihren Dienst mit dem Leben bezahlten.

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